8. Februar 2019
"Heute diktiert Rap, was Pop ist!"
Interview geführt von Kay SchierWer alles alleine macht, muss alles allein entscheiden. Damit musste auch Yassin bei seinem Solodebüt erst einmal klarkommen. Das Gespräch drehte sich außerdem um Soundeffekte und ihre Wirkung, Zugänglichkeit, Pop, Integration, Konflikte und die große Frage: Bist du ein guter Mensch oder nicht?
Mit "Ypsilon" hat Yassin Einiges anders gemacht als auf seinen vorherigen Releases. Diese simple Feststellung verwandelt sich in der missglückten journalistischen Zuspitzung zum Gesprächsauftakt in einen ... naja ... einen ziemlichen Haufen, eben.
Du hast ja jetzt mit deinem neuen Album auf dein bisheriges Schaffen einen ... äh, ich sag' mal, ziemlich großen Haufen ...
Yassin: Ein Haufen, ja?
Also, äh, ja, finde ich schon.
Du meinst, mein Album ist ein Haufen Scheiße?
[Danach konnte es nur besser werden. Wurde es auch, dank eines auskunftsfreudigen, interessierten Gesprächspartners.]
Wie fühlst du dich? Wie waren die ersten Resonanzen auf dein Album?
Ich fühl' mich gut, die Resonanzen waren sehr gut. Ich muss auch sagen, über das hinaus, was ich mir gedacht und erhofft hatte, bin ich überwältigt von dem, was mir Leute teilweise schreiben. Ich hatte mir schon gedacht, dass das Leute finden wird, die das gerne mögen. Aber ich wusste nicht, ob es die so schnell finden wird. Ich wusste auch nicht, ob es die bei den Leuten finden wird, die sowieso schon Audio88 und Yassin hören. Ich habe teilweise sehr emotionales Feedback bekommen, positives Feedback, gerade aus unserer Fanbase. Das hat mich sehr glücklich gemacht, weil ich gesehen habe, dass die Leute bereit sind, sich auf etwas einzulassen, das sie noch nicht kennen, und dass sie loyal sind. Freut mich, dass wir so korrekte Fans haben.
Gabs auch Props von Leuten, die deine Musik vorher gar nicht gehört haben?
Ja. Da gab es relativ viele, die meinten, dass sie jetzt zum Beispiel über ein Interview auf mich gestoßen sind, oder weil Savas das Album seinen Fans empfohlen hat, oder Memo Filiz, der Fotograf von Fler. Also Leute, die nicht zwangsläufig in unserem klassischen Spektrum unterwegs sind, sondern über solche Kanäle an mich kommen und das Album dann voll feiern. Da freuts mich auch, dass das Album diese Wege in neue Bereiche findet.
Das ist interessant im Bezug auf das Zitat, das ich aus deinem letzten Gespräch mit laut.de rausgesucht habe: "Man kann sich nicht aussuchen, in welcher Szene man stattfindet. Man kann sich aber aussuchen, was für Musik man macht." Denkst du über den ersten Satz inzwischen anders?
Nee. Ich kann mir das immer noch nicht aussuchen. Natürlich gäbe es da Möglichkeiten durch Marketing. Aber man muss ja auch sehen, dass Audio und ich das Album auf unserem eigenen Independentlabel Normale Musik rausbringen. Wir haben keine großen Budgets zur Verfügung. Das ist alles knapp kalkuliert. Wir versuchen auf dem Indielevel, irgendwie klarzukommen. Wenn du mehr Geld zur Verfügung hast, kannst du natürlich beeinflussen, wo du Hörer finden wirst. Aber du kannst dir immer noch nicht in dem Sinne aussuchen, in welcher Szene du stattfindest oder von welchen Leuten du letztendlich gehört wirst. Auf dem Album sind von von zwölf zwei politische Songs. Keine Ahnung, ob das in der linken Szene genauso Wellen schlägt wie die Sachen, die ich mit Audio88 gemacht hab'. Wahrscheinlich nicht. Aber vorhersagen kann ich es in jedem Fall nicht. Deswegen würde ich die Aussage nicht revidieren.
Also war das Album jetzt auch kein bewusster Schritt, nach dem Motto: "Ich möchte auch mal woanders stattfinden als nur im Rap"?
Das wünsche ich mir in dem Sinne natürlich schon. Nicht, dass ich was gegen Rap oder Rappublikum habe. Aber gerade, wenn man auf Festivals ist, auf denen auch andere Musik läuft, und im Publikum auch mal verschiedene Lager zusammenkommen, ist das schon nochmal eine andere Stimmung. Das macht Spaß. Das ist aber auch etwas, das wir als Audio88 und Yassin die ganze Zeit haben, dass Leute vor der Bühne stehen, die eigentlich andere Musik hören, und dann zu uns kommen und sagen: "Was Rap angeht, hör' ich eigentlich nur euch." Was wahrscheinlich an den Texten liegt. Aber "Ypsilon" hört sich nicht so an, wie es sich anhört, weil ich woanders landen, sondern weil ich etwas anders machen wollte. Ich hatte Bock auf diese Musik, das ist der einzige Grund, warum es so klingt.
Du hast zu verschiedenen Gelegenheiten gesagt, dass du schon lange ein Soloalbum machen wolltest. Hattest du schon die ganze Zeit diese konkrete Vision vom Album? Oder hat sich das irgendwie ergeben?
Nee. Wie es genau klingen wird, wusste ich am Anfang nicht. Das hat auch eine Weile gedauert, bis ich wusste, wie es klingen soll. Was ich die ganze Zeit wusste, war, dass ich irgend etwas machen will, das möglichst wenig Kompromisse eingeht. Bei einem Soloalbum hat man die natürlich immer noch, allein aufgrund von Fähigkeiten, Zeit, Budget und so. Man kann nicht alles realisieren, das man sich in den Kopf setzt. Aber ich wollte keine Kompromisse machen dabei, ob die Sachen mir gefallen und wie gut sie mir gefallen. Ich wollte, dass all die musikalischen Einflüsse, die ich seit meiner Kindheit schon habe, ihren Platz finden. Das war eines der wenigen Konzepte, die ich vorher mit reingenommen habe. Ansonsten war mir vor allem wichtig, dass ich auf dem Album zu hundert Prozent ehrlich bin. Das habe ich geschafft.
"Das letzte Rihanna-Album fand ich überkrass."
Das hört man auf jeden Fall raus. Ich finde interessant, dass du meinst, du wolltest keine Kompromisse eingehen. Rein von den Melodien, den Hooks her, ist "Ypsilon" ja viel zugänglicher als deine bisherige Musik.
Das heißt ja nicht, dass das ein Kompromiss ist.
Das habe ich auch nicht gesagt. Aber wolltest du denn diese Art Zugänglichkeit ganz bewusst haben?
Sagen wir mal so: Ich habe in meinem Leben nicht nur sperrigen Anti-Rap gehört. Ich war als kleiner Junge ein riesiger Michael Jackson-Fan, bin Moses Pelham-Fan praktisch seit Anbeginn, seitdem ich es ab elf verstehen konnte. Auf dem Weg ist superviel Pop gewesen, Pop im Sinne von leicht zugänglicher Musik. Wenn ich jetzt Musik mache, habe ich nicht den Vorsatz "Das muss jetzt für möglichst viele Leute eingängig klingen", aber wenn ich eine Melodie singe, die ich morgen noch im Kopf habe, dann finde ich das geil. Ich sag' dann ja nicht: "Ach, fuck, die kann man sich merken, ich brauch' eine andere" So mache ich halt nicht Musik. Es ist nicht so, dass ich mich in meinem Selbstverständnis als Musiker dazu zwingen muss, etwas zu machen, das niemandem gefällt oder das niemand kapiert. Ich mache einfach das, was mir selbst gut gefällt, und wenn es mir länger gut gefällt, dann bringe ich es auch raus. Aber auch schon bei den Sachen, die ich mit Audio gemacht habe - "Halleluja" oder "Gnade" klingen komplett anders als zum Beispiel "Schellen", das in dem Sinne überhaupt keine Melodie hat, sondern eine bestimmte Energie transportiert. Das sind theoretische Aspekte, die ich auch verstehe und nachvollziehen kann, die aber beim Musikmachen selbst eigentlich keinen großen Einfluss haben. Dafür bin ich auch einfach nicht gut genug in Musiktheorie. Ich kann das alles letztendlich nur nach Gefühl beurteilen. Es gibt sicherlich Leute, die mir theoretisch nachweisen könnten: "Hier machst du es dir musikalisch ein bisschen einfach", aber wenn ich "einfach" gut finde, dann lass' ich es auch einfach so.
Du würdest also sagen, dass der Popanteil auf dem Album da ist, einfach, weil du Pop schon immer geil fandest?
Ja. Das letzte Rihanna-Album, "Anti", fand ich zum Beispiel überkrass. Ich finde, das ist innovativer Sound, der aber auch Populärmusik ist, logischerweise auch, weil sie halt Rihanna ist. Manche Leute denken bei mir: "Der hat jetzt Melodien, weil der ein Megastar werden will" - ey, jetzt komm' mal auf den Boden, hör' dir mal das Album an und sag' mir, welcher Song davon wirklich Tagsüber-Radio-tauglich ist oder was auch immer. Gerade im Raplager macht man es sich oft leicht und sagt: "Der will durchstarten." Ganz ehrlich, wenn ich wirklich ein Popstar werden wollte, würde ich einen komplett anderen Ansatz verfolgen. Dann säße ich hier auch nicht mit Übergewicht, weißt du, was ich meine? Ich würde ganz andere Prioritäten setzen. Ich will mich da jetzt auch überhaupt nicht rechtfertigen, weil ich es nicht schlimm finde, einen Ohrwurm zu machen. Aber die Leute sollten da versuchen, einen Schritt weiterzudenken. Es ist nicht so einfach, wie es sich ausspricht, sag' ich mal.
Ich mag das Album unter anderem gerade wegen des Popfaktors. Zum Beispiel hat mir aber ein Freund neulich gesagt, er versteht schon, dass dein Album ehrlich und gut gemacht ist, ihm gefällt es aber trotzdem nicht, weil er keinen Pop mag.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was "Ich mag keinen Pop" bedeutet. Du kannst Musik in "Rock" oder "Rap" einordnen, aber was ist "Pop"? Ist für ihn Bilderbuch auch schon Pop?
Mag er auch nicht.
Ich bin halt kein großer Freund von solchen Schubladen. Wenn mir jemand mit sowas kommt, bin ich auch schnell raus. Natürlich brauchen Dinge erstmal irgend einen Namen, siehe zum Beispiel "Vaporwave", allein um sagen zu können, das gibt es jetzt, da gibt es jetzt eine Szene. Aber Pop, Alter, das ist weder eine Szene noch eine musikalische Definition. Du kannst sagen, dass du dich populärer Mechanismen bedienst oder populärer Kompositionstechniken, um möglichst eingängig zu werden. Aber das ist alles auch sehr durch den Zeitgeist geprägt. Pop in den Siebzigern war etwas komplett anderes als Pop heute. Heute ist Pop ja gar nicht so weit von Rap entfernt ...
... oder identisch damit.
... beziehungsweise Rap diktiert, was "Pop" ist. Und deswegen klingt eine Aussage wie "Ich mag keinen Pop" - kein Front an deinen Freund jetzt – für mich auch ein bisschen pubertär. Ist nicht schlimm, aber rein musikgewohnheitsmäßig vielleicht ein wenig unreif. Pop ist kein Genre, für mich jedenfalls nicht.
Was mich in Bezug auf dieses Thema speziell interessiert: Wie bist du eigentlich zu Philipp Schwär gekommen?
Ziemlich kurze Geschichte: Ich war mit Farhot in Hamburg zur ersten Session für das Album verabredet, und er meinte vorher: "Wenn du da bist, bleib' mal ein paar Stunden länger und besuch' Philipp. Der feiert deine Mucke, und ich glaube, ihr müsst euch kennenlernen." Ich bin hin, wir haben gequatscht, er hat mir seine Sachen gezeigt, die ich vorher gar nicht kannte. Er ist sehr bescheiden, hat mir auch nicht alles gezeigt, ein paar Sachen aus jüngerer Zeit, die er selbst cool fand, und auch Solozeug, das er nie veröffentlichen wird. Das fand ich soundmäßig alles so geil detailverliebt. Das hat mich ästhetisch alles etwas an meine Def Jux-Zeit erinnert. Die unveröffentlichten Solosachen haben was von Industrial und IDM, aber auch urbane Tempi. Das fand ich alles ziemlich geil, ich hab' ihm dann Skizzen von mir gezeigt, und er ist voll drauf abgegangen. Er meinte: "Komm, wir machen mal ein, zwei Sachen fertig und schauen, wie das wird." Wir haben "Abendland" zuerst gemacht, danach war für mich safe, dass wir das Album zusammen fertig machen.
Er war meines Wissens dann auch ziemlich durchgängig an allen Songs beteiligt, richtig?
Ja, genau. Er hat alles gemischt und wir haben zusammen executive produced, wenn man so will.
Das wäre auch meine nächste Frage gewesen. Ich habe ihn nämlich in meiner Review "Executive Producer" genannt, ohne so wirklich genau zu wissen, was das eigentlich ist.
Bei solchen kleineren Projekten ist das auch ein eher schwammiger Begriff. Bei größeren wie zum Beispiel dem "Black Panther"-Soundtrack, wo, was weiß ich, 18 Künstler, 40 Songwriter und 30 Produzenten beteiligt sind, ist der Executive Producer relativ klar erst einmal dafür zuständig, dass die Platte fertig wird und dass alles zusammen gehört. Bei mir jetzt, oder auch bei Projekten, bei denen ich selbst Executive Producer war, wie zum Beispiel dem Mädness und Döll-Album, heißt das auch, dass man auf so einen gewissen musikalischen roten Faden achtet und den Künstlern hilft, gewisse Entscheidungen zu treffen. Das habe ich jetzt das erste Mal selbst so erlebt: Wenn man alleine alles entscheiden kann, ist das zwar schön, weil man keine Kompromisse machen muss. Das heißt aber auch, du könntest jede Entscheidung treffen. Wenn du einen Counterpart hast, der sagt, "Das und das finde ich nicht gut", dann gibt es ein A und ein B und man versucht, die Mitte zu finden. Solo gibt es ein A, B, C, D, E, davon musst du eins nehmen. Das ist manchmal echt viel, wenn man nicht genau weiß, wo man hinwill, und da hat Philipp geholfen. Sachen wie "Ne, das ist okay so, der Song kann hier auch zu Ende sein" oder "Die eine Zeile da ist zu viel, das verwässert es irgendwie".
Im Prinzip also das, was ein klassischer Produzent mit einer Rockband machen würde.
Genau. Bei einer Rapplatte sagt man ja eher "Executive Producer", weil Produzent, Producer, Beatmaker, Komponist ja oft im Prinzip das selbe meint und man eben noch einen Titel braucht, der oben über der Tätigkeit steht. Das haben bei "Ypsilon" eben ich und Philipp zusammen gemacht.
Wo du schon die ganz andere Art von Entscheidungsfreiheit angesprochen hast, die man solo hat: War der Produktionsprozess für dich deutlich anders als bei den Platten, die du mit Audio gemacht hast?
Ja. Langsamer auch, weil ich eben vorher nicht genau wusste, wo ich am Ende landen will. Auch wegen den Texten und ihren stark persönlichen, aber auch offenen Inhalten war es mir besonders wichtig, wie ich die genau ausdrücke. Es ging nicht einfach nur darum, witzig oder clever zu sein. Es musste gleichzeitig ehrlich, lyrisch schön oder technisch versiert sein. Das war ein längerer Prozess. Bei manchen Songs ging das ruckzuck, "1985" zum Beispiel habe ich innerhalb von zwei Stunden geschrieben und danach vielleicht noch zwei Zeilen geändert. Bei anderen Songs, zum Beispiel "Ypsilon", habe ich acht Versionen geschrieben und die letzte ist es dann geworden. Und, wie gesagt, war es ein längerer Prozess wegen dieser neuen Entscheidungsfreihet. Für den Audio mit seinen 15 Soloplatten ist das eine Selbstverständlichkeit, deswegen hat er bei Soloprojekten schon seinen Prozess dafür, den ich für mich erst einmal herausfinden musste. Dazu kommt natürlich auch, dass ich in meinem Alter und meiner bisherigen Diskographie das erste Mal ein Soloalbum mache. Da war der Druck, den ich mir gemacht habe, natürlich hoch. Dieser Anspruch hat viel Kraft und Zeit gekostet.
Es gibt auf der Platte ja auch, ich sag' mal, textliche Andeutungen ...
...dass das ein Abfuck war?
[Beidseitige Heiterkeit]
... vor allem aber auch, dass du vor Release vielleicht nervöser warst als sonst.
Nicht unbedingt wegen dem, das die Leute dann dazu sagen, sondern ... (überlegt) Naja, sagen wir mal, was mir persönlich jetzt nicht unbedingt "egal" war - obwohl, ja doch, eigentlich schon: Für mich ist es nicht so relevant, ob es den Leuten jetzt gefällt oder nicht. Das ist ... keine Ahnung, was wär' das denn jetzt für eine krasse Leistung, wenn ich auf einmal jedermanns Geschmack treffen würde? Aber das war eben auch nie das Ziel. Die Beurteilung von Leuten, die ich für ihre Musikalität respektiere, die war mir natürlich schon wichtig. Wie das eben ist, wenn du unter Kollegen bist: Es geht nicht darum, wer "Erster" ist, aber du willst schon mithalten. Da war die Aufregung schon groß. Ist zwar jetzt Businesstalk und wen juckts, aber damit die Leute das vielleicht etwas besser verstehen: Wenn Audio und ich ein Album rausbringen, ist das nicht so: "Mal gucken, ob das funktioniert, und wenn nicht, dann scheiß drauf." Das ist unser Leben, auch existentiell gesehen. Es geht nicht darum, reich zu werden, aber es ist eben ein finanzielles Risiko, ein Album rauszubringen, von dem du nicht weißt, wie es laufen wird. Und dadurch, dass ich vorher noch kein Soloalbum veröffentlicht habe, gab es auf jeden Fall auch Druck. Ich bin in dieser Hinsicht ein geschäftliches Wagnis eingegangen, die Art von Aufregung hatte ich auch, das ist klar. Wenn das Album jetzt niemanden gejuckt hätte, wäre das für mich musikalisch kein Scheitern gewesen, aber finanziell hätte man überlegen müssen, wie man das wieder ausgleichen kann. Wir sind mit unserem Label selbstständig. Das ist ganz normal, dass man als Unternehmer da einen gewissen Druck hat.
Bei Audio88-und-Yassin-Platten hat man oft den Eindruck, die zwei schreiben ihre Texte, dann kommt jemand mit einem geilen Beat an, man schraubt beides zusammen, und fertig ist der Track. "Ypsilon" hat aber viel mehr kleine Details in den Arrangements, die man erst nach wiederholtem Hören wahrnimmt. Deswegen, und auch zum Beispiel wegen den Soundmanipulationen an den Vocals, frage ich mich, ob dieses Mal Text- und Beatproduktion deutlich stärker zusammen stattgefunden haben?
Ja, gerade bei den weniger klassischen Songs. So einen klassischen Rapsong wie "1985" habe ich schon tausendmal gemacht, das ist kein Hexenwerk mehr. Andere Sachen, wie zum Beispiel "Abendland", habe ich in der Form zum ersten Mal gemacht. Da habe ich mit einer Skizze angefangen. Dann hat mir Konrad Betcher geholfen, ein paar Akkorde dazu zu spielen. Dann hat Philipp seinen Teil beigetragen. Den Impuls, wie genau die zweite Strophe in Bezug auf Energie und Stimmung aussehen soll, hatte ich erst beim Produzieren, und erst danach wusste ich auch, was genau ich im Refrain sagen will. Das gab es bei mehreren Songs. Bei "Panzerglas" habe ich den Text geschrieben, während der Beat gerade gebaut wurde, wirklich wie in einem. Auch das Arrangement war eine flinke Idee parallel dazu, und so hat sich alles Hand in Hand ergeben, in diesem Fall innerhalb von einer Nacht. Es gab verschiedene Prozesse, aber insgesamt war es ein viel dynamischeres Arbeiten als sonst, was mich auch noch einmal anders herausgefordert hat.
Hört man voll. Ein Freund von mir nennt sowas "Musikerbeats", wenn man merkt, das lief nicht mal eben schnell an der MPC, sondern da hat noch Arbeit im Detail stattgefunden.
Ich bin auch froh, dass das Album am Ende so rund geworden ist, was auf jeden Fall mit Phillips Verdienst ist. "Deutschland" war zum Beispiel erst nur eine ganz rudimentäre Skizze von mir, die ich mit Grzegorz und Torky Tork weiterproduziert habe. Beide kommen aus ganz verschiedenen Richtungen, Torky macht ja diese rumpeligen Undergroundbeats, Grzegorz macht eigentlich so Post Rock-Eighties-Sound. Das haben wir dann in Lo-Fi zusammengebracht, und Philipp hat es gesteigert. Da war erst alles irgendwie drinne, was wir irgendwie spielen konnten, und dann hat man aussortiert. Das fand ich voll geil: Leute kommen zusammen, jeder in seinem Metier gut, zwei spielen Instrumente, der andere macht Drums, ich überlege mir ein Arrangement, und deswegen klingt das wahrscheinlich so nach "Musikerbeat", und nicht unbedingt wie ein normaler Beat. Sowas macht voll Bock, einfach. Insofern fällt einem ein solcher Prozess fast leichter, weil es nicht so schnell langweilig wird.
Ein produktionstechnisches Detail, das besonders auffällt, ist der Einsatz von Autotune. Wobei es ja nicht aus dem Nichts kommt, dass du dich für solche Sachen wie Trap interessierst, wenn man sich zum Beispiel "K.R.A.U.M.H." von "Halleluja" anschaut, im Prinzip ein Trapsong.
Ja, genau. Das war ursprünglich nur ein Loop von meinem Cousin Yannic, wo ich dann meinte: "Lass' damit mal das und das machen", weil ich da schon Bock auf so einen Sound hatte. Mir wurde jetzt ja auch tausendmal diese Zeile von mir vorgehalten, "Da, wo ich herkomm, nennt man Trap immer noch Techno" ...
... wurde durchgekaut, ja.
... ich sage es trotzdem nochmal, damit die Leute es checken. Auf der gleichen Platte, auf der ich das sage, ist ein Trapsong. Mir ging es darum, diese Scheuklappen zu persiflieren, die man als "Backpacker" angeblich tragen muss. Ich finde die halt nicht angemessen. T9 [Projekt von Torky Tork und Doz9, Anm. d. Red.] zum Beispiel finde ich in Bezug darauf richtig geil. Die haben eine klare Vorstellung davon, was für sie geht und was nicht geht, aber deren Songs sind mit den ganzen krassen Samples und verschiedenen Geschwindigkeiten fast schon Soundcollagen. Das ist halt auch kein "Real Rap". Ich finde, man sollte da offen sein. Von daher habe ich auch nie gedacht: "Autotune, nee, das darf ich jetzt nicht machen." Ich kann verstehen, dass man sagt, ich mag das nicht hören, ist okay. Aber daran ist halt nichts falsch. Es ist eine technische Entwicklung, die du entweder akzeptierst oder nicht. Man mag sagen, Smartphones tun der Menschheit nicht gut. Yo, kann sein, das wird keinen daran hindern, sie zu benutzen.
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich vermute, dass du ja eigentlich nicht aus einer Szene kommst, in der man zum ersten Mal Autotune gehört und sich gesagt hat: "Voll geil, Sound der Zukunft."
Nee, man muss aber auch sagen, die ersten Jahre wurde das einfach auch richtig schlecht gemacht. Zum einen ändert sich natürlich auch einfach die Hörgewohnheit. Andererseits, wenn man sich so die ersten Songs mit dem Effekt anhört ... Kanye war so der erste, der gezeigt hat, dass man das musikalisch einsetzen kann, das man damit Harmonien erzeugen kann, dass das mehr als nur ...
... T-Pain ist.
Ja, genau. Also, T-Pain war ja sogar noch relativ geil, weil er Autotune wie einen Vocoder benutzt hat. Aber viele dachten halt erst, Autotune allein würde ihnen schon die Musikalität mitbringen, um einen guten Refrain zu schreiben. Aber du musst eben trotzdem noch eine geile Melodie entwickeln, und man hört, dass viele den Effekt einfach drauflegen, in der Hoffnung, dass es dann von selbst schon melodiös wird. Andere nutzen eben diesen soundtechnischen Effekt der Entfremdung. Bei Futures Tracks ist ja zum Beispiel permanent Autotune drauf, ob du es jetzt "brauchst" oder nicht. Letzten Endes ist es aber wie Delay oder Reverb einfach ein Soundeffekt. Du kannst sagen "Mag ich nicht", aber der wird deswegen nicht verschwinden. Die Leute werden nicht aufhören, ihn zu benutzen. Du kannst dich darüber ärgern, dass dein Lieblingskünstler das jetzt benutzt, aber er wird deswegen wahrscheinlich nicht damit aufhören.
Erinnerst du dich an einen bestimmen Song oder ein bestimmtes Album mit Autotune, bei dem du dir dachtest: Geil, das funktioniert?
Es gab immer wieder so Momente, wo man sich dachte: "Ah, geil, das kann man machen." James Blake hat das zum Beispiel sehr geil eingesetzt, der es ja gar nicht nötig hat. Anderes gutes Beispiel ist Miss Platnum, die es auch nicht nötig hat, eine Tonhöhenkorrektur auf ihrer Stimme zu haben, die nutzt es als Stilmittel. Das klingt megageil, weil sie es mit ihrer unbearbeiteten Stimme zusammenmischt, das hat einen krassen Effekt, weil es im positiven Sinne für diese technologisierte Zeit steht. Man kann da, finde ich, Querverbindungen ziehen zu Entwicklungen, die auch generell stattfinden. Der Sound klingt dadurch technologisierter. Sowas macht's halt geil. Bei Tua ist das auch so, der setzt Autotune sehr bewusst und sehr gekonnt ein. In meinem Fall ist es oft ein Hilfsmittel. Aber zum Beispiel bei "Panzerglas" im Refrain wäre es eigentlich auch nicht nötig gewesen. Aber ich habs mit Autotune aufgenommen, weil ich genau dieses Wackelige, leicht Unsichere, das dadurch im Sound entsteht, an dieser Stelle so haben wollte. Die Leute verteufeln das oft, als würde es die Musik kaputt machen, aber ein einzelner Effekt wird die Musik nicht kaputt machen. Da kann ich auch alle beruhigen: Es wird weiterhin alle Wu-Tang-Alben geben. Gerade Musik von früher wird immer noch leichter zugänglich, es gibt genug Alternativen, wenn man mit dem aktuellen Sound nicht so zurecht kommt.
Gerade aber weil Autotune im Moment so exzessiv benutzt wird und eben auch für den Sound dieser Zeit gerade steht, frage ich mich, ob das ein Phänomen ist, ähnlich wie in den Achtzigern, als alle in jeder Produktion noch so maßlos viel Hall auf ihr Schlagzeug gelegt haben.
Ja, das ist ähnlich. Es gab dieses eine Genesis-Album, auf dem das erste Mal digitaler Reverb eingesetzt wurde. Das hat Phil Collins, glaube ich, sogar extra dafür entwickeln lassen. Wenn man sich dieses Album anhört, das ist so absurd. Das ist genau das, was du meinst: auf alles Hall. Also wirklich egal, ob Gitarre, Gesang, Bassdrum, überall. Du hörst es dir jetzt an und denkst, ist was Besonderes, aber aus heutiger Sicht nicht eben perfekt. Aber ich nehme an, die Leute fanden es damals krass. Und ich glaube, dass es heute ähnlich ist: Alle denken, Autotune ist der heilige Gral, und wenn ich das mit Trap kombiniere, werde ich reich. Das ist zumindest der Mythos, der grade kursiert, aber das ist natürlich nicht der Fall. Es differenziert sich aber auch immer mehr aus, zum Beispiel, wie heißt dieser Neue? Mero mit "Baller los"? Der rappt richtig technisch gekonnt, verwendet aber auch genauso gekonnt Autotune.
[Es ist jetzt Punkt sechzehn Uhr. Mein Handywecker ballert los. Kommentar Yassin, sehr erheitert: "Ich fühle deinen Lifestyle."]
"Ich glaube, Opa wäre stolz."
Beim Hören sind mir spezifisch einzelne Samples aufgefallen, beispielsweise das Gesprochene am Ende von "Abendland".
Das Arabische, meinst du? Das ist mein Vater. Der liest da die arabische Übersetzung eines französischen Gedichts. Das Gedicht heißt "Liberté", von Paul Eluard. Das war ein Vorschlag von Philipp, und zwei Passagen daraus fand ich sehr passend. Lustigerweise hat sich das angefühlt wie eine Fügung. Ich habe meinen Vater darauf angesprochen, und er meinte: "Ach, das. Musste ich in der Schule immer aufsagen."
Hast du von deren Seite schon Feedback zu "Nie So" bekommen?
Von meinen Eltern? Nee, noch nicht. Ich weiß, man kann das so verstehen, als würde ich auf dem Song mit meinen Eltern sprechen, aber so ist es tatsächlich gar nicht gemeint. Mit "ihr" meine ich in dem Fall gar nicht die. Meine Eltern sind zum Glück sehr offen, was meinen Lebensweg und meine Entscheidung, beruflich Musik zu machen, angeht. Die vertrauen mir da. Allerdings, wie ich auf dem Song sage, ist es auch unnötig, ihnen jede Sorge aufzulasten, die ich mit mir trage. Aber die waren beide schon selbstständig beziehungsweise sind es und wissen deswegen auch, dass das nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Also, nee, "Nie So" ist eher eine ... Obwohl, das überlasse ich den Hörern.
Ich habe es zumindest so verstanden.
Das ist okay. Man kann es auch so verstehen. Hängt aber auch immer damit zusammen, in welcher Situation man selbst gerade steckt.
Voll. Ich bin halt auch eher noch in dem Alter, in dem die Thematik, wie ich sie da herausgehört habe, etwas relevanter ist. Das ist aber auch ein Punkt, in dem ich das Album gelungen finde, und was es meiner These nach auch zu einem Popalbum macht: Einerseits ist es in Momenten wie "Nie So" ziemlich zeitgeistig, sodass jemand in meinem Alter sich und den eigenen Generationenkonflikt darin wiederfinden kann. Andererseits ist es aber auch vieldeutig, interpretationsoffen, man kann sich auf eine zugängliche Art und Weise darin wiederfinden, ohne dass es explizit so gemeint sein muss. Das macht für mich guten Pop aus.
Das freut mich. Ich hatte da ein gutes Gespräch mit Tua, bevor ich wirklich angefangen habe, an dem Album zu arbeiten. Der hat mir echt den Kopf gewaschen, das war sehr sehr gut und ohne das hätte ich, glaube ich, auch gar nicht so viel geschafft. In diesem Gespräch hat er auf diesen einen Trugschluss hingewiesen: Man kann schon, rein technisch, so schreiben, dass möglichst viele Leute Zugang finden, mit Wortwahl, mit Slang, bestimme Brücken in Milieus, in Altersklassen, zum Geschlecht auch vor allem schlagen. Was aber eigentlich die größte Identifikationsfläche bietet, ist, wenn du dich selbst komplett aufmachst. Wenn du mit einem Detail die Sache glaubwürdig machst. In dem einen Song, in dem ich mich bei meiner Schwester entschuldige, weil ich in einer bestimmten Zeit nicht für sie da war, das hätte ich auch anders formulieren können. Ich hätte auch einfach sagen können: "Ich bin nicht immer da für alle anderen." Da hätten dann vielleicht auch Leute nach dem Hören gesagt: "Ja, stimmt, ich bin auch nicht immer da für alle anderen." Aber wenn ich mich explizit bei meiner Schwester entschuldige, dass ich in einer bestimmten Zeit nicht für sie da war, hört es vielleicht jemand anderes und sagt eher: "Mist, ich war für meinen Vater nicht da, oder für meinen besten Freund." Dann ist das Gefühl viel stärker, weil es eindeutig beschrieben ist. Tuas Ratschlag war: "Ey schreib' es einfach auf, wie es ist, du wirst schon merken, wenn es zu viel ist, wenn du etwas nicht offenbaren willst." Den Ratschlag habe ich befolgt. Deswegen freut es mich natürlich, wenn du sagst, das viele Leute da Zugang finden können, denn dann ist es meine meine Ehrlichkeit gewesen, die dazu geführt hat.
Da spielt aber auch mit hinein, wie du textest. Beispiel "Abendland": Man muss nicht darüber reden, worum es in diesem Song geht, das weiß jeder, aber rein textlich ist er dafür relativ unkonkret. Du nimmst da sehr wenig Bezug auf wirklichen Scheiß, der passiert ist.
In dem Fall habe ich das absichtlich so gemacht. Der Sachverhalt ist sehr komplex, und wenn ich keine Lösungen parat habe, die ich vorschlagen kann, wäre es vermessen, das zu versuchen. Oder sagen wir mal, wenn ich in dem Fall konkreter geworden wäre, hätte ich vielleicht Dinge gesagt, die sich in einem halben Jahr als falsch erweisen. Wir haben zum Beispiel mit "Schellen" einen Song gemacht, der da sehr konkret ist. Damals, als die Stimmung ein Zehntel von dem war, wie sie jetzt ist, aber spürbar war, was passieren kann, haben wir versucht, das konkret aufzugreifen. Mit den Zitaten, die wir im Song persifliert und überspitzt haben, haben wir eigentlich genau das prognostiziert, was dann kam. Jetzt bei "Abendland" wollte ich ein diffuses Gefühl zu Papier bringen, das durch einen sehr komplexen Sachverhalt erzeugt wird. Das ist nicht so einfach. Wenn du dann konkret wirst, kann es sein, dass du das Gefühl schwächst oder verfehlst. Und ich wollte, dass der Song auch in einem Jahr noch widerspiegelt, was er bedeutet.
In Bezug auf diese immer stärker werdende "Stimmung": Kennst du zufällig Aladin El-Mafaalani?
Nein.
Ein Soziologie, der mit einem Buch letztes Jahr ziemlich Welle gemacht hat, heißt "Das Integrationsparadox: Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt". Sein Gedanke ist sehr interessant, speziell bezogen auf Konflikte mit Einwandererkindern der dritten Generation, dass die Konflikte, grob gesagt, eben daher kommen, dass sie sich integrieren, weil sie keinen Bock mehr haben, nur Kellner und Kloputzer zu sein. Das Konflikte ein Zeichen dafür sind, dass wir auf einem guten Weg sind. Übertragen frage ich mich deswegen auch, die ganze Scheiße, die man jetzt mit der AfD hat ...
Meinst du, das könnten Kinderkrankheiten sein?
Nicht Kinderkrankheiten. Aber, gewisse Missstände waren eben schon immer da. Die AfD hat Rassismus ja nicht erfunden. Würdest du das auch so sehen können, dass das zwingende Konflikte sind, die gerade stattfinden? Also, weg vom allgegenwärtigen "Die Welt geht unter", sondern das man es auch so sehen kann, dass wir dabei sind, Missstände zu überwinden?
Das wäre natürlich die schönere Variante. Auch weil du gerade meintest, dass es bei "Abendland" nie spezifisch wird: Ich habe da ja so ein paar Metaphern drin, die aus dem Archaischen, Tierischen kommen, "Fell", "Rüstung". Spielt ja eigentlich alles heute keine Rolle mehr. Ich habe da mal ein Interview oder Gespräch verfolgt, bin mir nicht mehr sicher, in dem es darum ging, worauf Xenophobie anthropologisch gesehen zurückzuführen ist. Wenn man diese Fremdenfeindlichkeit im Kontext einer Stammesgesellschaft betrachtet, in der es zuerst um Grundbedürfnisse wie Lebenserhaltung und Fortpflanzung ging, waren das dort ja sehr hilfreiche Mechanismen. Man hat das eigene Überleben dadurch sichern können. Jetzt ist die Frage: Ist die Erleuchtung des Menschen durch den Verstand und die Selbstreflexion wirklich so wirkungsvoll gewesen, dass man jetzt sagen kann, wer jetzt ein Fremdenfeind, ein Rassist ist, wer jetzt wegen Fremder Angst um seinen Wohlstand oder seine Existenz hat, der ist archaisch? Oder ist der so modern im Kopf, das er verstanden hat, dass sein Kapitalismus so funktioniert. Dazwischen wird wahrscheinlich irgendwo die Wahrheit liegen, ich weiß es nicht. Deswegen ist es natürlich eine berechtigte Frage, ob das ein notwendiger Konflikt ist. Auf der anderen Seite ist die Frage, was macht ihn denn notwendig? Man könnte ja auch fragen, wenn die Leute Zugang zu allen Informationen der Welt haben, warum konsumieren sie dann die falschen? Warum konsumieren sie die Lüge, statt der Wahrheit? Warum bevorzugen sie die unwissenschaftliche Meinung gegenüber dem wissenschaftlichen Beweis? Da würde ich aber weniger von einem "notwendigen Konflikt" sprechen, als eher über eine generelle Überforderung des Menschen an sich.
Fake News sind auf jeden Fall ein Aspekt, der von der Theorie nicht abgedeckt wird. Das hat ja noch keiner so richtig erklären können.
Das ist Meinungsmache, damit verdienen viele Leute auch viel Geld, da spielen noch andere Faktoren mit rein. Aber diesen gesellschaftlichen Aspekt der Theorie finde ich sehr interessant. Werde ich mir mal durchlesen, weil das wohl gewisse Dinge erklären kann. Im Grunde genommen denke ich mir aber auch oft, man kann all dieses Wissenschaftliche abziehen und fragen, bist du ein guter Mensch oder nicht. Und da gibt es, finde ich, sehr klare Kriterien, die sind weder links noch rechts und haben in dem Sinne nichts mit Politik zu tun. Tust du jemandem etwas an, von dem du willst, dass es dir auch angetan wird. Ja oder nein, Kategorischer Imperativ, ich finde, das ist eigentlich die Basis. Alter, willst du da an diesem scheiß Stacheldrahtzaun stehen? Glaubst du, die sind gierig? Nein, du bist gierig, wenn du willst, dass die hinterm Stacheldrahtzaun stehen. Und wenn du das nicht so siehst, ist da ein logischer Bruch, den du selbst herbeiführen musst. Den musst du durch deine Meinung, deine Sozialisation aufrecht erhalten, den musst du mit Falschinformationen füttern. Das ist ein missgünstiger, menschenfeindlicher Blick auf die Welt. Der kommt nicht von alleine. Der wird dir beigebracht, oder den erfindest du dir, aus Bequemlichkeit oder was auch immer. Aber das macht dich halt definitiv zu einem unguten bis schlechten Menschen. Davon bin ich fest überzeugt, da kann man Studien machen, wie man will, der Ursprung davon ist völlig egal. Wenn du in der Lage bist, klar zu denken, denk' darüber nach.
Einerseits ist das ein wunderschöner Schlusssatz gewesen, andererseits würde ich eine Frage gerne noch stellen.
Ja, klar.
Weil du sie auf "Haare Grau" ja auch selbst aufwirfst: Was hätte dein Opa zu "Ypsilon" gesagt?
Boah, gute Frage. Ich glaube, er wäre stolz. Musikalisch hätte er damit wahrscheinlich nicht mehr so viel anfangen können, nehme ich an. Aber ich glaube, er fände es gut, zu sehen, dass ich mir bei etwas so viel Mühe gebe und dass ich so fleißig bin.
Geil. Danke!
Danke dir.
2 Kommentare mit 25 Antworten
Headline ist akkurat, das Interview habe ich mir natürlich NICHT durchgelesen.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum undifferenzierten Mainstream-Musikgeschmack.
Dann dürfte die hiesige Sub-Community ab sofort ja eigentlich Fragen wie "Was hörst du so für Musik?" auch ganz unpeinlich mit "Fast alles, was so im Radio läuft" beantworten können, hm? Danke.
Ohje, Doc Souli salzt hier ziemlich übel rum.
Wie genau kannst du denn auf "undifferenzierten Mainstream-Musikgeschmack" schließen? Nur weil man nicht irgendwelchen abseitigen Lärm feiert und super edgy ist?
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Nö. Einfach nur, weil er überwiegend Rap hört und Rap ist nun mal Mainstream. Anno 2019 fast durchgehend Formatradiokram nach Baukastenprinzip, mehr noch Begleitprodukt zur Selbstvermarktung denn eigenständige Kunstform mit nem höheren Anspruch als dem, Unterhaltung auf Daily Soap-Niveau zu liefern. Das, was praktisch überall und zu jedem Anlass gespielt wird, ohne dass es irgendwen juckt, gerade auch, da es so austauschbar und massenkompatibel produziert wird.
Deal with it.
Ok, da spricht natürlich der wahre Musikkenner aus Dir, der sich richtig differenziert und intensiv mit dem Genre Rap auseinandergesetzt hat.
wenn man sich die klickzahlen anschaut und sich mal vor augen hält, dass zum beispiel d-rap mittlerweile auch unter den studenten sich rasch verbreiten zu scheint, dann ist rap mainstream. klar.
"dass zum beispiel d-rap mittlerweile auch unter den studenten sich rasch verbreiten zu scheint" Mittlerweile? Bei mir an der Uni hören alle Rap, auch die Ladies.
Das ist echt schön zu wissen, Olivander. Das bringt uns so richtig weiter.
@olivander
hast du da mittlerweile ne hausmeisterstelle angenommmen, oder warum lungerst immer noch da rum?
Rap ist halt das, was Pop-Punk(Blink, Green Day, Sum 41 etc.) anfang der 2000er waren. Die Jugend hört derzeit halt überwiegend Rap, und Rap wird dadurch in der Bandbreite massentauglich. Im Prinzip könnte man Camora & Bonez, Capital Bra, Ufo361 etc. auch als Pop-Rap bezeichnen, oder wie Cro schon 2012 herausfand: feinster Raop.
ok, schlimmer als befürchtet. ^^ bin nicht mehr an der uni und daher auch mehr up to date.
Nur Leleks hören keinen Rap und Yassin habe ich schon vor zehn Jahren gepusht, ergo Mal wieder ein Front, der ins Leere geht.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
@mundi
Aha, warst du denn auch Firstmover, was Yassin betrifft? Denn ähnlich überzeugend wie die Angaben unseres absoluten Über-Firstmovers aller Genres wirken Aussagen wie deine da oben und zwar ganz besonders dann, wenn sie als Rechtfertigung in deinem niedlichen Meme-Duktus vorgetragen werden.
@Craze
"...der sich richtig differenziert und intensiv mit dem Genre Rap auseinandergesetzt hat"
Ist für eine belegbare Feststellung wie "Rap ist im Hinblick auf seine kommerzielle Verwertbarkeit Mainstream" ja auch so so furchtbar unabdingbar, ne? Aber bring das mal einem schwäbischen Bürohengst bei, der die Belanglosigkeit der eigenen Existenz durch in die Tastatur gehackte, Tourette-artige Herabwürdigungsattacken und chronisch toxischer Schreib-Diarrhoe im Internet zu kompensieren sucht, die er selbst zu allem Überfluss offensichtlich auf regelmäßiger Basis mit schlüssiger Argumentation verwechselt. Wenn dann mal wer an deinem Käfig rüttelt, dann flüchtest du dich in die Schutzbehauptung, dies sei dein Konzept für die hiesige Präsenz. Bist letztlich doch nur so was wie der Scarabaeus von laut.de, hm? Hast ständig das Gefühl, hier mächtig was zu bewegen, dabei rollst du den ganzen Tag nur Scheiße vor dir her...
Peace out, ihr Chart- und Formatradiohörer mit eingebildetem Underdog-Status!
Erstmal Props dafür:
"Denn ähnlich überzeugend wie die Angaben unseres absoluten Über-Firstmovers aller Genres.."
Jetzt haste Dir ja ganz geschickt einen Schnipsel aus deinem Gesaibel rausgepickt, der kein Schwachsinn ist. Der Rest ist halt typisches elitist Abgejerke auf die Überlegenheit des eigenen Geschmacks. Kann mir richtig vorstellen, wie du bei einem Glas Chardonnay, von Hausswollfe hörend, in Deinem Elfenbeinturm sitzt und mit überlegenem Lächeln geschliffene Zeilen in die Tastatur klöppelst. Fakt ist aber halt, dass du nur den Teil von Rap beschreibst, den man tagtäglich im Radio hört, von Loredana über Drake bis Post Malone und deshalb greift Dein Geschwalle halt einfach zu kurz.
Deine kleine Psychoanalyse ist ja auch mal wieder herzallerliebst. Finde es nur frech von einem abgehalfterten Typen, der Fake Weibern in einem Musikboard (vergeblich) hinterherjagt, anderen Menschen eine "Belanglosigkeit der eigenen Existenz" zu unterstellen. Du profilierst Dich doch fast ausschließlich mit deinen Versuchen Dich über Andere zu erheben, auch gern mal unterhalb der Gürtellinie (Anwalt). Der Unterschied ist doch hier nur, dass Du gern 6-zeilige Schachtelsätze, mit Fremdwörtern gespickt, benutzt um Allen zu zeigen, was für ein gebildeter und eloquenter MF Du doch bist. Aber insgeheim vertreibst Du Dir doch nur die Zeit, in Erwartung des nächsten Posts von Dogmer.
Verstehe die Selbstdemontage unseres Forenspießers auch nicht wirklich. Nonsense in Schachtelform bleibt immer noch Nonsense. Muss man sich Sorgen machen?
"Du profilierst Dich doch fast ausschließlich mit deinen Versuchen Dich über Andere zu erheben"
Was du ja nie und nimmer tust...außer in jedem einzelnen Post von dir.
Mit "Scheiße vor sich her rollen" hat's der souli schon treffend beschrieben.
"Der Unterschied ist doch hier nur, dass Du gern 6-zeilige Schachtelsätze, mit Fremdwörtern gespickt, benutzt um Allen zu zeigen, was für ein gebildeter und eloquenter MF Du doch bist."
Das muss weh tun, hmm? Immer diese eloquenten Motherfucker. Eloquenz überhaupt hat nur den einzigen Zweck, den Nicht-eloquenten ihre Unzulänglichkeit vor Augen zu führen, ne?
Lies halt mal ein Buch, bilde dich weiter...dann kannste aufhören, deinen Minderwertigkeitskomplex auf jeden zu projizieren, der ne etwas geschliffenere Wortwahl hast als du.
Schnell weg hier!
Ohje, da kommt der Nächste um die Ecke.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob du ein Muppet irgendeines Dünnbrettbohrers bist, oder tatsächlich ein eigener Charakter, aber ist ja eigentlich auch total egal.
Falls Du es, trotz deines überragenden Intellekts, nicht bemerkt hast, habe ich die "Vorwürfe" des heruntergekommenen Doktors garnicht versucht zu enkträften oder zu verneinen, da das ja Alles sehr obvious ist.
Was ich dann aber halt doch amüsant finde ist, wenn Leute ohne Relevanz (Du) oder mit zweifelhafter Kompetenz (Souli) meinen, vom Postverhalten auf laut.de auf einen Minderwertigkeitskomplez schließen zu können.
Aber ja, ihr könnt sehr stolz darauf sein, dass ihr tolle Fremdwörter kennt und ihr Diese so gekonnt auf einem Springer-Medium breittretet, das macht euch definitiv zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft.
Traurig ist, dass Ihr Euch ALLE über andere erhebt und nichts besseres zu tun habt, als Euch auf einer Musikwebsite gegenseitig zu denunzieren. Und wenn Ihr Euch nicht untereinander bekabbelt, geht es gegen die Autoren, die Ihr nicht mögt oder gegen die Künstler, die Ihr Euch trotzdem heimlich anhört. Ihr seid Euch gar nicht mal so unähnlich. Je öfter ich hier lese, desto mehr bekomme ich übrigens das Gefühl, dass Ihr abgehalfterte mid-thirties bis mid-fourties seid. Mutet etwas peinlich an, dass erwachsene Menschen täglich, oft sogar stündlich, die Zeit finden, im Internet mit wildfremden Personen zu diskutieren. Da möchte ich mir Euer Privatleben gar nicht erst vorstellen. Ich gehe stark davon aus, dass es zu Euren Tageshighlights gehört, wenn Ihr auf laut.de die Musikpolizei spielen könnt hehe.
https://youtu.be/AS8X2Qp_6aA?t=17
@wie bogy. du prangerst an dass sich user in diesem forum über andere erheben. ok, ist was dran. aber du definierst im folgenden dann selbst sehr sehr oberflächliche maßstäbe nach denen du diese user abwertest. fällt dir was auf?
Halt die Klappe Bogy und verpiss dich! Hehe Hihi
"Verstehe die Selbstdemontage unseres Forenspießers auch nicht wirklich."
@mundi: ich glaub der hatte einfach nur einen miesen Tag.
Ich weiß ja ganz ehrlich nicht, was ich davon halten soll, dass ihr euch ganz offensichtlich dazu entschieden habt, die diesmonatigen Hampelmann-Olympics abzuhalten ohne mir zumindest bescheid zu sagen, möchte aber nachträglich anfügen, dass ich euch auch alle ganz doof finde!
@CAPS
Gut getippt. Aber zum Glück ist ja auf so manchen Forenhamster hier Verlass, wann immer ich Reibung suche, ohne dabei ernsthafte Konsequenzen für beruflichen, sozialen oder privaten Status fürchten zu müssen.
An dieser Stelle natürlich nochmal props an alle Beteiligten. Hätte mir mehr Gegenwind von mundi gewünscht, aber ein asuna-Gate kriegt mensch halt auch nicht einfach so für nen dünnen Front an nem schlechten Tag angehängt, schon klar. Craze dafür gewohnt sauber on point, gelungene Zusammenfassung! Nächstes mal evtl. noch auf meine Zeit im brigitte.de-Exil eingehen... Hat jetzt jemand in letzter Zeit eigentlich mal was von Krypta gelesen oder nicht?
Ach, und nochmal @Wie Bogy:
https://youtu.be/AS8X2Qp_6aA?t=39
Super Typ, Album leider nicht ganz so super.