laut.de-Kritik
Rapper und Country-Sänger machen Rockmusik. Y not?
Review von Jakob HertlWas kommt heraus, wenn ein Rapper und ein Country-Sänger und -Produzent gemeinsame Sache machen? Ein klassisches Rockalbum! Ja, richtig gelesen. Die Kombi Yelawolf und Shooter Jennings mag im ersten Moment so passend wie Nutellabrot mit Salami klingen – aber weit gefehlt. Die Zusammenarbeit hat eines der überraschendsten Alben des bisherigen Jahres hervorgebracht. Und dann auch noch ein gutes.
"Sometimes Y" heißt das neue Werk, Jennings erläuterte dazu: "Als Kind bekommt man in der Schule all diese Rechtschreibregeln beigebracht. Aber im selben Atemzug erklären sie dir auch, dass es die gelegentliche Ausnahme wie 'sometimes y' gibt, womit man das ganze System in Frage stellen kann. Auf einmal ist das ganze Regelwerk wieder offen, und man kann machen, was auch immer man will. So haben wir uns bei der Arbeit an diesem Album gefühlt." Alle Vorgaben und Erwartungen sind den beiden also gediegen am Arsch vorbei gegangen: Sie machten einfach, worauf sie Bock hatten.
Das Ergebnis ist eine Menge Classic Rock mit typischen Schlagzeug-Beats und sehr, sehr viel E-Gitarre. Oft klingt das energetisch, etwa die erfolgreichste Single "Make Me A Believer", in die sich Einflüsse aus Indie und Pop eingeschlichen haben. Ein wirklich überzeugender Feel-Good-Hit – nur vom maximal verstörenden Musikvideo rate ich ab.
Die wahren Highlights sind aber andere Tracks: Zum einen "Hole In My Head", der erst Country-Elemente durchscheinen lässt und sich dann in hymnischen Arena-Rock mit Ohrwurm-Potenzial wandelt. Und zum anderen "Rock And Roll Baby", das ruhig anfängt, aber eine drückende Intensität und Spannung aufbaut, die im Refrain ausbricht – unaufgeregt und emotional, aber doch explosiv. Es macht den Eindruck, als mussten da einfach ein paar aufgestaute Gefühle und Gedanken raus.
Das "Rock And Roll Baby" ist übrigens Yelawolf selbst. Der Song setzt sich mit seiner schweren Kindheit und der alleinerziehenden Mutter auseinander, was auch im Musikvideo behandelt wird. Was man von einem Rapper eigentlich erwartet hätte – Rap – findet tatsächlich nur auf "Shoe String" statt. Das stört aber überhaupt nicht, im Gegenteil: "Sometimes Y" entlarvt Yelawolf als einen fast noch besseren Sänger. Auch Shooter Jennings leistet als Produzent ganze Arbeit. Dennoch flacht das Album nach den ersten vier Songs leider etwas ab.
"Radio" und "Jump Out The Window" fallen kaum auf, in "Fucked Up Day" überzeugt zumindest das starke Gitarrensolo. Überraschend kommt dann noch mal "Catch You On The Other Side" daher: eine emotionale Klavierballade, mit melancholischen Akkorden, zarten Streichern und der sanften Stimme von Yelawolf – der versteckte Star der Platte.
Insgesamt fällt auf, dass die richtig starken Songs alle so klingen, als hätte man den Sound berühmter Artists zusammengeführt: "Hole In My Head" verschmilzt gefühlt Bryan Adams und Smokie, "Rock And Roll Baby" Nirvana und die Scorpions, "Make Me A Believer" Blink-182 und Colony House, "Catch You On The Other Side" Elton John und Billy Joel – diese Aufzählung könnte man locker weiterführen.
Trotzdem haben es Yelawolf und Shooter Jennings geschafft, einen eigenen Sound zu entwickeln, den sie aber nicht über Albumlänge durchhalten. So bleibt man am Ende fast ein bisschen enttäuscht zurück, weil man gehört hat, welches Potenzial der Künstler-Kombi innewohnt.
Yelawolf kannte ich vorher nur flüchtig als diesen einen Typ, der mal bei Eminem unter Vertrag war. Shooter Jennings war mir eher kein Begriff. Bei beiden habe ich im Nachgang zu "Sometimes Y" interessiert auch in ältere Solowerke reingehört. Rockfans können mit "Sometimes Y" jedenfalls nichts falsch machen. Mit Yelawolf und Shooter Jennings haben sich zwei gefunden, die musikalisch einfach zusammengehören. Die beiden haben bereits angekündigt, in Zukunft weiter gemeinsame Sache zu machen. Wenn dabei wieder so eine Platte rauskommt, Y not?
2 Kommentare
Singles wie Radio gingen gut ins Ohr/werde definitiv reinhören
rap - country -> rock reminds me of that godfather of crossover KID ROCK .. yelawolf is very inspired by him, google it if you dont belive me.
its sad that laud.de dont even review bad reputation.. letzgobrandon