laut.de-Kritik
Zum Abschied eine Überdosis Wehmut.
Review von Jan HassenpflugAbschied nehmen erfordert ein Bewusstsein dafür, dass vieles zum letzten Mal passiert. Es ist die letzte Gelegenheit, all das zu zeigen und zu sagen, was schon immer mal raus musste. Jedes Wort und jede Geste sind weise gewählt.
Auf der Zielgeraden von fast 20 Jahren Bandgeschichte haben sich Yellowcard in ebenjene Situation manövriert. Noch einmal einen raushauen, lautet die Devise. Beim Versuch, den letzten Eindruck gebührend zu gestalten, lassen die Kalifornier aber leider nur eine flüchtige Pop-Punk Melancholie zurück.
Ein unbedeutendes Ende, das abzusehen war, wenn man die letzten Auskopplungen Revue passieren lässt. Klar, auch auf der angekündigten Beisetzungsplatte blitzt es hin und wieder auf, das Gespür für ausgelassene Melodien und eingängiges Songwriting. Viel Bewegendes bleibt dennoch nicht hängen.
Etwas befremdlich legt "Rest In Peace" gleich zum Warmwerden den nostalgischen Gestus fest. Als müsse das Abschiedsmotiv von Beginn an über den Dingen schweben. "Could we let it rest in peace?", kreisen Ryan Keys Zeilen um die Kunst des Loslassens. Bei aller Dramatik ist die Botschaft so unbeschwert und charmant verpackt, dass man sich unmöglich abwenden kann.
Dabei wäre das die beste Reaktion gewesen. "What Appears" unterlegt den Wehmut mit einem stumpfen Elektro-Beat und pendelt sich auf ausgelutschtem Simple Plan-Niveau ein. "Leave A Light On" verkleidet sich als mäßig spannende Piano-Ballade und "I'm A Wrecking Ball" ist kein Miley Cyrus Cover, sondern ein Rausschmeißer der übelsten Sorte.
Trotz extralangen sechseinhalb Minuten hat "The Hurt Is Gone" wenig Episches zu berichten. Nur um die Titelzeile bis ins Unendliche ausklingen zu lassen, hätte man sich die experimentelle Aufmachung auch sparen können.
Ganz ohne verzerrte Gitarren wollen Yellowcard die Bühne dann doch nicht verlassen. Also tummeln sich mit "Got Yours" und "Savior's Robes" zwei rebellische Ausreißer im Tal der Tränen. Das müffelt irgendwie nach Alibi, rüttelt den Hörer aber immerhin für einen Moment aus einem ermattenden Trance-Zustand.
Wehmut braucht mehr Substanz, um Gefühle aufzuwühlen und nachdenklich zu stimmen. So droht eine erfolgreiche Poppunk-Combo sang und klanglos in der Versenkung zu verschwinden. Die Bürde des denkwürdigen Abgangs wiegt jedenfalls zu schwer auf den müden Schultern.
1 Kommentar
Seitdem die mit Southern Air so ziemlich jegliche Energie abgeworfen haben sind sie eh belanglos. Schade, waren zwar nie die Überband aber auf den alben davor gabs immer n paar gute Kracher.