laut.de-Kritik
Der musikalische Gegenentwurf zu Hass, Aufruhr und Hetze.
Review von Ingo ScheelAnno 1971 glich die politische Lage in den USA einem Pulverfass: Der "Summer of Love" erodierte, Altamont geriet aus den Fugen, Vietnam, Rassenkonflikte, da nannte Sly Stone sein Album "There's A Riot Going On". Knapp vier Dekaden später betiteln Yo La Tengo ihr Album nun genauso, ein daumendick unterstrichener Verweis auf die ähnlich katastrophale Lage der nicht mehr ganz so Vereinigten Staaten von Amerika.
Das war es dann aber auch schon mit den Parallelen zu Slys dampfendem Soul- & Funk-Gebräu. Auch das plakative Packaging des Sly-Klassikers, die Stars-and-stripes-Optik, bleibt unangetastet, stattdessen kommt das neue Werk von Georgia Hubley, Ira Kaplan und George McNew in einer etwas lieblos gestalteten Platzhalter-Hülle, die nach ausgeblichenem Kaffeefilter mit Sonnenflecken aussieht.
Musikalisch bieten Yo La Tengo hier einen beinah esoterischen Gegenentwurf zu Aufruhr, Hass und Hetze. Sie selbst nennen es "Slow Motion Action Gemälde" - und das Wort Action ist fast schon zuviel des Guten, ist hier doch alles abgebremst, wenn überhaupt, dann nur ganz leise schwingend, schunkelnd, schubbernd.
"You Are Here" surrt und summt unaufdringlich, um dann auf krautiger Motorik, inklusive schüchternem Schellenrasseln und Backward-Loops, sanft zu entgleiten. So ungefähr muss sich eine Pferdeschlitten-Fahrt mit Michael Rother anfühlen. "Shades Of Blue" klingt wie Belle & Sebastian auf einem barfüßigen Protest-Workshop in Haight Ashbury und "She May She Might" wie etwas, das Brian Wilson zwischen Körbe-Flechten und Teestunde geschrieben hat.
Dem Lärm der Stunde setzt das Trio im 30. Jahr seines Bestehens Kontemplation, klingendes Slow Food und Zurückhaltung entgegen. Das mag zunächst etwas arg schluffig daherkommen, entfaltet aber bei mehrmaligem Hören einen durchaus meditativen Reiz. "For You Too" etwa heißt nicht nur so, sondern wirkt auch wie ein Angebot an Bono und Co.: Hier, Jungs, so entspannt könntet ihr klingen, wärt ihr nicht völlig durchgedreht. Eine Bassline aus dem Schattenkabinett von "Beautiful Day", dazu eine Gitarre, wie von The Edge im Halbschlaf gespielt. Toll.
"Ashes" mutet dagegen wie der Soundtrack einer US-Serie aus den tiefen 70ern an, eine Reise mit dem "Love Boat", alle Passagiere bis zur Hutschnur auf Tramal. Das nachfolgende "Polynesia" ist dann logischerweise der bastberockte Zielhafen dieser bedüselten Butterfahrt, am Steuerrad Klaus Beyer mit weißem Käptn-Mützchen. Klingt alles etwas zerfahren und bedröhnt, hat aber schlussendlich die Klasse eines postmodernen Easy-Listening-Albums. Leicht, aber nicht cheesy. Entspannend, jedoch ohne die Aussicht auf Entwarnung.
3 Kommentare mit 5 Antworten
Halt schade, dass ihr Alben die Hass, Aufruhr und Hetze beinhalten besser bewertet als vorliegendes Qualitätsprodukt:
http://www.laut.de/Feine-Sahne-Fischfilet/…
So sind se die Linken
wer ist eigentlich "ihr"? der herr kollasch oder der herr scheel? oder am ende doch eher pluralis majestatis gemeint?
Jeder weiß doch, dass ihr Rezensenten geheime Absprachen bzgl. Wertung und Ideologie führt.
jeder weiß doch, dass ihr 3 gesinnungspolizisten im QM habt, die die rezis ideologisch konform abändern. immer diese laut noobs
Hast du die Rezension gelesen bzw das Album gehört?(FSF) Ich glaube nicht, denn sonst würdest du nicht so einen Dünnpfiff labern.
John, why so aggressive?
All you need is love, hmm?
für 2 dinge muss man hoboken ewig dankbar sein: sinatra und yo la tengo.