laut.de-Kritik
Großartiges Material lässt kaum Luft für Verbesserungen.
Review von Dani FrommMit "Live As One" gelang Zion Train 2007 ein mit zu Recht weithin gerühmter Wurf. Nachdem bereits dessen Vorgänger "Original Sounds Of The Zion" erfolgreich durch die Remix-Mangel gedreht wurde, lag nahe, das Procedere zu wiederholen: Weltweit fanden sich Kollegen, die sich nicht lange bitten ließen.
Möglicherweise hätte man bei der Auswahl der Operateure etwas weniger Wert auf stilistische Stringenz legen müssen. Die Bandbreite variiert zwar zwischen soliden Dubs über Reggae und Ska hin zu treibendem Drum'n'Bass. Damit wäre der Rahmen aber auch abgesteckt.
Vielleicht wäre eine Soul-Adaptation von "What A Situation" oder meinetwegen ein entschlossener Abstecher in Techno- oder House-Gefilde spannender. Wirkliche Experimente wagt die Remix-Version von "Live As One" nicht.
Der Verzicht auf echte Wow-Momente und das Fehlen verblüffender Wendungen garantieren im Gegenzug jedoch durchgängige Hörbarkeit. Das Manko vieler Sampler, deren Tracklist oft wahllos zusammengewürfelt erscheint, fehlt völlig.
Auch stört an keiner Stelle, dass die meisten Tunes mehrfach, "Boxes And Amps" gar gleich viermal, durchgequirlt werden. Langeweile kommt nicht auf, dazu unterscheiden sich die Ergebnisse innerhalb des eingeschränkten Operationsradius' doch zu stark.
So merkt man Paolo Baldinis schwer basslastiger, wellenartig anbrandender Instrumental-Version und dem eher dance-orientierten Bungalo Dub-Mix von "Why", dem der Gesang Marlene Johnsons gelassen wurde, die gemeinsame Vorlage kaum noch an.
Unterschiedliche Akzentuierung, wahlweise mit Gewicht auf der Stimme, Betonung des hüpfenden Ska-Rhythmus' oder gepflegtem Sirenenwahnsinn, kitzelt aus "Boxes And Amps" vier vollkommen verschiedene Tracks heraus. Pluckernde Basslinien bescheren mir zudem einen privaten Flashback: Eiskalt und zugig war es einst in Ulm, ehe ich eine der ersten, ungemein nachhaltigen Konfrontationen mit Dub erfuhr. Das damals von Steve Vibronics entfachte Feuer lodert noch immer.
"Terror Talk" explodiert in der Studio As One-Fassung ähnlich dynamisch in den Rhythmus wie das Original. Deutlich sachter lässt sich die Nummer unter Aufsicht von Digital & Lutin an, nimmt dann jedoch rasch Fahrt in Richtung der nächsten Drum'n'Bass-Party auf.
Die "message to all the conscious baby fathers" tritt, im Gegensatz zum Baile Step-Mix der Digital Dubs, bei Weeding Dub völlig in den Hintergrund. Hier befasst man sich lieber mit der hüpfenden musikalischen Grundlage, die bei Dub Sync noch einmal deutlich knarrender ausfällt.
Unter den Händen des Dub Creators erlangt "What A Solution" eine geheimnisvolle, geradezu mystische Dimension. "Give Me Good Sensi" bleibt auch bei Brain Damage eine weise und wohl formulierte Bitte.
Keine Pannen, keine Ausfälle, so das Fazit. Das Problem nur: Bei ohnehin schon großartigem Ausgangsmaterial bleibt für Verbesserungen wenig Luft. "Live As One" verkraftet die vorgenommenen Modifizierungen zwar problemlos, hätte sie - runde Sache, die das Album schlicht war - jedoch in keinster Weise nötig gehabt.
Noch keine Kommentare