laut.de-Kritik
Im ewigen Windschatten von Pet Shop Boys und New Order.
Review von Michael SchuhEs gibt Musik, die nicht altert. Die Synthie-Pop-Band Zoot Woman und ihr ewiger Hit "It's Automatic" zählen hier sicher dazu. Der Song erschien 2001, hätte aber auch schon 1984 oder hier auf diesem Album im Jahr 2024 erscheinen können. Schön daher, dass sich solche Meister elektronischer Tonkunst von ausbleibenden Charterfolgen nicht beeindrucken lassen und einfach weiter Musik komponieren.
Zwar wirkten Zoot Woman nach außen immer wie die Spielwiese von Stuart Price, auf der er sich niederließ, sobald er mal nicht von Madonna, Kylie oder sonstiger A-Prominenz als Produzent in Beschlag genommen wurde. Tatsächlich ist die Band aber das Baby der Gebrüder Adam und Johnny Blake, die 2001 schon das Debütalbum alleine geschrieben haben. Sie sind eine Band aus der schlimmen Zeit vor Smartphones und Youtube, als man noch gezwungen war, im Moment zu leben, zum Beispiel auf den Dancefloors der Fabric oder der Hacienda - legendäre House-/Techno-Clubs, die längst dicht gemacht haben.
Der Opener "Control Of The Wheel" eliminiert diese geschichtlichen Fakten mit dem gewohnt geschmeidigen Schnurren des Zoot-Woman-Elektromotors. Fernab von Autotune ("Man sollte Töne auch so treffen können") oder Stil-Experimenten agiert Sänger Johnny Blake, der sofort alle guten Erinnerungen zurückholt. Sowie essentielle Fragen: Warum das 2003er Meisterwerk "Zoot Woman" sie nicht in die UK-Dance-Ahnenreihe von New Order bis Pet Shop Boys gebracht hat, ist nach wie vor ungeklärt.
Allein wie sich Blakes Stimme im Opener plötzlich in der Mitte des Songs acapella aus dem Sound emporschält ("You are in control of the wheel"), kurz schwebt und dann von zarten Synth-Streichern wieder in den Song zurückgeholt wird: Willkommen zur Blake/Price Masterclass. In Interviews betonen sie stets den Team-Charakter, und so lebt auch "Maxidrama" von der geschlossenen Vorliebe des Producer-Teams Adam Blake/Price, Vintage-Synths in moderner Ästhetik schimmern zu lassen. Allen voran prägt den Sound aber Blakes Stimme, der die Songs auch komponiert.
Mit dem technoiden "Another Time Like Now" nimmt die Platte Fahrt auf, gemeinsam mit dem Filterhouse-Doppelwumms "Live And Learn" unterstreichen Zoot Woman hier ihre Club-Sozialisation. Weitere Highlights sind das düster pluckernde, an die "Playing The Angel"-Phase von Depeche Mode erinnernde "Blind" sowie die 70er Jahre-Disco "Never Felt This Way". Der bereits vor einem Jahr veröffentlichte House-Track "A Habit I Can't Break" geht da im direkten Vergleich fast etwas unter. "Regret" macht seinem Titel insofern Ehre, dass man gerade richtig im Flow drin ist, als die Band den Song nach gerade mal zwei Minuten beendet.
"Maxidrama" ist durchweg uplifting und dürfte zumindest ihre letzten beiden Alben qualitativ noch toppen. Die Songs begeistern mit gewohnt britischem Understatement im Sound und konterkarieren das doch sehr offensiv-einfallslose Cover-Artwork. Das zweite Instrumental "Birds" bringt uns dann in entsprechend melancholische Stimmung beim Gedanken an die lange Wartezeit, die uns nun wieder bevorsteht. Doch wie sagte der weise Johnny einst auf den homöopathischen Release-Rhythmus seiner Band angesprochen: "Besser kein Album als ein schlechtes Album."
1 Kommentar mit 2 Antworten
Ist aber auch ein großer Windschatten.
seht, es ist gummi-fan! heute im kampf gegen seinen schlimmsten feind - den SCHWÄNGERER!
Lass das, sonst fühlt er sich genoppt