laut.de-Kritik
Der Star promotet seine Schützlinge.
Review von Julius StabenowIn seiner Karriere hat sich 2 Chainz über die Jahre vom semi-erfolgreichen Tity Boi über den omnipräsenten Featurepartner mit Hitgarantie zum ernstzunehmenden Trap-Künstler und zur lebenden ATL-Legende gemausert. Inzwischen überzeugt er sogar auf Albumlänge und zählt auch im Spätsommer seiner Karriere noch zu den wichtigsten Künstlern aus dem Trap-Mekka Atlanta.
Doch wie es sich für einen gestandenen Rap-Künstler gehört, ist es an diesem Punkt der Laufbahn üblich, die Erfahrung und den Einfluss zu nutzen und seine Jungs in den Mittelpunkt zu schieben. Dass das mal mehr und mal weniger gut funktioniert, beweisen unzählige Beispiele der Hip Hop-Geschichte.
Auch 2 Chainz möchte nach zwei von den Kritikern gelobten Alben ("Pretty Girls Like Trap Music" und "Rap Or Go To The League") seine Expertise gewinnbringend einsetzen. Deshalb ist "No Face No Case" auch weniger ein klassisches Album als viel mehr eine Compilation, um sein eigenes Label T.R.U. (The Real University) und die Nachwuchs-Rapper Skooly, Worl, Hott LockedN und Sleepy Rose in den Vordergrund zu bringen. Um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen und den Algorithmus etwas zu kitzeln, gibt es neben dem Labelboss auch noch prominente Unterstützung von Quavo, NLE Choppa und Quando Rondo.
Am Ende taucht 2 Chainz auf seinem eigenen Album lediglich auf acht von 15 Songs auf, der Rest verteilt sich auf seine Schützlinge und beweist, warum es im Playlisten-Zeitalter eigentlich keine Labelsampler mehr braucht: Die Qualität der Songs schwankt mitunter stark. Auf Hits wie den Possetrack "Shoot It Out" und "Virgil Discount" folgt zum Großteil generischer Trapsound mit immer gleichen Flows und unkreativem Autotune Einsatz. Das schlägt sich auch in den Klickzahlen nieder. Während die beiden Standout-Tracks bei drei bzw. vier Millionen Klicks stehen, knacken andere Songs noch nicht mal die 100.000er Grenze.
Leider hinterlässt keiner der vorgestellten Newcomer wirklich bleibenden Eindruck. Auch die Beats wirken zum Großteil eher wie von der Resterampe des noch immer omnipräsenten Zeitgeist-Sounds aus dem Süden der USA. Lediglich 2 Chainz selbst liefert zuverlässig routinierte Verses ab.
Es bleibt eine Compilation, die ihre Highlights hat, aber an typischen Kinderkrankheiten leidet. Echte Fans des typischen Atlanta-Sounds kommen hier durchaus auf ihre Kosten, alle anderen ziehen sich ihre Favoriten in ihre Playlist und freuen sich auf das nächste vollwertige 2 Chainz-Solorelease.
1 Kommentar
Album ist wirklich enttäuschend. Beats 08/15, features grottig und 2 Chainz Labelroster bleibt auch ziemlich blass. Hatte mir mehr erhofft, gerade von Skooly, der übrigens kein Newcomer ist. Ruft aber zu keiner Sekunde das ab, was er auf seinen Alben und Mixtapes so gezeigt hat.
Die sind nämlich im Gegensatz hierzu recht empfehlenswert.