laut.de-Kritik

Der Tity Boi setzt zur kompletten Trap-Übernahme an.

Review von

2 Chainz liest laut.de. Zumindest die Tapediggaz-Kolumne gehört anscheinend zu seinen Bookmarks. Wie anders ist es zu erklären, dass er so schnell auf die Kritik vom letzten Jahr reagiert: "...warum er aus 'Daniel Son' und 'Hibachi' kein richtiges Album gemacht hat, weiß nur er..." - und schwups, finden sich die wundervoll-sanften, Mixtape-erprobten Trap-Melancholiker "Good Drank" und "Big Amount" auf seinem vierten Studioalbum.

Doch Obacht. In heutigen Zeiten der Fake News glaubt ja jeder den größten Scheiß. Immerhin steht im deutschen Wikipedia oder auf der offiziellen motor.de-Seite die in der "Stankonia"-Review zum ersten Mal fabulierte Mär, dass Outkast die Lieblingsband und "Aquemini" das Lieblingsalbum von Eric Clapton sei. Vor 17 Jahren irgendwo gelesen, unsauber zitiert und nun kann man sich ohne Erfolge einen Ast googeln. Vielleicht sollte ich Eric mal persönlich anschreiben, so lange er lebt?

Egal, denn 2 Chainz überzeugt nicht nur mit aufgewärmten Hits, sondern setzt mit der besten Platte seiner Karriere zur kompletten Trap-Übernahme an. Gesegnet mit einer omnipräsenten Stimme, einem perfekten Gespür für die richtigen Beats, Hooks und Featuregäste und der Erfahrung von vielen Jahren im Game reiht er Banger an Banger wie der Bus.

Mike Will Made It eröffnet die "Saturday Night" mit einem prägnanten Gitarren-Loop und tonnenschweren Drums. Chainz reiht sich mit harten Raps über seine Karriere nahtlos ein. "This a new kinda kitchen, marble countertops, see through fridge / 3 thousand for the microwave, touchscreen stove lil biiiiitch!! / Please don't make me relapse, make me start back trappin / Everybody in the city, saying that boy Tity done started back snapping".

Das folgende "Riverdale Rd" schlägt noch härter zu. Fies fiebrige Synthies werden von dunklen Bässen gekontert und bohren sich so noch tiefer in die Eingeweide. Wo andere mit Autotune abcroonen, brettert der ehemalige Tittenherbert wie ein Dancehall-Artists über den brutalen Slow Jam. Auf "4 AM" duellieren sich dann beide Flows aufs wavigste.

Während 2 Chainz seinen Style eisern durchzieht, croont Kollege Travis Scott den Hook, wie es höchstens nur er, Future und Kid Cudi können. Der passgenau abgestimmte Beat stammt vom kanadischen Geheimtipp Murda Beatz, der bereits bei Drakes "Portland" oder Guccis "Back on Road" überzeugte. Doch nicht Mike Will oder Murda dominieren "Pretty Girls Like Trap Music" von den Reglern aus. Tity Boi-Buddie Buddah Bless steuert vier Tracks bei (unter anderem auch "Big Amount") und gewinnt mit "Track Check" den Titel "Song des Albums".

Buddah eröffnet das Lied mit einem mächtigen Jeezy-Sample aus "Get Ya Mind Right" von dessen "Let's Get It: Thug Motivation 101"-Debütklassiker, nur um dann direkt zu minimalistischen Trap-Drums und bedrohlichen Piano-Melodien zu wechseln, die sich mitten durchs Gehirn schneiden. 2 Chainz lässt bereits im ersten Vers keinen Zweifel zu, wer den Laden regiert: "Rap shit check, trap shit check / Cashier check, fashion check / Foreign car check, foreign bitch check / Rolex check, gold around my neck". Im zweiten Vers fasst er sein neuestes Werk auf einen Zweizeiler gebührend zusammen: "I rock the microphone, I had to thank the Lord / I am in rare form, I had to get it on." Dank Tapediggaz und Eric Clapton. Oder so.

Trackliste

  1. 1. Saturday Night
  2. 2. Riverdale Rd
  3. 3. Good Drank
  4. 4. 4 AM
  5. 5. Door Swangin
  6. 6. Realize
  7. 7. Poor Fool
  8. 8. It's A Vibe
  9. 9. Rolls Royce Bitch
  10. 10. Sleep When U Die
  11. 11. Trap Check
  12. 12. Blue Cheese
  13. 13. OG Kush Diet
  14. 14. Burglar Bars

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