laut.de-Kritik

Die Cover von Eilish, Sheeran oder den Gunners haben den Groove.

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Den Pflock schlugen die beiden Osteuropäer vor zehn Jahren ein: 2011 ging ihre "Smooth Criminal"-Version viral. Von dem Stück gibt es ein schönes Straßenmusik-Video aus Zagreb, in dem alle Zutaten des Erfolgsrezepts zu beobachten sind: Die beiden Cellisten covern Welthits aus Pop und Rock völlig angstbefreit, auf hohem musikalischen und technischen Niveau. Das Publikum: fasziniert bis tendenziell überfordert.

Von da an veröffentlichten 2Cellos beim Major Sony fünf Alben. Song um Song - von "Thunderstruck" über Led Zeppelin, U2 bis "Smells Like Teen Spirit" und "Seven Nation Army" - übersetzten sie in die Sprache ihres Instruments. Das Duo veröffentlichte Musikvideos und spielte Konzerte auf der ganzen Welt, die darüber hinaus zeigen, dass beide ein ausgeprägtes Talent fürs Showgeschäft besitzen: fliegende Haare und zerfledderte Cellobögen wurden zum Markenzeichen.

Freilich, der Klassik/Rock-Ansatz scheint geradezu prädestiniert für eine schnelle Halbwertszeit. 2Cellos reagierten einerseits, in dem sie zuweilen einen Schlagzeuger ins Boot holten und mit Orchestern bzw. prominenten Gastmusikern (Elton John oder Zucchero) aufnahmen. Auf der anderen Seite weitete man sich stilistisch und unterwarf auch Acts wie The Prodigy (das starke "Voodoo People"), Avicii und Rihanna dem Cello. Ausflüge in die populäre klassische Musik sowie das ein oder andere selbst komponierte Stück fanden sich ebenfalls. Score-Themen verarbeiteten Luka Šulic und Stjepan Hauser von Beginn an.

Nach einem Jahrzehnt ist nun aber Schluss: 2022 sollen die letzten 2Cellos-Konzerte stattfinden. Album Nummer sechs, "Dedicated", bedeutet also Abschiednehmen. Und die Platte spiegelt in gewisser Weise die beschriebene Bandbreite wider. Mit ihre größte Liebe gehörte stets dem Classicrock: Guns N' Roses finden sich auf dem Debüt genauso wie auf der Farewell-Platte. "Sweet Child O' Mine" brettert mit Schlagzeugsupport schön bassig los, was auch für "Livin' On A Prayer" gilt - hat beim Einspielen sicher Spaß gemacht.

Mit Billie Eilish, Lady Gaga und Beyoncé werden dazu weibliche Popstars zweier Generationen in Cellomusik übersetzt. OneRepublic und Imagine Dragons vertreten den Rock der Nuller- und Zehnerjahre. Mit "I Don't Care" von Ed Sheeran und Justin Bieber) kommen Šulic und Hauer erneut in der Jetztzeit an. Der introvertierte Folkrock Simon & Garfunkels ("The Sound of Silence") als letztes Stück überrascht hingegen im Kontext der Platte.

Von den eingangs beschriebenen Qualitäten abgesehen dürfte vor allem eines der Grund des anhaltenden Erfolgs der Cellos sein: Die beiden auf höchstem Niveau klassisch ausgebildeten Musiker haben den Groove - die zentrale Bedeutung des Backbeats für die populäre Musik haben sie definitiv verstanden. Hört man etwa Eilishs Hit "Bad Guy", nickt der Kopf auch ohne Live-Drummer.

Besonders interessant an den Cello-Coverversionen ist, dass sich schnell zeigt, welche Songs über prägnante Melodien verfügen. Davon kann beispielsweise bei Beyoncé keine Rede sein: "Halo" klingt bei den 2Cellos wie ein Stück vernebeltes Begleitmusik im Film - da fällt direkt auf, wie viel Stadionpotenzial der Chorus von "Living On A Prayer" auffährt.

Insgesamt lässt sich sagen, das vor allem die Interpretationen Spaß machen, in denen die Celli bevorzugt die Rhythmik herausarbeiten (etwa "Wherever I Go" von OneRepublic). Der Mehrwert von zu schmachtenden Stücken wie "Shallow" (Lady Gaga) bleibt dagegen überschaubar. "I Don't Care" eignet sich hier auf jede Fall für einen Mittelweg.

Ist es nun schade, dass die 2Cellos aufhören? Fest steht, Platten auf diesem Niveau könnten sie noch lange releasen. Das besinnliche Rock and Roll Hall of Fame-Stück "Sound Of Silence" setzt jedenfalls ohne großes Brimborium einen angemessenen Schlusspunkt hinter eine so furiose wie verdiente Karriere.

Trackliste

  1. 1. Wherever I Go
  2. 2. Bad Guy
  3. 3. Sweet Child O' Mine
  4. 4. Halo
  5. 5. Shallow
  6. 6. Demons
  7. 7. I Don't Care
  8. 8. Cryin'
  9. 9. Livin' On A Prayer
  10. 10. Sound Of Silence

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LAUT.DE-PORTRÄT 2Cellos

Der in Slowenien geborene Luka Šulic und der Kroate Stjepan Hauser brauchen keine verzerrten Gitarren, um ihrer Musik einen rockigen Touch mitzugeben.

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