laut.de-Kritik
"The Better Life", wo bist du?
Review von Kai ButterweckAls trittbrettfahrender Nickelback-Schatten verschrien, hatte es das 3 Doors Down-Kollektiv in den vergangenen Jahren nicht leicht. Selbst schuld, hört man all die Kritiker maulen, die sich nach der Veröffentlichung des fulminanten Post-Grunge-Debüts der Band im Jahr 2000 auf viele weitere Alternative-Juwelen à la "Kryptonite", "Duck And Run" oder "Smack" gefreut hatten. Ich war einer dieser Fans der ersten Stunde, der im Debüt-Jahr auch noch live davon überzeugt wurde, dass man dem Ganzen in punkto Energie und Leidenschaft sogar noch die Krone aufsetzen kann. Das ist jetzt 15 Jahre her. Danach kam nichts mehr. Zumindest nichts, das auch nur ansatzweise mit den Anfangstagen mithalten konnte.
Ähnlich wie die einstmals rockende Bruderschaft um Chad Kroeger versanken 3 Doors Down in einer klebrigen Melange aus rückgratlosem College-Rock und balladeskem Mainstream-Murks. Und so hält sich meine Freude über ein weiteres Album der Band auf meinem Tisch verständlicherweise in Grenzen.
Doch was ist das? Versehentlich auf Track drei vorgeskipt, werden unerwartet Erinnerungen wach. Das geht ja richtig gut nach vorne. Abgedämpfte Powerchords im Verbund mit satten Drums und Brad Arnolds markanter Stimme animieren zum Kopfnicken ("Still Alive"). Drei Minuten später setzt dasselbe Schema sogar noch einen drauf. Abgesehen vom überflüssigen Ohoho-Part im Mittelteil markiert das stadiontaugliche "Belive It" den längst überfälligen Befreiungsschlag einer Band, die scheinbar endlich wieder zur Besinnung gekommen ist.
Die Euphorie hält aber leider nicht lange an. Statt nämlich in der bereits eingefahrenen Spur zu bleiben, biegen 3 Doors Down lieber ab. Scheinbar fasziniert von in weiter Ferne blinkenden Festzelt-Lichtern brausen die Mannen aus Mississippi schnurstracks ins Verderben. Die Gitarren rocken zwar noch. Aber pumpende Bassdrums und schlagereske Gesangslinien laden eher zum Foxtrott als zum Headbangen ein. Und es kommt noch schlimmer. Nach der süffigen Halbballade "Inside Of Me", grüßen Brad Arnold und Co aus den Vorgärten der Herren Carlos Santana und Enrique Iglesias ("I Don't Wanna Know").
So langsam macht sich Panik breit. Ich bin verwirrt. Vorhin hat's doch noch gerockt. Ich drücke wie wild auf den Skip-Button meiner Anlage und lande schließlich bei Track eins. Der Opener knallt bekanntlich meist am dollsten. Doch es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil. Mit flirrenden Keyboards, Drum-Effekten und platten Nickelback-Shouts im Schlepptau stampfen 3 Doors Down im Gleichschritt auf den Abgrund zu ("The Broken"). Dort angekommen geht's im freien Fall nach unten ("In The Dark").
Das austauschbare Akustik-Gezupfe namens "Pieces Of Me" hält ebenso wenig bereit wie der durchschnittliche Rockradio-Filler "Us And The Night" und der abschließenden Pianoschunkler "Fell From The Moon". Lediglich das innovativ arrangierte und zum Mitgröhlen animierende "Love Is A Lie" lässt noch einmal aufhorchen. Da ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen. "The Better Life", wo bist du? Ich brauche dich. Jetzt! Hier! Und sofort!
6 Kommentare mit 14 Antworten
Ungehört 1/5.
!
Also ich habs seit Freitag und mir gefällt's. Geht überwiegend gut ins Ohr, ist abwechslungsreich und macht Spaß zu hören. Aber ich muss 3 Doors Down such nicht nur 100% rockig haben, die experimente stören mich nicht, ich lebe nicht im post-grungigen Gestern eines Better Life und akzeptiere, dass die Band andere Wege gegangen ist über die Jahre. Mag nicht jedem gefallen, aber wem die letzten beiden Alben gefielen der wird auch hier nicht enttäuscht. 3,5/5
*auch
Danke. Dann kann ich mir der ungehörten 1/5 ja vollends gewiss sein.
absolut. dürfte dann wohl auch wieder den gleichen ranzigen pathos haben. 1/5
"the better life" war damals durchaus brauchbar. noch vor nickelbacks ausverkauf. zu den glorreichen zeiten, als man staind den herzschmerz, godsmack die harte nummer und puddle of mudd ihre asozialität noch abnahm good old times.. teile mit dem verfasser die nostalgie.
rock ist doch tot. Gibt es noch relevante gute Alben ?
ja
Die werden seltener aber es gibt sie noch^^
Yo, Huriyamasohn. Geh mal zu Lila Wolken abdancen und versuch dich nicht weiter an Disses gegen Genres, von denen du augenscheinlich noch weniger Ahnung hast als von Hip Hop (wenn das denn möglich ist).
:I
Morpho, haste deine Erdbeerwoche oder wat?
Bald taucht er hier vmtl wieder unter seinem Pseudonym "Steven Seagal" auf.
Er hat allerdings insofern recht, dass diese Art von Rock tot ist. Und das ist auch gut so.
"Huriyamasohn"
Akira Toriyama ist halt ein guter Rapper.
Absolut irrelevante Kritik. Wenn man sich "professionell" mit Musik beschäftigt, sollte man doch auch mal einen objektiveren Blickwinkel bemühen. Denn, wenn man nur eindimensional Musik hört, wie kann man dann etwas kritisieren, was es nur in 3D gibt: Ein Musikkritiker, der sich nur in ein Album einer Band richtig reinhört ist wie ein Musikfan, der von jeder Band nur einen Song kennt und mit seinem allumfassenden Musikgeschmack prahlt.
Sicher haben 3 Doors Down ihren Stil entwickelt. Sicher klingen ihre Scheiben nicht mehr nach Garage, was auch daran liegen könnte, dass sie nicht mehr mit geringstem Budget auskommen müssen. Musikalisch sind sie aber auf einem konstant hohen Niveau, ohne dabei allzu gefällig zu werden und haben meiner Meinung nach einen eigenen unverkennbaren Stil entwickelt. Die neue Platte gefällt mir dabei sogar besser als die Alben davor. Relativ runde Geschichte. Was das im Übrigen mit Nickelback zu tun hat, weiß ich wirklich nicht. Wenn ich einen Vergleich bemühen müsste, so würde ich noch am ehesten Black Stone Cherry nennen.
"Denn, wenn man nur eindimensional Musik hört, wie kann man dann etwas kritisieren, was es nur in 3D gibt"
Gute Metapher. So wie: Wenn dein Vater braun ist, wie kann es dann sein, dass euer Staubsauger leise röhrt?
Also, ich kann mich nicht satthören an der Stimme von Brad Arnold.