laut.de-Kritik
Ferg malt sein Gesicht.
Review von Karina SadkovA$AP Ferg ist zurück, so nahbar wie nie zuvor. Nach "Floor Seats II" von 2020 schlägt er nun ein neues Kapitel auf. Mit seinem neuen Album "Darold" öffnet er das Buch seines Lebens und lädt uns ein, ihn auf eine persönliche Reise zu begleiten. Der Albumtitel, sein eigener Vorname, setzt den Ton: Ferg geht zurück zu seinen Wurzeln und lässt uns teilhaben an den prägenden Erlebnissen und Menschen seines Lebens. Seine Familie und seine Freunde sind die unüberhörbaren Stimmen im Hintergrund dieser Erzählung. Selbst das Albumcover hat Ferg gemalt, ein weiteres Zeichen dafür, dass er in "Darold" sein wahres Ich zeigen möchte.
Mit "Light Work" als Opener hat A$AP Ferg alles richtig gemacht. Der Track beginnt mit einem drückenden Beat, auf dem Ferg souverän flowt. Doch "Light Work" steckt voller Überraschungen. Während des gesamten Songs ist ab und zu eine Kinderstimme zu hören. Bei Diddy Osamas Part wechselt der Beat zu intensivem Drill, bevor er vom Alumni Ensemble of Harlem mit Gospelgesang übernommen wird. Der Track steigert sich weiter, bis schließlich opernähnlicher Gesang einsetzt, der in einem unerwarteten Kontrast zu dem Geräusch eines geladenen Magazins steht. So sorgt der produzierte Song von Youagoodkid, MC Vertt und Taavi für einen intensiven Einstieg.
Dieselbe Kinderstimme ist auch im Refrain des Tracks "Demons" featuring Denzel Curry zu hören und bringt einen Hauch Tiefe in die Lyrics: "Got a nightlight, so the monsters don't chase me". Auf einem futuristischen Beat gibt A$AP Ferg uns einen Einblick in seine Dämonen, die ihn begleiten. Der Song hatte jedoch einen holprigen Start: Wer sich das Album direkt beim Release angehört hat, fragte sich sicherlich, wo Denzel Curry bleibt. Sein Part war zunächst nirgends zu finden. Einige Streaming-Dienste hatten versehentlich die falsche Version ohne Feature hochgeladen. Doch Geduld zahlt sich aus: Denzel Currys Part ergänzt mit seinem Flow und seine Lyrics den Track hervorragend.
A$AP Ferg scheut sich nicht, auch mal tief in melancholische Stimmung einzutauchen. Schon der Titel "Alive :(" deutet auf den inneren Kampf des Rappers hin. Ein wuchtiger Beat, der einen ein wenig an Kanye Wests "Monster" erinnert, untermalt Fergs schmerzhafte Selbstreflexion: "Suicide became one of my main thoughts." Die Lyrics wirken roh und ungefiltert, wie ein Spiegel seiner chaotischen Gedankenwelt. Doch dann kippt der Track: Der Beat wird plötzlich laid-back und gelassen, während Ferg sich mit seinen negativen Gedanken aussöhnt und Ruhe in den inneren Sturm bringt.
Auch mit "Dead Homies" feat. BLK PRL & Elmiene verweilt Ferg auf der schwermütigen Schiene. Diesmal ist sogar der Sound introspektiver, zum Einstieg verweilen Streicher auf einem langsameren Beat. In Kombination mit dem R'n'B Einfluss sticht der Song einfach heraus. Er hebt sich vom gewohnten Stil ab und vermittelt rohe Emotionalität. Lyrics wie "Suffered too much loss, we can't even cry" verdeutlichen das zentrale Thema des Tracks: den Umgang mit Verlust und Trauer. Elmienes Stimme ist von Verletzlichkeit umzogen und berührt auf einer persönlichen, tiefen Ebene.
Während A$AP Ferg zunächst einen intimen Einblick in seine Gefühlswelt gewährt, thematisiert er in "Messy" statt tiefgründiger Themen fast ausschließlich sein Sexleben. Lediglich vier Lines drehen sich nicht um seine Lieblingsbeschäftigung. Die Details will er nicht für sich behalten und serviert uns stattdessen Zeilen wie "My DNA real when I piss in a cup / If she's on the dot, then I'll piss in her butt." Solche Bilder hätte er uns wirklich ersparen können.
Der Titeltrack "Darold" präsentiert sich als klassischer A$AP Ferg-Sound mit aggressiverem Rap-Stil. Der Song ist in zwei Parts unterteilt, die mit unterschiedlichen Beats untermalt werden, dennoch bleibt der markante Sound über die gesamte Strecke erhalten. Fergs ikonischer Adlib "Coo-coo", der im ganzen Album fehlt, wäre hier ein willkommenes Highlight gewesen und hätte den Song auf ein höheres Niveau gehoben. Bei einem Titeltrack, der nach seinem bürgerlichen Namen benannt ist, hatte ich eigentlich einen ergreifenden Rundown seiner persönlichen Geschichte erwartet. Im Refrain rappt er: "Feel like I lose a nigga every week, I put that on my dead (Yeah) / I put memorials all in my teeth, I gotta floss my dead (Gang members)". Die Message wirkt jedoch eher flach, da der Fokus des Tracks mehr darauf liegt, wie er sich selbst als den Besten darstellt und anderen zum Erfolg verhilft.
Der Mix aus verschiedenen Genres wie R'n'B und Gospel bringt auf "Darold" durchaus frische Akzente und sorgt für eine abwechslungsreiche musikalische Reise. Jedoch fehlt das gewisse Etwas, das A$AP Fergs vorherige Alben auszeichnete.
1 Kommentar
Krasser Dude, ich mag den. Hat sich mit Musii geheilt. HipHop ist eine Religion und Musik machen ist spirituell. Für mich hat er den richtigen Film, um Harlem zu inspirieren.
Das Album höre ich mir bei Gelegenheit an.
Ach ja, Kunstfiguren nutzen irgendwelche Bilder, auch wenn es einem nicht schmeckt... künstlerische Freiheit. Ich konzentriere mich auf die Wörter, die mir passen und den Rest lass ich liegen. Wenn sein muss dann, den ganzen Song. Eh egal. Kunst und so