laut.de-Kritik
That's what Arnold Schwarzenegger calls Action.
Review von Eberhard DoblerSchon merkwürdig, die Australier, die maximal zwei Platten pro Jahrzehnt veröffentlichen, legen gefühlt ein Boxset nach dem anderen in die Läden. "Backtracks" (zwei CDs, eine DVD) kommt übrigens auch standesgemäß in Gestalt eines kleinen, funktionstüchtigen Amps auf den Markt (für rund 170 Euro inklusive reichlich Zusatzspirenzchen).
AC/DC besitzen seit Jahrzehnten die treuesten Fans weltweit - und die Young-Brüder genügend "Raritäten", etwa exklusive Downunder-Album-Bonusstücke, Japan-Livetracks oder B-Sides in der Hinterhand, die - hört, hört - teilweise noch nie auf CD erhältlich waren. Songs also, die wirklich Interessierte längst kennen. Der Rest - Hardcore-Fans rümpfen über "Thunderstruck"-Hörer schon mal die Nase - kann sich ein wenig weiterbilden.
Und wie üblich gilt es hier die Bon Scott- respektive Brian Johnson-Ära zu unterscheiden - ganz so, als hätte Angus Young (mittlerweile mit einer eigenen Gibson-Signature ausgezeichnet) nur eine Statistenrolle inne. Sehr mühsam.
Bei den "Studio Rarities" shuffelt "Carry Me Home" (1976) derbe schmutzig - Bon ruft mal wieder Essentielles ins Gedächtnis: Der R'n'R gehört auf die Straße und nicht ins Privatfernsehen - Scott sei dank. Dennoch, der unglamouröse Kumpel Brian lieferte in den Achtzigern einen schnörkellosen Job ab: "Down On The Borderline" geht straight in die Beine, bevor mit "Big Gun" 1993 ein kleines Hardrock-Kabinettsstückchen wartet.
Die Single zum Schwarzenegger-Film "Last Action Hero", den Rick Rubin produzierte, zeigt AC/DC, wie sie am coolsten losgehen: Sehr direkt, lässig harter Groove, genau im richtigen Uptempo und unpeinliches Gitarrenfinale - der Track kommt übrigens ohne spektakulären Refrain aus. "Cyberspace" (1999) hält zum Schluss ebenfalls Albumniveau.
Die 15 "Live Rarities" von 1977 bis 2000, die über die Jahrzehnte teilweise ebenfalls als B-Seiten Verwendung fanden, gehen in der Mehrzahl auf das Gesangskonto von Brian - und was soll man sagen: "Shot Sown In Flames" (1979, London), "Back In Black" (1981, Landover) oder "You Shook Me All Night Long" (1983, Detroit) - du kennst sie, du liebst sie immer noch und wer mag, darf sie mit den anderen zahllosen Liveversionen, die im Regal lagern, vergleichen oder checken, ob er das Stück nicht bereits als Livevideo vorliegen hat.
Die DVD kommt als Part drei der "Family Jewels" daher und bietet die Clips von "Big Gun" mit Arnold Schwarzenegger auf der Bühne ("That's what I call action") über die Alben "Ballbreaker" und "Stiff Upper Lip" bis zum aktuellen "Anything Goes" auf, gepimpt mit weiteren alten Promoclips, zwei Livetracks sowie zwei Making Ofs.
AC/DC legen ihren Fans fraglos nur hochwertig verarbeitete Produkte vor die Nase, das gilt gerade auch für die Aufmachung der "Backtracks". Na dann, eingestöpselt und los: genügend Übungsmaterial bietet die Box allemal.
2 Kommentare
Nunja, in den 70ern und 80ern haben die Jungs wesentlich mehr als 2 Alben im Jahrzehnt veröffentlicht - aber lassen wir das mal so dahingestellt...
Auf diese Box habe ich nun schon länger gewartet und als ich sie endlich in den Händen hielt war es die exzellente Aufmachung, die mich direkt faszinierte. Also rein die CD... endlich auch einmal Big Gun, ohne sich die Single reinziehen zu müssen und ständig auf repeat drücken zu müssen...
Ich frage mich aber: wenn die Sammlung an Raritäten in der Rezension derartig gut bewertet wird - warum dann nur 3 Punkte? 4 Halte ich für angemessener.
Ist natürlich völlig klar, kurz vor Weihnachten nochmal was für die Fans bzw. Sammler und deren Angehörige....hab das Teil zufällig beim Stöbern entdeckt und direkt mitgenommen, und bin entgegen aller Zweifel ganz zufrieden. Es hätte schlimmer kommen können....Preis-Leistungsverhältnis ist für mich in Ordnung, auch wenn nicht wirklich viel Neues zu hören ist. Die Raritäten aus Bons Ära müssten mittlerweile alle geplündert sein - von daher bin ich schonmal gespannt, was uns künftig noch so alles als Rarität angeboten wird.