laut.de-Kritik
Ein würdiges Ende des "Fremder"-Zyklus.
Review von Toni HennigASP nennen ihren Stil Gothic Novel Rock und besitzen einen Hang zu Albenzyklen und Konzeptwerken. Vor zwei Jahren widmeten sie sich mit "Kosmonautilus" einmal mehr dem "Fremder"-Zyklus. Den beschließt nun das Doppelalbum "Endlich!". Das gibt es regulär als DigiBook Edition mit Bonus-CD und limitiert auf Vinyl sowie als 4-CD-Grande-Finale-Box mit Bildband.
Leider knüpfen die Songs so dermaßen an die bisherige Handlung an, dass es für Neueinstieger unmöglich ist, Zugang zu den einzelnen Charakteren zu bekommen. Zumindest zieht sich textlich eine gewisse Sehnsucht und Melancholie wie ein roter Faden durch das Werk, so dass man sich den Stücken auch auf emotionale Weise nähern kann. Fans entdecken außerdem viele lyrische und musikalische Querverweise auf frühere Tracks und Alben.
Unglücklicherweise bleibt der Gesang Alexander Sprengs die große Schwachstelle ASPs. Egal, ob sich seine Stimme gerade in einer tieferen oder höheren, theatralischeren Tonlage befindet: Sie erstarrt in Monotonie und treibt die Geschichte nur wenig spannend voran. Zudem hat er die Angewohnheit, jedes einzelne Wort bedeutungsschwanger zu betonen, was das Hören dieser Platte auf Dauer recht anstrengend macht. Als großer Pluspunkt erweist sich jedoch die Band, die vor allem in den erzählerischen Tracks Sprengs Konzepte musikalisch auf ansprechende Weise umsetzt.
"Intro: Bedenke Gut" bildet einen recht folkigen, instrumentalen Einstieg, der von melancholischen Geigen-Sounds lebt. Die vernimmt man danach auch zu treibenden Rock-Tönen in "Was Du Dir Wünschst", was auf angenehme Weise an Subway To Sally zu "Herzblut"-Zeiten erinnert. "Echo" wartet schließlich mit U2-artigen Gitarrenklängen in den Strophen auf und mündet in einem eingängigen, hymnischen Refrain. Auf der Bonus-CD gibt es noch eine Version von Lord Of The Lost, die jedoch etwas zu balladesk und zu pathetisch daherkommt.
Deutlich schwerere Töne bekommt man in "The Eternal Stranger" geboten, das kraftvolle Heavy-Rock-Riffs durchziehen. Als großes Highlight der ersten CD kristallisiert sich "Seerosenblüten Von Einst" heraus, das mit epischen, wogenden Riffs, schleppenden Drums, Keyboardstreichern und melancholischem Gesang eine Menge Traurigkeit versprüht.
Leider wirken dagegen einige Songs auf der zweiten CD musikalisch vergleichsweise banal. "Endlich", das sich um die Vergänglichkeit dreht, vermittelt inhaltlich und musikalisch auf recht plakative Weise ein Verbundenheitsgefühl zwischen Fans und Band. Das elektronisch geprägte "Spät", das textlich auf den Schwarzen Schmetterling verweist, beschwört mit seichten Klängen und viel Piano-Geklimper schlimme Erinnerungen an den Goth Pop-Sound zu Beginn der 00er-Jahre herauf.
"Widmung" fällt wiederum richtig düster aus und versprüht mit midtempolastigen Riffs und atmosphärischer Keyboardarbeit authentisches 90er-Jahre-Gothic Metal-Flair. Im finalen "Tor" kommen schließlich von folkigen Rhythmen über Elektronik bis hin zu epischen Saitensounds sämtliche Elemente dieser Platte zusammen. Dabei steuert das Stück zunächst in Richtung Dunkelheit, verschiebt sich aber gegen Ende immer mehr ins Hymnische, so dass doch noch ein wenig Hoffnung aufkommt. Somit findet der "Fremder"-Zyklus ein würdiges Ende.
Wer von ASP nicht genug bekommt, dem seien noch die drei Kooperationen mit Two Minds Collide, DELVA und Cassadi auf der Bonus-CD ans Herz gelegt, die von dramatischen Rock-Tönen über folkige Seemannsklänge bis hin zu Elektronik stilistisch eine Menge zu bieten haben. Die Single Edits am Ende der CD braucht allerdings niemand.
Wer über den Gesang und die schwer zugänglichen Texte hinwegsieht, bekommt mit "Endlich!" ein musikalisch recht abwechslungsreiches Album geboten, das sicherlich zu den besseren Veröffentlichungen der Band zählt.
1 Kommentar
Ich traue mich kaum, es zuzugeben, aber das ist mindestens das beste ASP Album seit "Maskenhaft". Sehr abwechslungsreich, die Texte wieder wesentlich verbessert, recht spannend. Was sagt Herr Kubanke zu "ENDLiCH"?