laut.de-Kritik

Klingt wie Tommy Jaud für ritzende Friedhofseulen.

Review von

Beim Stichwort Zombies rocken im Hotel geht es auch weiterhin nicht um die unverwüstliche Berglinde im Hotel Atlantik-Kempinski. Stattdessen beehren ASP das Publikum mit dem zweiten Teil ihrer Gruselsaga. Bezüglich des Inhalts und der Rahmenhandlung verweise ich an dieser Stelle auf das gut gemachte "Verfallen Folge 1: Astoria".

"Verfallen Folge 2: Fassaden" schlägt sich nun mit allen vermaledeiten Irrungen und Wirrungen herum, die fast zwangsläufig auftreten, so man einen Mehrteiler abliefert, dessen Handlungsstrang und Musik von derselben Storyline getragen werden. Hierbei taucht folgendes Problem auf: Wer nicht komplett an der Nadel dieser Special Interest-Geschichte hängt, sondern einfach nur eine schicke neue Darkrock-Scheibe braucht, dem kommt vieles eher wie der nette Zweitaufguss von Part I vor. Für diese Fraktion ist das weniger eine spannungsgeladene Fortsetzung, sondern ein höchstens in Teilen okayes Sequel mit erheblichen Längen.

Das überrascht nicht wirklich, denn es ist kaum möglich, innerhalb kürzester Zeit für jeden Teil top Songwriting für über ein Dutzend Tracks abzuliefern. Mit anderen Worten: Im Grunde ist die Platte ein Twinner, dessen Pointe und Ästhetik dem Ausgangsmaterial wenig entgegensetzen kann als ein Totreiten des nicht mehr taufrischen Goth-Gauls. Hätte ASP sich hier doch mehr um die eigene Qualitätskontrolle gekümmert. Weniger Tracks, dafür nur die guten auswählen und den Geruch des langatmigen Auswalzens bis zum gefühlten Teil hundert vermieden, das gesamte Projekt erschiene souveräner.

Schon der Opener offenbart exemplarisch Schwächen, die sich in einer gängigen Schwarszene-Schablone erschöpft. Das ist höchst irritierend. Galt die Band ASP und ihr Kopf bislang doch zu Recht als löbliche Ausnahme inmitten einer See langweilender Klischeehuber im schwarzlackierten Schlagerrausch. Das Stück kommt über stereotypen Quark der Sorte Mittelalterrock trifft Kajaltüte nicht hinaus.

"Komm mit hinunter in den Keller. Denn hier schlägt doch unser Herz. Alles ging so furchtbar schnell. Nun wohnst du mit uns im Hotel." Vor solchem Schmalspurkram war man bei dieser Combo bislang recht sicher. Das ist nun vorbei. Schon die Zusammenarbeit mit Spielbann auf deren unfreiwillig schauderösen "In Gedenken" offenbarte verstörendes Nach-Unten-Orientieren von ASP. Diesen Pfad der künstlerischen Verdammnis auf eigenen Werken fortzusetzen ist keine gute Idee. Statt echter Substanz bleibt dann nur die kreativ mausetote Anbiederung an den pubertierenden Goth-Nachwuchs. Das ist einfach zu wenig.

Zugegeben: Die literarische Vorlage Kay Meyers ist ohnehin nichts Besonderes und rangiert als Tommy Jaud für ritzende Friedhofseulen sprachlich zwischen unlesbaren Schmonzetten à la "Twilight" oder "Shades Of Grey". Insofern muss positiv vermerkt werden, dass ASP selbst in durchwachsener Verfassung um Längen mehr drauf haben als das Ausgangsmaterial. Positive Lichtblicke wie das chansoneske "Ich Bringe Dir Nichts Mehr" zeigen, was möglich wäre, risse man sich mehr am trauerumflorten Riemen. Für Teil III landet die Erwartungshaltung mithin leider in genau jenem Keller, der im Astoria das Unheimliche birgt.

Trackliste

  1. 1. Fortsetzung Folgt...2 (Vorspann)
  2. 2. Bitte Nicht Stören! (Intro)
  3. 3. Unwesentreiben
  4. 4. OdeM
  5. 5. Zwischentöne: Höhepunkt
  6. 6. Das Kollektiv
  7. 7. Hinter Den Flammen
  8. 8. Zwischentöne: Abfall
  9. 9. Köder
  10. 10. Ich Lösche Dein Licht
  11. 11. Ich Lösche Dein Licht (Reprise)
  12. 12. Ich Bringe Dir Nichts Mehr
  13. 13. Umrissmann
  14. 14. SouveniReprise
  15. 15. Fortsetzung Folgt...2 (Vorspann) (live)
  16. 16. Kai Meyer: Das Fleisch Der Vielen, Lesung Teil 1
  17. 17. Song: Astoria Verfallen (acoustic live)
  18. 18. Kai Meyer: Das Fleisch der Vielen, Lesung Teil 2
  19. 19. Song: Alles, Nur Das Nicht! (acoustic live)
  20. 20. Dro[eh]nen Aus Dem Rostigen Kellerherzen (Videoschnitt)
  21. 21. Loreley (Kurzhaarschnitt)

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LAUT.DE-PORTRÄT ASP

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6 Kommentare mit 14 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Kubanke hat scheinbar mal wieder nix kapiert. Setzen sechs.
    5/5

  • Vor 8 Jahren

    Die Scheiße braucht kein Mensch. Komplette Bandgeschichte ungehört 1/5.

  • Vor 8 Jahren

    Ich finde das Album ist extrem gut geworden.
    Man kann sicher kritisieren das es für Höhrer die nicht das erste Album gehört haben wenig enthält.
    Aber Die Melodien und der Text sind extrem gut geworden. Grade das in der Rezension erwähnte Fortsetzung folgt 2 beweist dies. Betrachtet man die letzten Zeilen des Textes dann erkennt man nicht nur einen Bezug zu älteren stücken sonder auch eine bitterböse beschreibung der Aktuellen Gesellschaftlichen zustände. Genial.

    Natürlich muss man das nicht mögen, diese Musik ist garantiert nichts für jederman. Aber Handwerklich hat ist es TOP. Sowohl vom Text als auch von der Musik.

    Aber ich kann verstehen das es dem Autor der Rezension schwer viel da mit zu kommen. (Auch wenn das erste Album gut bewertet wurde) Denn wer zu beleidigungen greifen muss, kann keine form von Seriösität besitzen.

  • Vor 8 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 8 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 8 Jahren

    Lieber Herr Kubanke, eigentlich bleibt mir nicht viel zu schreiben, da Sie sich ja bereits überaus erfolgreich mit dem Verfassen dieses "Artikels" selbst ein Armutszeugnis ausgestellt haben... mein herzlichsten Glückwunsch dazu!!!
    Mal ehrlich, von jemanden, der sein "Handwerk" verstehen sollte, hätte Ihre Rezension weit über das Zitieren von abgeriffenen Grufti-Klischees hinausreichen sollen. Frei nach dem Motto: "Was nicht in Ihre Gedankenwelt passt, wird passend gemacht", haben Sie die "Wort-Klinge" gepaart mit inhaltlicher Ignoranz angesetzt und dieses musikalische Gesamtkunstwerk auf Ihr kümmerliches Einheitsgelaber gespickt mit Vorannahmen und Mutmaßungen herunter gestutzt.
    Wie mein Vorredner "Absetzun" bereits absolut richtig bemerkte, nämlich, dass man "die Musik nicht mögen muss", ist vollkommen korrekt und legitim, soll und darf auch so sein!
    Dieser Gesamt-Verriss zeigt mir eines überdeutlich, und zwar, dass die von Ihnen kritisierte Musik und die dahinter befindliche Geschichte in keinerlei Hinsicht an Sie herangekommen ist, d.h. Sie schreiben über alles andere, aber eben NICHT über das Wesentliche! Auf diese Weise möchten Sie natürlich sehr gern die Schadenfreude eventueller Leser bedienen. Aus Ihrer eingeschränkten Perspektive verständlich, aber eben auch ziemlich billig!
    Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt die Wertschätzung des vom Künstler bzw. den Künstlern geleisteten!!!
    Jegliche Kritik ist als sekundär zu betrachten, solange der Grundsatz gilt, höflich und respektvoll zu agieren. Eine Enttäuschung darf selbstverständlich Ihrerseits deutlich gemacht werden, jedoch ist auf jegliche Schmähung des Betroffenen bzw. der Betroffenen zu verzichten.
    Schade, Thema verfehlt und Chance vertan...