laut.de-Kritik
Stagnation auf hohem Niveau.
Review von Mirco Leier"Look it's Bronson smoking drugs under the cherry tree. It's him, baby": Action Bronson ist einer dieser Künstler, die man einfach mögen muss. Der sympathische, von Natur aus witzige Charakter des Gourmet-Rappers machte ihn bereits 2013, als er seinen großen Durchbruch feierte, zu einem gern gesehen Unikum in der sonst so biederen Welt des Hip Hop. Schade deshalb, dass seine Musik mit fortschreitendem Alter eine eher untergeordnete Rolle im Leben des New Yorkers einnimmt und er sich mit jedem Release mehr und mehr aus dem Mainstream entfernt.
Vor allem seit "White Bronco" und dem damit einhergehenden Karriere-Reboot behandelt der New Yorker seine Reimkunst mehr als Hobby und weniger als Berufung. Frei vom Druck des kommerziellen Erfolgs macht Bronsolino seitdem Musik, die exzentrischer, aber gleichzeitig auch harmloser und letzten Endes egaler kaum sein könnte.
Auf "Only For Dolphins" klingt Bronson so, als spitte er seine Verses nebenbei, während er am Strand entlang joggt oder ein Rib-Eye aus dem Ofen holt. Das spielt einerseits dem Laid-Back-Vibe der LP in die Karten, sorgt allerdings auch dafür, dass nur wenige der zwölf Songs einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Im Gegensatz zu der wundervoll breit gefächerten, teils fast schon experimentellen Boom Bap-Beatpalette zeigt sich Mr. Baklava auf seinem sechsten Studio-Album erneut wenig versatil. Seine ungefilterte, ungemein humorvolle Art, alles, was ihm gerade in den Kopf kommt, zu Papier zu bringen, sorgt zwar immer noch für den ein oder anderen Schmunzler, verliert jedoch schon zur Hälfte der 35-minütigen LP deutlich an Unterhaltungswert.
Nichts ist wirklich schlecht auf "Only For Dolphins", viel zu viel aber nur leicht über Mittelmaß. Es gibt keine großartigen qualitativen Ausreißer, weder nach unten noch nach oben, dennoch vermisst man die catchy Hooks und Features, die frühere Bronson-Alben abseits der Fülle kulinarischer und popkultureller Referenzen so unterhaltsam machten.
Was nicht heißen soll, dass die geladenen Gäste ihren Job schlecht erledigen. Im Gegenteil: Yung Mehicos Saxophon-Solo auf "Capoeira" gehört zu den Highlights der LP, und auch Meyhem Lauren und Hologram liefern mit ihren Verses mehr als nur Dienst nach Vorschrift. Sie alle trösten aber letzten Endes nicht darüber hinweg, dass sich Action Bronson mit "Only For Dolphins" einmal mehr im Kreis dreht.
Das der Rapper aus Queens seinen Sound in diesem Leben noch grundlegend ändern wird, scheint unwahrscheinlich, dass seine Produzenten ihm deswegen aber nicht zwangsweise den Rang ablaufen, beweist er mit "Hard Target", "Golden Eye" und "Cliff Hanger", drei Songs, bei denen mal mehr als nur das gelungene Instrumental hängen bleibt.
Zwischen aberwitzig detailgenauen, aber vollkommen wahllosen Storytelling ("I lost my house on the Raiders, and those fuckin' Lakers. They tackled Bo at the 30 and did me dirty. Elbow injury for Magic, ankle injury for Worthy"), typischen Bronson One-Linern ("Strength like Žydrūnas Savickas, speed of a crackhead / Took five minutes to get from here to Baghdad") und cleverem Wordplay ("Stuck in the maze, switch my face up like Nicolas Cage's") zeigt sich BamBamBaklava hier und da sogar ein wenig introspektiv: "Ruined my life bettin' my money on them gray dogs. If I die today I'm still gon' live forever."
Bronsons Musik bildet schon lange nicht mehr den Mittelpunkt seines Künstler-Kosmos. Der New Yorker ist gerade Vater geworden, hat knappe 40 Kilo abgenommen und rappt dementsprechend auch nicht mehr ganz so hungrig wie noch vor sieben Jahren. Das ist und war aber auch nie sein Anspruch: "Feeling good is the only thing I know", rappt er auf "Sergio", "Bestsellin' author, motherfucker I'm good now", fügt er auf "Hard Target" hinzu. Er ist eben einer der wenigen Künstler, denen man eine solche artistische Stagnation verzeiht, vor allem, wenn sie nach wie vor auf einem solch hohen Level geschieht.
3 Kommentare mit 16 Antworten
Hab den Hype um ihn nie ganz verstanden, gerade die Beats waren mir oft zu anstrengend oder schlicht langweilig.
Gab es eigentlich jemals ein Feature mit Stimm-Double Ghostface?
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Klar, schon seit Ionen, Du Genrefremdi.
https://www.youtube.com/watch?v=LnWTcpBk5xI
Ach ja. Wenn man die beiden direkt hintereinander hört, kann man sich schon noch gut unterscheiden.
Wobei ich mal nen Interview von Ghost gesehen habe, in dem ihm ein Song von Bronson vorgespielt wurde, und er sich selber nicht sicher war, ob er das nun ist, oder nicht
Habs gefunden...
https://ontheaside.com/uncategorized/even-…
Haha, funny! Thx!
Kommt noch eine Spillage Village Rezi?
Nein, Ufo361 Review wurde stattdessen gemacht.
Wäre ja mal ein interessanter Ansatz, die Alben nicht rein nach Präferenzen der Rezensenten auszuwählen...
Naja, wird wohl eher nach Klicks ausgewählt. Und Sondermüllrapper wie Ufuk kreieren halt mehr als Spillage Village...
Du meinst in der laut-Redaktion arbeitet jemand, der ein Ufo-Album einem richtigen Rapalbum bevorzugt? Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen..
Naja, du bevorzugst ja auch SLAYYÖÖÖRR ggü richtigen Rapalben, was ist daran also so schwer zu verstehen?
Wieder falsch.
Ich mag Slayer UND "richtige" Rap-Alben (letztere habe ich ja soeben an anderer Stelle exemplarisch aufgezählt).
Ja, aber Lil Keed, ein Vandalismus oder eine Sa-Roc generieren wohl auch kaum Clicks, daher denke ich, dass beides entscheidende Kriterien sind. Die Redaktion hat wohl nur einen nicht so tiefen Einblick, was drüben so passiert, wenn man alleine bedenkt, dass Jay Electronica auch ohne Review blieb oder man Yanniks oberflächliche Drill Ausflüge betrachtet.
Mannfrau, es soll Leute geben die verschiedene Musikstile mögen... wenn dein Horizont dazu nicht ausreicht einfach die Fresse halten. Du bist mit Abstand der größte Horst auf laut.de:)
Ich denke, dass es eher daran liegt, welche Labels die Alben zur Rezension schicken, wurde zumindest vor Ionen mal so erklärt. Verwundert dann allerdings, falls dem so sein sollte, dass die RTL Bagage immer schlecht bewertet werden möchte. Obwohl, schlechte PR gibt es ja nicht
Stimmt, kann mich auch erinnern, dass sich laut da mal zu erklärt hat. Finde ich aber nach wie vor recht mau, nur das zu rezensieren, was man zugeschickt bekommt. Musik-Journalisten sollten da schon den Anspruch an sich selbst haben, besagte fehlende Alben / Künstler auch mal selbst zu besorgen. Nuffsaid.