laut.de-Kritik
Maffay, Rosenstolz und Grönemeyer in klassischer Verpackung.
Review von Tobias LitterstEin großes Symphonie-Orchester spielt theatralisch verträumte Klänge. Dann setzt eine schmachtende Männerstimme mit Vibrato ein. Sehnsuchtsvoll erklimmen sie gemeinsam die Höhen einer zuckersüßen Melodie, immer dem Chorus entgegen.
Ganz genau, wir befinden uns in der Welt der Pop-Klassik. Unsere Reiseleiter heißen Adoro - fünf studierte Opernsänger mit großer Bühnenerfahrung und einer Vielzahl an beachtlichen Engagements. Sie nehmen sich auf ihrem Erstling die deutschsprachigen Pop-Hits der letzen Jahrzehnte vor.
So tönt schon zur Begrüßung ein Gassenhauer der Sentimental-Popper Rosenstolz aus den Boxen. "Liebe ist alles!", verkünden die fünf Sänger energisch. Schon ist der passende Einstieg gemeistert. Denn hier steht alles im Zeichen der Emotion.
Adäquater wären allerdings ein paar Zeilen Xavier Naidoos gewesen. "Dieser Weg wird kein leichter sein / Dieser Weg wird steinig und schwer." Damit hätte man den unbefangenen Hörer noch besser auf das Album eingestimmt. Der Hit des Mannheimers steht aber erst an neunter Stelle. Bis man diese erreicht hat, ist das Prinzip "Adoro" längst klar.
Die bekannte Deutsch-Pop-Ballade bekommt ein überladenes Orchester-Arrangement verpasst. Die Protagonisten legen dann so viel Gefühl wie möglich in ihren Gesang. Da die Mitglieder dieser Formation sehr individuelle Klangfarben mitbringen, achteten die Produzenten auf eine geschickte Verteilung der Gesangsparts. So nutzt die Gruppe ihr Potenzial auch äußerst gekonnt aus.
Damit die Dynamik nicht zu kurz kommt, beginnen die Stücke zumeist sehr ruhig und steigern sich bis in die finalen Refrain-Wiederholungen mit instrumentalen Ausschmückungen und mehrstimmigem Gesang. Das geht zwar handwerklich in Ordnung, verbreitet aber auch reichlich Kitsch und Pathos.
Den Hang von populären Balladen zu übertriebenem Gefühlsdusel haben Adoro maßlos verstärkt. Die wenigen lieb gewonnenen Ecken und Kanten dieser Stücke fallen hier skrupelloser Schön-Schleiferei zum Opfer.
Es ist eben gerade die gnödelnde Stimme Herbert Grönemeyers, die einen Song wie "Flugzeuge Im Bauch" so eindringlich macht. Ohnehin schauderliche Herz-Schmerz-Nummern wie "Ohne Dich" von der Münchner Freiheit oder "Du Erinnerst Mich An Liebe" von Ich & Ich geraten auf diese Weise natürlich noch schlimmer als ihre Original-Versionen.
Die Auswahl der Stücke ist perfekt kalkuliert. Wir gehen "Über Sieben Brücken", "Und Wenn Ein Lied" die Lippen des Quintetts verlässt, schmelzen wir kräftig dahin. Eine Weile später sagen wir "Merci Cherie" und erreichen endlich "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" das Finale. Da ist für jeden, egal ob jung oder alt, etwas dabei. "Engel" heißt das einzige frisch komponierte Werk der Platte. Es fügt sich jedoch nahtlos in das Gesamtbild ein.
Für all jene, die sich an Kitsch, Vorhersehbarkeit und altbekannten Hits erfreuen, haben Adoro ein ideales Album geschaffen. Ich bin gespannt, wann die findigen Produzenten auch noch das Werk Tokio Hotels oder LaFees in klassische Gewänder kleiden.
12 Kommentare
GRAUSAM
"Widerlich" trifft es wohl eher
Ich bin ein großer Freund des Pathos, aber er muss ehrlich sein. Das ist alles so übel kalkuliert und industriell gefertigt, dass es kratzt. Das schlimme ist, dass sich Biggi und Jupp aus'm Pott die Scheibe holen, weil sie es für Klassik halten.
eigentlich höre ich weder Pop oder gar Klassik... aber dieses Album hat mich begeistert.... kommt fast an Farin ran.. aber nur fast
@egos (« @jonnsen (« okay ich hab mir die platte nich vollstaendig reingezogen, aber das was ich gehört habe finde ich eig recht cool weil es in dem sinne noch keiner gemacht hat auf kommerzieller ebene.
ich bin begeistender rockhörer udn das muss schon was heissen
auf jeden fall ncih so schlecht geraten wie die review, miener meinung nach xD
naja muss jeder selber wissen ob er für andere sachen offen gegenueber ist oder nicht...#
und egos: ich bin kein metalnazi xDDDDD »):
ich schon »):
achsoooo
@the last sheep (« eigentlich höre ich weder Pop oder gar Klassik... aber dieses Album hat mich begeistert.... kommt fast an Farin ran.. aber nur fast »):
Äpfel und Birnen.