laut.de-Kritik
Experimentierfreude gebiert eigenständige neue Nummern.
Review von Mara WeckerEin Live-Album heraus zu bringen, kann ziemlich in die Hose gehen. Wenn darauf zum Beispiel alles wie auf Platte klingt, nur schlechter. Wenn minutenlanger Applaus und Ansagen das Anhören auf der eigenen Stereoanlage geradezu armselig erscheinen lassen. Akua Naru hat in dieser Hinsicht allerdings alles richtig gemacht: "Live & Aflame" bietet mehr als nur den Mitschnitt einer Live-Performance - und wurde, nebenbei bemerkt, ganz ohne tobende Menge im Studio eingespielt.
Aus den 18 Tracks des ursprünglichen Albums von 2011 filtert Akua Naru elf eigenständige Nummern heraus. Einmal neu durcharrangiert, neue Besetzung, neue Samples, veränderte Titel. Jazz- und Soul-Anleihen wachsen zu einer sechsköpfigen Band namens Digflo heran. Mit echten Drums, Percussion, Streichern, Bläsern, Sängerin.
Hieß es bei "The Journey Aflame" noch Oldschool mit Golden-Era-Referenzen, präsentiert sich die in Köln ansässige US-Rapperin auf "Live & Aflame" von einer extrem experimentierfreudigen Seite. Da kann dann auch einmal ein Saxophonsolo ausarten ("The Backflip Reflipped") und die Sieben-Minuten-Marke mehr als einmal überschritten werden ("Poetry: How Dows It Feel Now", "Walking On The Block").
Im Vergleich zum abwechslungsreichen, aber durchweg eingängigen Vorgänger, traut Akua Naru ihren Hörern hier Einiges zu. So beginnt "The Journey ... Aflame" mit einer mehrere Minuten andauernden Spoken-Word-Performance über langsam anschwellende musikalische Untermalung, bis sie uns endlich mit ihren vertrauten flowenden Raps erlöst.
Die Metamorphose der Songs sind das Resultat der vielen weltweiten Auftritte im letzten Jahr, bei denen Akua ihre Kompositionen weiterentwickelte, anstatt jeden Abend auf Tour das gleiche Programm herunter zu rattern. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die sich verändert haben, oft jedoch ist es die ganze Stimmung der Nummern.
"The Backflip" zum Beispiel, ehemals groovy-entspannt mit einem Haufen Samples und Cuts, präsentiert sich jetzt, umbenannt in "The Backflip Reflipped", als energiegeladene Funk-Nummer. Nur ein Fetzen Lauryn Hill hier, ein paar Scratches da bleiben dem ursprünglichen Konzept treu und verankern Akua Naru tief im Hip Hop-Kontext.
Es wäre Quatsch zu behaupten, das Rezept für dieses Album sei ein vollkommen neues. Aber was funktioniert, funktioniert. Um es mit den Worten eines guten Freundes auszudrücken: Sie rappt halt einfach verhurt gut. Word!
3 Kommentare
Schöne Sache, das.
aber hallo! und wenn die soundqualität auch nur annähernd so gut ist, wie ich nach hören des youtubeclips vermute, habe ich demnächst ne echte hiphop perle im cd regal.
grosses kino!
Bin gespannt wann es bei ihr richtig durch die Decke geht, nur noch eine Frage der Zeit: http://www.youtube.com/watch?v=flTqvVTpcJs