laut.de-Kritik

Zurück in die Vergangenheit.

Review von

Auf dem Cover sieht man ein einsames Holzboot im Wasser, ein Nussschälchen. Einziger Passagier: Alex Izenberg, der Leftfield-Folker aus Los Angeles. Er scheint ins Unbestimmte zu rudern, ein Aufbruch Richtung Neuland.

Aber das einsiedlerisch wirkende Foto täuscht, zum ersten Mal hat der eigenbrötlerische Songwriter eine Band um sich geschart. Sie besteht aus Mitgliedern anderer Gruppen, Helden der zweiten Reihe. Die Aufzählung ihrer Wirkungsstätten wirkt wie das Line-Up eines alternativen Indie-Festivals. Der Drummer kommt aus der Band von Weyes Blood, der Bassist spielt bei den Sparks, die Slide-Gitarre wird bedient von einem Kompagnon Lana Del Reys. Aufs Cover hat es die Band zwar nicht geschafft, dafür ist das Album nach ihr benannt, "Alex Izenberg & the Exiles" heißt es.

Und auch die vom Titelbild suggerierte Vision einer Odyssee in unbekannte Gewässer täuscht. Denn Izenberg rudert zielstrebig in Richtung Vergangenheit, das Ruderboot seine Zeitmaschine, sein persönlicher DeLorean. Gedämpfte Drums, trockener Bass, leichtfüßige Gitarren: Es geht zurück in die sechziger und siebziger Jahre.

Izenbergs esoterische Songs erinnern an die religiösen Mantras George Harrisons, die lieblichen Arrangements an die Opulenz Harry Nilssons. In "The Gospel of Exiles" rollen nach einem zaghaften Intro Wellen des Wohlklangs heran. Chöre, Streicher und Bläser schichten sich übereinander, verdecken fast Izenbergs gehauchte Stimme.

"The Wraith Behind Our Eyes" groovt als altmodischer Boogie vor sich hin, mit Steely Dan-Bläsern und Eagles-Slide-Gitarren. So klänge die Musik Udo Lindenbergs, wäre er in San Francisco aufgewachsen. Boat Rock statt Yacht Rock.

Izenberg hat ein Händchen für Melodien, die ins Ohr gehen. Alles klingt üppig, schwülstig, es sind Arrangements, in die man sich hineinlegen kann, wie in einen Fluss. Da gibt es die Disney-Streicher in "As the Dawn Serenades the Dark", ein floydiges Gitarren-Riff in "Only the Moon Knows". Fleetwood Mac'sche Chöre hauchen durch "Dreams of Déjà Vu", Israel Nash winkt vom Ufer herüber. Rückwärts abgespielte Gitarren und ein boniveriges Piano bestimmen das sphärische "Threaded Dances", in der zweiten Hälfte dann ein Saxophon-Solo aus dem Unterbewusstsein.

Es ist ein gefälliger Sound, der Leichtigkeit suggeriert. Fast wie beim Schwimmengehen: Zuerst denkt man, man könnte sich treiben lassen, aber dann muss man eben doch Arme und Beine bewegen, um nicht unterzugehen. Und wie tief ist überhaupt das Wasser? Izenbergs Hang zur großen musikalischen Geste täuscht Tiefgründigkeit vor, wo keine ist. Seine Songs sind eher stille Gewässer als gigantische Ozeane. Aber zum Planschen für eine sommerliche Abkühlung reichen sie allemal.

Trackliste

  1. 1. The Gospel of Exiles
  2. 2. An Obscured Odyssey
  3. 3. The Wraith Behind Our Eyes
  4. 4. Drinking the Dusk Away
  5. 5. Dreams of Déjà Vu
  6. 6. Threaded Dances
  7. 7. Only the Moon Knows
  8. 8. Pareidolia
  9. 9. United States (of Mind)
  10. 10. Apophenia
  11. 11. As the Dawn Serenades the Dark

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