laut.de-Kritik
Die lebende Creepshow mit elf düsteren Gute-Nacht-Geschichten
Review von Alexander CordasDie lebende Creepshow schlägt mal wieder zu. Vincent Furnier alias Alice Cooper öffnet auch im Jahre 2000 die Pforte seiner Geisterbahn und hat auf "Brutal Planet" diverse Gute-Nacht-Geschichten parat.
Wer geglaubt hat, dass Mr. Shockrock so langsam aber sicher die Puste ausgeht, bekommt hier 11 mal ein Brett um die Ohren gebratzt, dass ihm hören und sehen vergeht. Alice hat einfach Gold in der Nase, wenn er auf seine unnachahmliche Art ins Mikro quäkt. Sein Zustandsbericht vom "Brutal Planet" fällt negativ aus. Horror, Mord und Totschlag herrschen vor und Alice ist der ideale Mann, um uns darüber zu informieren. Der Sound passt sich dem an. Düster und bedrohlich geben Riffs mit Prädikat "rostfrei" dem Klangkostüm die nötige Schärfe. Ab und an klingt die Seelenverwandschaft zu Rob Zombie, seinem Schüler im Geiste an, wenn zarteste Industrial-Versatzstücke dem Doom-Element dieser Scheibe den letzten Schliff verpassen.
Zwar steht nicht alles auf demselben Niveau, aber mit dem Titeltrack und "Wicked Young Man" hat Alice im Verbund mit Bob Marlette zwei Perlen auf Platte gepresst, für die viele "Songschreiber" wahrscheinlich ihre Mutter verkaufen würden. Mit "Pick Up The Bones" nimmt er erstmal das Tempo raus. Ein wunderbar getragener Song mit melancholischem Melodiebogen. Der schleicht zwar eine Zeit lang schleppend vor sich hin aber dann explodiert die Stimmung in einem tollen Refrain. "Pessi-Mystic" ist der Track, der wohl noch am ehesten an den alten Alice Cooper der Siebziger erinnert, bevor es dann mit "Gimme" und "It's The Little Things" nochmal richtig eins auf die Glocke gibt.
Der Power-Reigen wird dann von der Zuckerschnucki-Ballade "Take It Like A Woman" unterbrochen und mit "Cold Machines" schickt uns Alice endgültig auf die Bretter. So einen Song hätte man wohl eher von Marilyn Manson erwartet, stattdessen zeigt Mr. Furnier deutlich, wer hier im Shockrock die Köpfe rollen lässt!
"Brutal Planet", für mich eine der besten Cooper-Platten der neuen Ära. "Hello Hooray, Let The Show Begin"!
1 Kommentar
Großartige Rezi für eine großartige Scheibe. Danke!