laut.de-Kritik
Lässige Verschmelzung von Soul, Jazz, Blues, Hip Hop.
Review von Alexander CordasBlinde Hühner finden manchmal auch ein Körnchen, oder taube Musikredakteure ein musikalisches Kleinod. So geschehen, als am 18. September diesen Jahres eine gewisse Amy Winehouse auf dem Festival des formatierten Radiosenders SWR 3 zwischen den bereits gestandenen Maroon 5 und Joss Stone unter dem Schwachsinns-Banner "New Pop" auftritt.
In Großbritannien ist die junge Dame bereits eine relativ große Nummer mit Brit Award- und Mercury Prize-Nominierung im Stammbüchlein. Dass es dabei nicht bleiben wird, offenbart "Frank" nachhaltig. Eine derart lässige Verschmelzung von Soul, Jazz, Blues, Hip Hop und Pop hat die Musikwelt lange nicht mehr gesehen. Und dabei war das Mädel bei Veröffentlichung der Platte in ihrer Heimat im Oktober 2003 gerade einmal 19 Lenze alt.
Eigentlich müsste jeder Black Music-Freak bei der Winehouse-Melange abgehen wie Schmidts Katze. Mit einem Babubuiju-Intro zum Abgewöhnen beginnt der Reigen etwas verhagelt, dann gehts aber so was von los. Einem Teenager ist ein derart nach Metropole klingendes Album kaum zuzutrauen. Da blinken die Lichter der Großstadt bei Nacht aus jedem der elf (inklusive "Cherry" zwölf) Songs, rauchiges Barjazz-Ambiente inklusive ("You Sent Me Flying").
Producer Salaam Remi, der an den Nas- bzw. Fugees-Großtaten "God's Son" und "The Score" herum bastelte, verhilft den flotteren Tracks zu angenehmer Clubtauglichkeit. "In My Bed" profitiert dabei am meisten. Wie eine Federboa nimmt Amy Winehouse die Beats und Conga-Akzente auf und schlingt sie sich verführerisch um den Hals.
Arrangements, die sich nicht unerheblich in der Musikgeschichte bedienen, aber dennoch jederzeit moderner als modern klingen, machen es Musikhörer aller Genres leicht, in die Kompositionen hinein zu finden. Das unbestechlichste und beeindruckendste Merkmal an "Frank" tönt jedoch mit Amys unglaublich abwechslungsreichem, lasziv rauchigem Gesang durch den Äther. Etwas gewöhnungsbedürftig zwar, aber falls man Gefallen an ihrer Art zu singen findet, hat es die CD ganz schön schwer, wieder aus dem Player zu kommen.
22 Kommentare
Hi,
was haltet ihr von Amy Winehouse - Frank. Ich finde ihr Album ziemlich gut; ähnlich gut wie Joss Stone - Mind, Body & Soul und Alicia Keys - Songs in a minor. Mir gefällt vor allem die Mischung verschiedener Genres...
Eure Meinungen interessieren mich.
thx
Schwer begeistert. Ein herb-jazziger, feiner, eigenständiger Stil. Im Vergleich zu den anderen beiden genannten Sängerinnen meiner Ansicht nach völlig unterschätzt. Dazu noch überaus interessante, nachdenkliche und irgendwie genre-untypische Texte...
Die muss ich gleich nochmal hören!
nö
voll gemein
@stummerzeuge (« Anwalt: okok, lassen wir das. Ja, es ging mir um sowas wie Alben-Gerechtigkeit Das mit dem Standpunkt des Erst-Autors leuchtet mir ein. Btw eine Frage: Darf ich zu einem ganz bestimmten bisher sträflich vernachlässigten Album und Künstler eine (Meilenstein)-Gast-Review schreiben? Bütte! »):
da habe ich keinerlei aktien drin. musste dann schon denn offiziellen weg über die redaktion gehen. wie alle.
das wird wohl das beste sein.