laut.de-Kritik

Alles gut, so lange die Belfaster nur die Klappe halten.

Review von

Wenn die vier Jungs von And So I Watch You From Afar bisher gesungen haben, hörte sich das so an: "Lalalalalala" manchmal auch "Bapba-Bapba-Bapba". Das war cool, das passte, lockerte ihr frickeliges Gitarren-Spiel auf und sorgte für viele zusätzliche Melodien. Auf "All Hail Bright Futures" klingt ihr Gesang jetzt aber so: "The sun is in our eyes. The sun is in our eyes. The sun is in our eyes". Dieser Satz wird innerhalb der ersten beiden Songs gefühlte 1.000-mal wiederholt. Der Band scheint die Sonne tatsächlich gehörig aus dem Arsch zu scheinen.

ASIWYFA sind noch hyperaktiver als auf den vorherigen Alben. Die Belfaster bleiben nicht lange bei einem Thema, wenn doch, dann schichten sie gleich sieben oder acht Gitarren-Spuren übereinander, damit auch jeder merkt wie kreativ sie sind. In die meisten Songs packen sie aber lieber 100 verschiedene Ideen und Parts in bis zu vier Minuten. Dass darunter dann auch ein paar doofe sind, ist klar, die Texte zum Beispiel. Aber auch sehr viele gute!

Ab der ersten Sekunde weiß man, mit welcher Band man es zu tun hat. Dermaßen nervös und gut gelaunt fliegen und springen nur ASIWYFA zwischen Mathpop und Postrock übers Griffbrett. Besonders schön: Drummer Chris Wee darf endlich mal zeigen, was in ihm steckt und knüppelt sein Schlagzeug in schwindelerregender Geschwindigkeit zu Brei. Außerdem haben die Jungs aus dem Norden die Musik des Südens entdeckt.

"The Stay Golden" fängt mit getrommelten Samba-Rhythmen an, bauscht sich dann zu einem recht passablen Stück Postrock auf und lässt das Quartett schon wieder singen. Diesmal geben sie es aber gleich zu: "We know that that's not the way". Korrekt, das ist definitiv nicht der richtige Weg! Wenn sie endlich wieder die Klappe halten wird es fantastisch, mit einem offenem Riff und einem spritzigem Trompeten-Solo.

Wie auf den Vorgänger-Alben geht es bei ASIWYFA nie darum, Songs langsam aufzubauen, viel Atmosphäre zu schaffen und das Kopfkino anzuwerfen, sondern in erster Linie darum, Spaß zu haben. Und den hört man überall und an jeder Ecke. Fast schon zu aufdringlich manisch wirkt das manchmal, aber aufgesetzt nie. Diese Lebensfreude wird durch die etwas seltsam anmutende Liebe zu südländischer, ja fast schon hawaiianischen Klängen nur verstärkt.

In "Rats On Rock" tanzen sie über weiße Karibik-Sandstrände und schlürfen Bacardi. Kurz darauf pflügt das Schlagzeug los und wirbelt ordentlich Sand auf. Ausruhen und gemütlich am Strand liegen ist mit ASIWYFA nicht. Da muss immer was passieren, immer muss Action sein, alles muss in Bewegung bleiben, überall gibt es was zu entdecken. Entspanntere Parts wie die Streicher und Trompeter bei "Trails" dauern nicht lange und sind nur das kurze Luftholen vor dem Sprung.

"All Hail Bright Futures" unterhält prächtig. Die Platte steckt voller wunderbarer Details und Überraschungen. Aber doch bleibt da dieses Gefühl, dass die Jungs etwas über das Ziel hinausgeschossen sind. Zu grell und übertrieben wirken einige Stellen. Man könnte auch sagen, ASIWYFA waren sich nicht ganz einig, wohin die Reise gehen sollte. Anstatt anzuhalten um sich zu orientieren, haben sie einfach Gas gegeben, sind hierhin und dorthin gekurvt und sind so nicht wirklich angekommen. Das zeigt, dass die Band keinen Stillstand mag und gerne an sich arbeitet, aber auch, dass die Platte nicht mit den Vorgängern mithalten kann.

Trackliste

  1. 1. Euonia
  2. 2. Big Thingks Do Remarkable
  3. 3. Like A Mouse
  4. 4. AMBULANCE
  5. 5. The Stay Golden
  6. 6. Rats On Rock
  7. 7. Trails
  8. 8. Mend And Make Safe
  9. 9. Ka Ba Ta Bo Da Ka
  10. 10. Things Amazing
  11. 11. All Hail Bright Futures
  12. 12. Young Brave Minds

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8 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    ASIWYFA konnten es irgendwie auch nie jemandem Recht machen. Das erste Album war zu derb, das zweite dann im Vergleich zum Debüt zu poppig und das aktuelle hier nicht so gut wie die ersten beiden Alben. Also mit jedem weiteren Album, werden die Vorgänger zunehmend aufgewertet.

    Was mich angeht:
    die ersten beiden Alben definitiv 4/5, besonders das Debüt war für mich der von den Kritikern oft herbeigesehnte "Arschtritt", den Instrumentalrock in deren Augen benötigte.
    Das neue fällt auch nur marginal ab, wie ich finde. Wer offen ist und mit der ein oder anderen Adebisi-Shank-Anleihe leben kann, wird wahrscheinlich nicht enttäuscht.
    Kritiker strafen das Album hier und da ziemlich ab, von den Hörern an sich liest man aber fast durchgehend über ein positives Hörerlebnis.

  • Vor 11 Jahren

    Das Debut wurde kritisiert? Welch Frevel...
    ASIWYFA sind für mich sowieso ne Liveband. Als ich sie zum ersten mal gesehen hab, kannte ich exakt einen Sing (The Voiceless) und sagte ich mir nach dem Auftritt sofort, "alles klar. Nächste Woche sind sie in Dortmund. Ich kauf schon mal ne Karte". Allein die Nähe zum Publikum, wie sie in der Meute mitmoshen ist großartig.
    Nur die Studioaufnahmen kann ich seitdem nicht mehr wirklich hören, weil die gegen ihre Bühnendynamik einfach zahnlos wirken...

  • Vor 11 Jahren

    gebe morpho sowas von recht, sind echt ne verdammich nochmal gute live-band, die grenzen zwischen publikum verschmelzen da echt :) war sehr lustig, ich war in england im rahmen eines auslandssemesters und hab sie dort 2mal gesehen und ihnen beim 2ten auftritt (die erinnerten sich da bereits an mich) scherzeshalber einen erzählt von wegen "bin extra aus deutschland gekommen, um euch zu sehen". dann nahm mich einer der beiden gitarristen (der ohne rotes haar) mit auf die bühne und rief in die menge "we made it to germany" und noch andres zeugs^^ hab sie aber kennen gelernt, nachdem ich ihr debüt rauf- und runtergehört habe, und es hat mich schon vorher umgehauen, eben wegen des von jenzo1981 angesprochenen "arschritts" in die post-rock-erwartungshaltung :) ging also auch ohne vorherige live-erfahrung ziemlich ab, aber in verbindung mit der erinnerung an die konzerte funktioniert die musik natürlich noch besser. muss aber gestehen, ASIWYFA und textbasierter gesang passen für mich nicht zusammen.. ich bin insofern auch ein stück weit unangenehm gespannt auf "all hail bright futures".. am 12.04. treten sie übrigens in köln auf!

  • Vor 11 Jahren

    War eben in Köln und was soll ich sagen: richtig dick.
    Die neuen Songs funktionierten super. Fazit: knapp 90 Minuten auf die Mütze. Absolutes Muss!

  • Vor 11 Jahren

    @jenzo1981:
    Mir gefällt die neue Scheibe besser als das Debutalbum aber nicht ganz so gut wie ''Gangs'', da waren so Übersongs wie ''7 Billion People'' drauf.
    Aber einen Titel hat es auf jeden Fall sicher, das fröhlichste Album des Jahres.
    Das wirklich schöne Cover passt da perfekt.

    Wenn dir ''AHBF'' gefällt, ist es doch schnuppe, was irgendein ''Musikkritiker'' dazu zu sagen hat.
    Was ist eigentlich ein ,,Musikkritiker''?
    Das sind doch Wichtigtuer, die versuchen, schlau herumzuschwafeln und Musik zu erklären bzw. zu beschreiben. Aber warum sollte man das tun?
    Musik hört man und Musik macht man aber welchen Sinn hat irgendwelches Geschwätz dazu.
    Klar macht das irgendwie Spaß und ich habe hier auch schon uferlos rumgefaselt, also muss ich mir da auch an die eigene Nase fassen.
    Aber wenn man mal ehrlich ist, hat das einen Mehrwert, der Richtung null tendiert.