laut.de-Kritik
Unterkühlte deutsche Elektronika auf hohem Niveau.
Review von Daniel StraubDer Brüsseler Club Fuse steht hoch im Kurs bei der internationalen Techno-Elite. Alles was Rang und Namen hat, stellt sich hier gerne hinter die Plattenteller, weil die Belgier im Ruf stehen, ihren Helden der Tanzfläche stets einen warmen Empfang zu bieten und die Feste zu feiern, wie sie fallen. Davon konnte sich vor rund einem Jahr auch einer der versiertesten deutschen Elektroniktüftler überzeugen. Anthony Rother legte im Fuse einen begeisternden Liveauftritt hin, der nun unter dem Titel "Live Is Life Is Love" zu neuem Leben erweckt wird.
Spätestens seit seinem 2000er Album "Simulationszeitalter", das die Tradition unterkühlter deutscher Elektronika auf gewohnt hohem Niveau fortführt, gehört Anthony Rother zu den gefragtesten Produzenten für elektronische Musik. Sven Väth lud ihn genauso ins Studio ein, wie der Ex-Kraftwerker Karl Bartos, mit dem Rother die Warhol-Hommage "15 Minutes Of Fame" komponierte. Dass Rother nicht umsonst von gestandenen Größen im Musikbusiness auf ein mit Lorbeerkränzen umranktes Podest gehoben wird, davon legen seine Liveauftritte Zeugnis ab.
Umgeben von allerlei technischen Geräten, die den Blick auf den Künstler fast gänzlich verstellen, demonstriert Rother, dass elektronische Musik durchaus live präsentiert werden kann, ohne dabei steril und langweilig zu klingen. Mit den ersten gebrochenen Electro-Beats von "Machineworld" beginnt der rothersche Geräteorganismus aus Keyboards, Mixern und zahllosen Synthies zu leben und bringt schon nach wenigen Takten Elektroknospen von schlichter Schönheit hervor, deren Reizen man sich gerne ergibt.
Den Schluss- und zugleich auch Höhepunkt unter die Fuse-Performance setzt die knapp 13-minütige Version von "Little Computer People". Als Bonus gibt uns Anthony Rother noch drei brandneue Tracks aus seinem Psi-Studio mit auf den Weg. Ab April gibt es wieder Gelegenheit, seine Tracks live im Club zu hören, verspricht Rother.
1 Kommentar
Absolut rundum gelungenes Album. Schon abwechslungsreich und erfrischend. Dennoch kommt es nicht an Simulationszeitalter ran.
4/5