laut.de-Kritik

Fragil und unbeschreiblich schön.

Review von

Das Wetter und die Jahreszeit stimmen: Antimatter veröffentlichen mit "Fear Of A Unique Identity" endlich wieder ein neues Studioalbum. Fünf lange Jahre sind vergangen, seit sie mit "Leaving Eden" wirklich neues Material unters Volk brachten.

In dieser Zeit hat sich viel getan. Zum einen übernahm Mick Moss bis auf Drums und Violine wieder die komplette musikalische Direktion. Zum anderen entpuppt sich "Fear Of A Unique Identity" mitunter doch als deutlich rockiger ausgerichtet, als man das von Mick bisher gewohnt war.

Stimmlich erinnert der Mann immer noch stark an Dan Swanö bei Nightingale. Auch sonst lassen sich vereinzelt Parallelen ausmachen. Dabei gerät der Einstieg mit "Paranoia" noch gewohnt ruhig und melancholisch, entwickelt sich aber auch dank des dynamischen Drummings von Colin Fromont nach und nach zu einer rockigen Alternative-Nummer. Eher ungewöhnlich für Antimatter.

Aber bei weitem kein Einzelfall, wie "Uniformed In Black" beweist: Hier treffen wavige Klänge in der Strophe auf fast schon metallische Elemente zum Chorus hin. Per se vielleicht nichts Außergewöhnliches, doch Micks Gesang reißt es wieder einmal raus.

Diese Keyboardteppiche scheinen es ihm angetan zu haben. "Monochrome" erinnert dem Namen nach an VNV Nation, die gern mit derlei Flächen arbeiten. Damit hört die Ähnlichkeit dann aber auch schon auf.

Stattdessen präsentiert sich die Nummer, bei der im Hintergrund immer wieder die zarte Stimme von Vic Anselmo anklingt, eher fragil, auch wenn der Refrain auf verzerrte Gitarren setzt. Emotional und eindringlich bleibt Micks Musik zu jeder Zeit.

Natürlich gibt es auch die gewohnt reduzierten, zerbrechlichen, traurigen, unbeschreiblich schönen Nummern wie den Titeltrack, "Here Come The Men" oder das abschließende "A Place In The Sun", die auf akustische Gitarre, Gesang, leichte Backings von Vic, ein paar Keys und natürlich auf die wunderbar schwermütige Violine setzen. Die stammt dieses Mal aber nicht von Rachel Brewster, sondern von David Hall.

"Fear Of A Unique Identity" enttäuscht mit Sicherheit keinen Antimatter-Fan, sondern hat mit den beschriebenen Titeln, aber auch mit dem in der ersten Hälfte etwas an ein folkiges Traditional erinnernde "Wide Awake In The Concrete Asylum", zahlreiche Songs zu bieten, die sich schon bald in der Setlist etablieren dürften.

Trackliste

  1. 1. Paranova
  2. 2. Monochrome
  3. 3. Fear Of A Unique Identity
  4. 4. Firewalking
  5. 5. Here Come The Men
  6. 6. Uniformed & Black
  7. 7. Wide Awake In The Concrete Asylum
  8. 8. The Parade
  9. 9. A Place In The Sun

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4 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Irgendwie zu blass und zu einförmig. Da kommt auch nichts mehr. Es ist zweifelhaft ordentlich, aber wenn ich dagegen "Planetary Confinement" vergleiche - hmmm. Außerdem noch etwas mehr "runder" produziert und könnte jetzt auch so non-stop im Radio laufen. Zweifellos immer noch sehr hochwertiger melancholischer Rock. Zwischen 3.5 Punkte würde ich geben - so richtig bin ich nicht begeistert.

  • Vor 11 Jahren

    Blass? Nun ja, ich für meinen Teil muss sagen, Antimatter finde ich mit ihrer Musik nicht besonderes, erinnert mich an The Mission, nur langsamer und melancholischer! Aber, das Album, es bricht nicht aus der Antimatter Richtung aus, aber es klingt einfacher abgestimmter. Die Elemente die Antimatter zusammen fügen bewegen von Gotik über Elektronik bis hin Prog. Sehr viel Musik vereinigt macht es schon schwer, heute bei der leichten kost von Musik zu zuhören. Wenn man sich rein gehört hat und es für sich sortiert hat wird man merken dass ein düsterer Faden durch das Album getragen wird, aber darin versteckt sind viele kleine Lichtblicke! Blass, nein so kann ich das Antimatter Album nicht bezeichnen, ruhig und ausgeglichen, einen Augenblick inne halten und sich treiben lassen. Aber 5 Sterne dafür reicht es nicht und 3 wären zu wenig! Da stimmte ich der Redaktion mit 4 Sternen zu!

  • Vor 11 Jahren

    naja, ich dachte zuerst auch, das ganze sei etwas blass, ja bis ich bei "here come the men" hängen blieb. Seitdem bin ich süchtig nach der Platte. Mir gefallen "Paranova", "a place in the sun" und vor allem "the parade" besonders, ein Instrumental-Track, der mich fast ein bisschen an Tiamat als sie noch gut waren erinnert. Und eben "here come the men". Ein unfassbar trauriger Song, vor allem durch die klagende Geige am Ende. Der sound erinnert übrigens wieder mehr an den jetzigen Anathema, die ich auch liebe, und ist doch ganz anders. Eine doch sehr gute Platte!

  • Vor 11 Jahren

    Ja, die braucht etwas Vorlauf - revidiere meine Bewertung. Ist definitiv gewachsen und seine vier Punkte wert!