laut.de-Kritik
Echte Ohrenschmeichler von Oberberserker Stephen Groth.
Review von Ulf KubankeDas geflügelte Wort "Rocket Science" bezeichnet in der englischen Sprache eine komplexe und hochkomplizierte Materie, die nur schwer nachvollziehbar ist. So schwer machen es Apoptygma Berzerk den Hörern mit der gleichnamigen CD dann doch nicht. Im Gegenteil: Das Album zum 20. Geburtstag der europaweit sehr erfolgreichen dänischen Pop-Architekten ist ein echter Ohrenschmeichler geworden.
In den letzten beiden Jahrzehnten hat Mastermind Stephen Groth das Genre Future-Pop entscheidend mitgeprägt und stetig weiterentwickelt. Dieser Stil innerhalb der elektronischen Tanzmusik vermischt klare, tanzbare Songstrukturen im 4/4-Takt mit Pop und Trance. Schon auf den letzten beiden Alben zeichnet sich die Hinwendung zu deutlich rockigeren und gitarrenlastigen Arrangements ab.
Das 2009er Opus "Rocket Science" verfeinert den Cocktail ein weiteres Mal. Der Oberberserker begeht hier glücklicherweise nicht den Fehler vieler Kollegen, stumpfe Metal-Powerchords als Wall Of Sound aneinander zu reihen. Die Gitarren klingen variabel und noch songdienlicher als früher. Da gibt es z.B. Classic Rock-Hooklines, Fuzzy Sounds, geschrubbte Alternative-Klänge und noch einiges mehr zu entdecken, Keyboards und Beats kommen als spacige Science Fiction-Elektronika angefiept. Das klingt hier und da ein wenig nach großen Namen der Wave- und Elektro-Pioniere.
Bei "Incompatible" vernimmt man ein Echo Kraftwerks aus der "Radioaktivität"-Ära. "Shadow" zitiert hingegen den Geist von John Foxx und den frühen Ultravox. Groth ist jedoch clever genug, diese Elemente nur anzudeuten. Sie sind nur das Gewürz; nicht das Menü. Melodien und Arrangements bleiben komplett eigenständig.
Die Kompositionen des Dänen klingen ausnahmslos sehr eingängig, aber nie langweilig. Die Melodien sind zwar gefällig, aber eben nicht primitiv. Zusätzlich schmeißt der Skandinavier mit seinem tollen Gesang stets sein größtes Gewicht in die Waagschale. Die Stimme Groths bildet einen warmen Klangmantel, der den teils eher kühlen Space-Sound umhüllt und kontrastiert. Vollkommen beabsichtigt leiten die Vocals jeden Track in die jeweils gewünschte Richtung. Vor allem in den Refrains zeigt der Sänger eine erstaunlich nuancierte Phrasierung und extrem präzise Tonalität.
Dieser wirklich herausstechende Vorzug verleiht den einzelnen Tracks eine klangliche Facette, die dem gesamten Album sehr zugute kommt. So gelingt es Apoptygma sogar, eine hochcharismatische Band wie Suede zu covern. "Trash", der Rausschmeißer des Albums (im Original von Suedes "Coming Up"), mutiert in den Händen der Nordmänner zum stimmig umgesetzten Berserkertrack.
Beinahe jedes Lied taugt als Dancefloor-Kracher und Single-Auskopplung. Wer hier dennoch eine Schublade braucht, darf diese CD getrost als großen Bruder des Killers-Albums "Day & Age" betrachten. Mit der gemeinsamen Vorliebe für 80er Elektronik und fetten Rock gehen beide Combos locker als seelenverwandt durch.
22 Kommentare
Hab mal kurz reingehört. Hört sich an als hätten APOP erkannt, dass Gitarren um jeden Preis nicht der Weisheit letzter schluß sind. So haben die Melodien wieder Raum sich zu entfalten. Und die waren meiner Meinung nach schon immer eine Stärke von APOP und wogen meistens auch den eben nicht so charismatischen, wenngleich dennoch angenehmen, Gesang, wieder auf. Nachdem ich vom Vorgänger doch schwer enttäuscht war und ihn links liegen ließ, werde ich mir den Neuling wieder zulegen.
Dennoch: Das Maß aller Dinge bleibt für mich neben dem Song "Non-stop violence" die Platte "Welcome to earth", aber wer weiß, vielleicht landen APOP beim nächsten Album nach ihrem Ausflug im Weltall wieder auf eben jener.
Ich finde das Album sehr gut, es ist viel besser als you and me against the world. Die Gitarren scheinen hier mehr "Sinn" zu machen und fügen sich besser ins Gesamtbild ein.
Ich hätte gedacht, das Ihr das viel schlechter bewertet, muss sagen: Sehr gutes Review!
Welcome to Earth war schon ein sehr gutes Album, aber es hatte bei allen Liedern einen sehr "gleichen" Stil. Trotzdem, auch mir gefallen die Lieder von WTE besser.
Ich habe mich nun wirklich sehr auf das neue Album gefreut, zumal ich Apoptygma Berzerk zu meinen absoluten Lieblingsbands zähle.
Ich habe dem Album auch sehr viel Zeit und Durchläufe gegeben aber es tut mir leid – ich werde damit nicht so warm, wie mit allen anderen bisherigen Produktionen.
Ich kann es nicht mal genau an einzelnen Dingen fest machen, aber irgendwie wirkt diese Platte auf mich weniger frisch, teilweise zu konstruiert und streckenweise (wie z.B. bei der Single) sogar erstaunlich plump auf Erfolg getrimmt.
Bis auf die Ausnahmen "Shadow", "Pitch Black" und mit Abstrichen "Green Queen" lassen mich die Songs eher kalt.
Vielleicht habe ich auch zu viel erwartet, aber für mich das bisher schwächste Album von Apoptygma Berzerk.
missverständnis!
ein acousticalbum der berzerks gibt es bis jetzt nicht nicht. ich hab ein paar solcher sachen lediglich mal in einem radio specia gehört.
besser keine konjunktive bei leuten, die gar nicht wissen, was das ist.
@dein_boeser_Anwalt (« missverständnis!
ein acousticalbum der berzerks gibt es bis jetzt nicht nicht. ich hab ein paar solcher sachen lediglich mal in einem radio specia gehört. »):
ist ja wohl heute kein problem mehr , hab ein paar tracks gehört, können mich live aber gar nicht beeindrucken.
die stimmme ist gut , aber hat keinen wiedererkennungswert.
Brian Molkos stimme hört man sofort raus.
zumindestens ist das meine meinung.
*gute das geschmäcker verschieden sind *