laut.de-Kritik
Fast schon zu perfekter Metalcore.
Review von Manuel BergerAugust Burns Red haben ihren Stil perfektioniert, das kann man guten Gewissens behaupten. Metalcore mit allerhand technischen Feinheiten und gewissen progressiven Tendenzen, die aber nie so große Ausmaße annehmen, dass sie die Moshbarkeit untergraben.
Im Opener "King Of Sorrow" schiebt sich Klavier unter die präzisen Riffmesser, die klare Produktion wird beiden Elementen gerecht. "Lifeline" würzt die Band mit einem ruhigen Intermezzo, Gitarrist JB Brubaker setzt im gleichen Zug zum klassisch angehauchten Malmsteen-Sweep an. In "Invisible Enemy" spielt die Band ihre Hörer sowohl mit scharfen Staccato-Riffs als auch Leadmelodien schwindlig. In "Coordinates" tun sie zeitweilig genau dasselbe, stellt zu Beginn und Ende aber immer wieder ihre ruhige Seite in den Vordergrund. Clean Vocals und sogar verhaltene Streicher durchbrechen die Core-Decke.
Nur - bei allem hervorragendem Handwerk: Wo bleibt das Feeling? Wo bleibt die Überraschung? Wo bleibt das Ausbrechen aus der Komfortzone? Je länger "Phantom Anthem" läuft, desto mehr hat man das Gefühl, dass August Burns Red im Grunde immer denselben Song schreiben. Mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zwar, doch die Zutaten sind immer dieselben.
Abwechslung entsteht, indem Songs ein Eigenleben entwickeln. Die Songs, die August Burns Red vorsetzen, sind allerdings zu eintönig. Dynamik schafft das Quintett nur in der Theorie. Ja, sie verändern Lautstärke und Ton ihrer Instrumente. Aber nie innerhalb eines Parts. "Generations" zum Beispiel veredelt Brubaker mit Country-Leads. Netter Einfall und nette Soundeinstellung hat er sich da zusammengebastelt, aber nützt halt leider nichts, wenn er dann gefühlskalt damit auf dem Griffbrett rumrutscht. Ob er sein Lick geloopt hat? Hat er es vielleicht sogar programmiert? Es gibt keine Steigerung, kein Abebben. Jeder Dynamikwechsel erfolgt starr und abgehackt. Es gibt keinen Songaufbau, es gibt nur das fertige Produkt.
"Phantom Anthem" überzeugt, wenn man nichts weiter sucht als Metalcore, der knallt – egal von wem. Denn eine eigenständige Identität präsentieren August Burns Red nicht. "Phantom Anthem" langweilt, wenn man genau zuhören möchte. Trotz durchaus ansprechender Arrangements wiederholen sich die Strukturen zu häufig. Der gewitzte Umgang mit Klischees ist per se nichts Negatives – doch wenn man abgesehen davon kaum etwas zu bieten hat, kommt man insgesamt eben nie über Durchschnitt hinaus.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Gehört 0/5 sollte klar sein.
August Burns Red und keine eigene Identität? Aha.
Der Vorgänger hat noch satte 5 Sterne abgesahnt hier, ich erinnere mich.. hatte sogar ein paar starke Momente und ich fand das Album sogar ganz brauchbar (obwohl ich dem 'Core ' in egal welcher Ausprägung nicht unbedingt zugeneigt bin). Die Review hier klingt wieder nach dem 0815 Einheitsbrei, hab nicht mal Bock reinzuhören.
Naja, die Reviews wurden aber auch von unterschiedlichen Redakteuren verfasst. "Phantom Anthem" ist wohl ein wenig härter als der Vorgänger, aber man findet natürlich trotzdem mal wieder viele großen Melodien.
Finde die Review eher schwach, solltest auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren!