laut.de-Kritik
Electro abstrakt. Klänge, Geräusche, das Leben und der Rest.
Review von Klaus TeichmannDie Musik von Autechre in Sprache zu packen ist schwierig. Im "Techno Lexikon" von Schwarzkopf & Schwarzkopf firmieren die britischen Elektro-Künstler unter "Ambient". Die Plattenfirma hat beim neuesten Album "Confield" bereits aufgegeben – die undankbare Aufgabe ihre artifiziellen Klang-Kollagen zu beschreiben, hat sie an Sean Booth und Rob Brown lieber selbst delegiert.
Mit der Etikettierung "Ambient" wird man Autechre in der Tat nur bedingt gerecht. Schon im Opener "Scose Poise" wird mit einem immer wiederkehrenden klimpernden Geräusch Rhythmus hergestellt und sphärische Samples führen ganz weit weg. Doch die erzeugte Weite wird nie psychedelisch oder mediativ. Die Sounds treiben auf nichts Bestimmtes hin, bevor ein proklamiertes Ziel zu erahnen wäre, naht bereits wieder die Ablösung in einer völlig anderen Logik. Ein Effekt, der sich bei den neun Stücken wiederholt.
Die Klangteppiche sind weich und lassen kurzfristig auch Platz für Rhythmus und Harmonie. In "Pen Expers" bricht dann plötzlich ein wildes Geräuschgewitter herein – hektisch schießen über einer Drum-Sequenz Klangblitze herunter. Der crazy Elektropunk stülpt dem Hörer einen Soundteppich über, der sich wie die Perpetuierung unzähliger zusammen geschlossener Computer-Ballerspiele anfühlt. Dennoch bleiben die Sounds minimal und wirken nie voll und überladen – alles ist auf den Punkt zueinander arrangiert und angeordnet.
Das als Pioniere der Power-Book erzeugenden Electronica verhandelte Duo hat wieder ein neues elektronisches Kunstwerk vorgelegt. Autechre hat mit "Confield" erneut Klangelemente zerlegt, geteilt und ohne erkennbare hierarchische Rangfolge anders wieder zusammen gesetzt, dass es eine wahre Pracht ist – weiterhin völlig unberechenbar und herrlich schön abstrakt.
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