laut.de-Kritik
Standard-Indie-Nummern mit viel Frohsinn.
Review von Anne NußbaumDas Coverartwork mutet an wie das Gemälde eines modernen Franz Marc. Die Thematik der großen Künstler, die nicht erreicht werden, mit denen man sich aber trotzdem messen will, reißt schon der erste Blick auf die Scheibe an.
Fade-In erster Song ("Truth Sets In"). Das ruhige, helle Intro bricht jäh ab und wird zur verträumten E-Gitarren-Melodie à la Beach House. Dann wieder ein Sprung auf die Frohsinnsschiene, wenn der kindliche Gesang einsetzt: "What's another time to say / Witches speak in my head all day", singen Frontmann Avigdor Zahner-Isenberg und Keyboarderin Rebecca Coleman in kindlich-süßer Innigkeit.
Amerikanische Ostküsten-Gelassenheit, die den Background der vier Newcomer aus Long Island, wo hinter Papphausfassaden die Welt noch in Ordnung ist, erahnen lässt. Straightforward beginnt "What's In It For", die erste Single-Auskopplung. "Maybe I thought that you and I could run away alongside".
Auch die Texte erzählen von einer Kindheit in der amerikanischen Kleinstadt, aus der man, trunken vor Jugend und erstem Bier, Hand in Hand entflieht. Für ein paar Stunden, zum nur einen Steinwurf entfernten Strand. Bloß, um sich dann genauso schnell wieder zurück in die Geborgenheit der familiären Mittelschichtsidylle zu flüchten.
Die quengelige Fistelstimme des Leadsängers weckt Erinnerungen an Clap Your Hands Say Yeah-Frontmann Alec Ounsworth. "Five Little Sluts" beginnt wie ein gediegener Jazz-Song, entwickelt sich aber rasch zu einer ruhigeren Standard-Indie-Nummer mit Popanleihen.
"Summer Cum" ist, trotz der naiv-anrüchigen Anspielungen, mehr Kinderliedchen als Southern Rock, vielleicht um die Angebetete am Lagerfeuer zu beeindrucken. "It's not the age I feel when by your side". Das glauben wir gern.
Das helle Piano und die eingängigen Percussions von "Coaxed" klingen wie eine Kutschenfahrt mit Oma und Opa durch den Stadtpark. Zusammen mit den beiden Eröffnungstracks bildet "Where's Your Dirty Mind" einen der besseren Momente der Platte. Es versprüht Gelassenheit und ist gleichzeitig nachdenklich. "All this time to die / Too much time to die / And I don't wanna die".
Das hätte man den jungen Indierockern aus Long Island noch im mittleren Part des Albums nicht zugetraut. So lange die vier Twens im Angesicht der Endlichkeit des Lebens so entspannt bleiben, muss niemand Trübsal blasen.
Warum der begnadete Nels Cline von so gut wie allen (Web-)Seiten als Inspiration angegeben wird, bleibt ein Rätsel. Zumindest ist bei "Avi Buffalo" nichts vom Spirit und der Tiefe des Guitar Heroes zu hören.
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