laut.de-Kritik
Gute Unterhaltung mit seltsamen Kamera-Perspektiven.
Review von Michael EdeleDo it yourself ist in aller Regel ja eher ein Begriff aus dem Punk. Allerdings greift diese Einstellung schon seit einigen Jahren mehr und mehr um sich, schließlich lässt einem die Musikindustrie auch kaum mehr eine andere Chance. Dass ausgerechnet eine Band wie Axxis aus der Not eine Tugend macht und auch schon seit einiger Zeit alles im Alleingang erledigt, überrascht nach eher wenig.
Im Interview auf dem Bang Your Head Festival hat Sänger Bernhard Weiss das Konzept und die Herangehensweise der Produktion von "25 Years Of Rock & Power" ausführlich beschrieben und gelobt. Nun liegt das Produkt vor und muss sich auch an modernen professionellen Standards messen lassen. Und entsprechend hart oder ehrlich muss man sagen, dass die DVD zwar gute Ansätze hat, aber man eben auch merkt, dass nicht gerade mit High End Material und Kameraprofis gearbeitet wurde.
Die verwendeten Kameras sind mit den Lichtverhältnissen weitgehend überfordert und auch die Bildstabilisatoren sind nur bedingt in der Lage, die Aufnahmen zurechtzurücken. Wie von Berny im Interview erwähnt, musste oft der auf der Bühne herumturnende Kameramann herausgeschnitten werden, wodurch die Auswahl an Bildmaterial wohl eingeschränkt war. Somit sieht man einige Aufnahmen im Anschnitt aus seltsamen Perspektiven oder eben mit mittelmäßiger Bildqualität.
Aber es wäre wirklich ungerecht, die Veröffentlichung nur schlechtzureden. An der Performance der Herren gibt es während der Show wirklich nichts auszusetzen. Dass Gitarrist Marco Wriedt die Bühnenpräsenz einer Packung TicTac hat, ist schade, aber nun auch keine neue Feststellung und mittlerweile auch kein aktuelles Problem mehr. Dafür kommt Berny mehr als unterhaltsam rüber und hat die ausverkaufte Zeche in Bochum von Beginn an im Griff.
Mit Bassist Rob Schomaker als ständigen Aktivposten und Drummer Dirk Brand haben Bernie und Keyboarder Harry Oellers einen bärenstarken Motor in der Band. Letztgenannter ist der erste, der seinen Posten bei "Tales Of Glory" an André Hilgers, einen seiner Vorgänger abgibt. Dem folgen u.a. noch sein Ex-Rage-Kollege Victor Smolski, Ex-Basser Werner Kleinhans, Sänger Hannes Braun von Kissin' Dynamite und Jeanette Scherff, die mit ihrer Band Dawn Of Destiny auf dem von Axxis betriebenen Label Phonotraxx sind. Und ohne Doro scheint ohnehin kein Jubiläum über die Bühne gehen zu können.
Das Drum-Solo ist mit musikalischer und lichttechnischer Untermalung zwar unterhaltsamer, als 90% der meisten Schlagzeug-Soli, aber trotzdem viel zu lang. Und dass später noch ein Bongo Karl namens Pitti Hecht dazu kommt, macht die Sache kaum spannender. Dabei ist der Unterhaltungsfaktor bei Axxis doch der springende Punkt und macht "25 Years Of Rock & Power" so unterhaltsam.
Unter nett aber entbehrlich fällt der Bonusteil in dem alle Gäste in den Interview-Sequenzen nochmal zu Wort kommen und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Dabei hat es schon etwas sarkastisches an sich, wenn sich André im Interview-Teil noch als Drummer von Rage vorstellt, die Untertitel aber bereits von Ex- sprechen. Das gleiche, trifft natürlich auch auf Gitarrist Marco Wriedt zu, der mittlerweile nicht mehr bei der Band ist.
"25 Years Of Rock & Power" hinkt bei Qualität und Unterhaltungsfaktor konkurrierenden Veröffentlichungen ein wenig hinterher. Der Do-It-Yourself-Gedanke ist aber definitiv unterstützenswert.
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