laut.de-Kritik
Auf der Achterbahn durch die 80er mit Manowar und Michael Jackson.
Review von Yan VogelWas macht man, wenn man ganzjährig Fasenacht feiern möchte? Richtig, man gründet eine Metal-Band. Ein passendes Image gefällig? Hm, Krieg stirbt zwar nicht aus, ist aber inflationär in Gebrauch. Eskapismus ist auch nicht schlecht, aber Elfen, Einhörner, Eichhörnchen gibt's auch schon zu Hauf. Die rettende Idee: Einfach das Schlechteste der Achtziger zusammenschmeißen. So sei es, so geschah es und seitdem gibt es Beast In Black.
Die Analogien zu Battle Beast sind offensichtlich und ohrenfällig. Gitarrist und Sänger Anton Kabanen trieb vorher sein Unwesen bei den Kampfbiestern, bevor er nach dem Split einen ähnlich gelagerten Ableger hervorbrachte. Manga meets Melodic Metal lautet hier wie dort die Losung. Das sieht nicht nur schrill und bunt aus, sondern klingt auch genauso.
Auf die allgegenwärtigen Achtziger-Referenzen verweist direkt der Titel des ersten Songs. "Blade Runner" bricht als hypernervöser Opener aus den Boxen, dessen Bewegungsdrang auch die Gabe von Ritalin nicht ruhigstellt, und der klingt, als hätten Scooter und Wolfgang Petry ein Kind gezeugt und mit Metal sozialisiert.
Es gibt die Achtziger und es gibt DIE Achtziger. Gated Drums und Grusel-Synths auf der einen Seite und die Geburt von Heavy Metal und anspruchsvolle Pop-Entwicklungen stehen auf der anderen Seite. Beast In Black bringen beide Seiten zusammen.
Die beiden Cover-Versionen sprechen Bände. Manowar ("Battle Hymn") und Michael Jackson ("They Don't Care About Us") dreht die Band soundtechnisch durch den Reißwolf. Was nicht passt, wird passend gemacht.
"Moonlight Rendezvous" spendiert digitale Tom Rolls, die auch den Flippers gut Gesichte stünde. Handwerklich ist die Chose gut umgesetzt, dabei entsprechend im Studio dermaßen auf scheinbare Perfektion getrimmt wie Michael Jackson kurz vor seinem Tod.
"To The Last Drop Of Blood" läuft als Tracktitel bereits Gefahr, Schiffbruch zu erleiden. Das Eddie Van Halen-mäßige Gitarrenintro rettet zunächst, was in der Folge nicht mehr zu retten ist. Nach den wenigen Sekunden Glückseligkeit übernimmt wieder die berühmt-berüchtigte Mischung aus Kitsch und Karussell.
"One Night On Tokyo" beginnt wie eine Eurodance-Nummer, flacht in der Folge gegenüber den zugegebenermaßen schon nicht qualitativ hochwertigen Referenzen wie 2 Unlimited, Snap! oder Culture Beat weiter ab. Die retrofuturistische Cyberpunk-Atmosphäre mag die Massen bezirzen, ist handwerklich gut gemacht, aber bar jedweder Substanz. Zwar beträgt die Frauenquote auf dem Cover 100 Prozent, die Darstellung ist hingegen die Kirsche auf der Torte der Peinlichkeit. Spätestens bei der Musik hört hier der Spaß auf. Wer fühlt sich bei "Dark Connection" noch falsch verbunden?
1 Kommentar
Bubblegum-Metal. Simple, gut gemachte und leicht konsumierbare Musik. Die wollen mit dem Disco-Dampfhammer unterhalten und das gelingt. Für Leute die mehr als "Higher-Fire-Desire" wollen gibt es ja genug Ausweichmöglichkeiten.