laut.de-Kritik
Death-Metal Walzen mit weinerlichem Gesang.
Review von Michael EdeleMit ihrer letzten Scheibe "Terminate Damnation" haben Becoming The Archetype schon mal gut vorgelegt und bewiesen, dass sie das Zeug dazu haben, ganz an der Spitze der New Wave of American Heavy Metal mitzumischen. Allerdings muss das Album nun auch überboten werden und "The Physics Of Fire" hat auf jeden Fall das Zeug dazu.
Der Titel lässt zwar ein wenig darauf schließen, dass die Jungs in ihrer Freizeit gern mal ein wenig zündeln, aber solange sich das auf BBQs und ähnliches beschränkt, ist dagegen ja nichts einzuwenden. Gegen den musikalischen Output allerdings auch nicht.
Ein Spinett und eine Gitarre leiten "Epoch Of War" ein und Drummer Brent Duckett experimentiert mit ein paar Rhythmuswechseln, ehe die Nummer eine wahre Death Metal-Walze wird. Dabei verzichtet die Band aus Atlanta allerdings nicht auf melodische Elemente und auch Neuzugang Alex Kenis bringt seine Singstimme zum ersten Mal zum Einsatz.
Die ist allerdings massiv Geschmackssache, denn dieser episch-weinerliche Singsang passt wohl eher zu irgendwelchen Pagan-Hirschen, denn zu ner brettharten Truppe wie Becoming The Archetype. Warum muss der Kerl bei den klassischen Klavierpassagen von Seth Hilcox im folgenden "Immolation" drüber weg trällern? Kann der nicht die Fresse halten?
Immerhin ist in den einzelnen Songs schon für genügend Abwechslung gesorgt, allein durch die vielen Breaks und Melodieänderungen. Sorry, aber eine brutale Nummer wie "Autopsy" gewinnt durch das Gejammer absolut nicht, ganz im Gegenteil.
Allerdings muss der Kerl in Sachen Gitarrenbrett doch einiges mit eingebracht haben, hat er doch zuvor bei den Death Metallern von Aletheian gespielt. Da er in "The Great Fall" mal die Schnauze hält, zählt die komplexe Nummer - genau wie das instrumentale "Nocturne" - zu den Gewinnern.
Auch das fast schon eingängige, weil relative straighte "The Monolith" zählt definitiv zu den besten Songs auf "The Physics Of Fire", ohne dabei auch nur einen Hauch des Brachialen zu verlieren. Die schon vom letzten Album bekannten Kirchenorgeln leiten "Construct And Collapse" ein, sanfte Kirchenklänge hören sich aber doch anders an. Entweder geht es mit Blastbeats ab durch die Heide, oder sie schlagen in schleppende Doomklänge um, nur um das Spielchen in wechselnder Reihenfolge und mit Überschneidungen wieder von vorn zu beginnen.
Das relativ kurze "Endure" spielt sich zwar meist im Midtempo ab, glänzt aber mit einem verdammt coolen Solo und ein paar tollen Melodien. Auch "Fire Made Flesh" ist ein durchaus interessanter Song, leidet nur wieder unter Alex Stimme. Zum episch beginnenden "Second Death" ist der Gesang des Gitarristen sogar einigermaßen in Ordnung, geht aber dennoch (zumindest mir) auf die Eier. Eine klare, kräftige Stimme würde zu den immer wiederkehrenden, epischen Elementen deutlich besser passen.
Dafür bieten sie im abschließenden, fast neunminütigen "The Balance Of Eternity" nochmal ihr ganzes Können auf. Von derb brachialen Parts über melodische Gitarrenleads, bis hin zum klassischen Klavierpart bringen Becoming The Archetype hier alles zum Einsatz.
Zwei Dinge sind aber dennoch zu bemängeln. Zum einen stört der sehr trockene Gitarrensound und zum anderen die Tatsache, dass sie dieses Mal nicht wieder auf ein großartiges Cover von Dan Seagrave zurückgegriffen haben.
5 Kommentare
Nichts gegen Clean-Gesang, aber das was man hier stellenweise hört passt schon eher in die Emo-Ecke und nicht auf ein Death-Metal-Album (oder eben NWOAHM).
Aber sonst durchaus gute Mucke.
mmh.
Ich lass mich überraschen. Das Album wird definitiv bald gekauft.
der cleane gesang klingt imo eher nach true metal... versaut die platte zwar nicht komplett, aber gebraucht hätts das wirklich nicht. debüt war besser.
@NiceShot (« Nichts gegen Clean-Gesang, aber das was man hier stellenweise hört passt schon eher in die Emo-Ecke und nicht auf ein Death-Metal-Album »):
ähm, nein. der gesang klingt am ehesten nach klassischem metalgesang, der manchmal zu viel vibrato abbekommen hat. bei manchen songs find ich das in ordnung, weils manchmal richtung extol tendiert. manchmal wirs mit zu power metal mässig. musikalisch is das ganze aber top. wenn man sich dann an den gesang gewöhnt hat ist das ganze eine formidable untrendige metalplatte.