laut.de-Kritik
"Give me some time to get on your mind!"
Review von Philipp SchiedelFür "On My Way" hat sich Kweller mit seinen Kumpels in New York verschanzt und sich ganz groß "Lo-Fi" hinter die Ohren geschrieben. Den unüberhörbaren Weezer-Einfluss von "Sha Sha" hat er dabei völlig abgeschafft. Nur selten lässt er es wie im kreischenden Hilferuf "I Need You Back" oder wie in der herrlich plumpen (man höre nur auf das Schlagzeug) ersten Single "The Rules" scheppern. Lieber lehnt er sich zurück und konzentriert sich auf den schönen Song, ohne dabei seine mitreißenden Melodien unter den Tisch zu kehren.
Keine Angst, die funktionieren immer noch prächtig. Nur eben auf eine andere Weise. Im Sixties-Folk-Gewand schenkt er seiner leisen und bedächtigen Seite, die ja auch schon auf seinem Debüt für die stärksten Songs gesorgt hat, etwas mehr Gehör. Kweller macht das, was er am besten kann. Und das ist ohne Zweifel, todtraurig und zerbrechlich über die Liebe zu heulen und so zuckersüße Songwriter-Hymnen wie "Believer" an sein "Sweet-Darling-Girl" zu schreiben.
Mit einer solch sanften Stimme, wie sie der Indie-Zirkus seit Evan Dando nicht mehr gehört hat, macht er nichts Aufregendes und schon gar nichts Einzigartiges. Aber der Junge mit dem verplanten Aussehen (siehe Cover) hat dieses gewisses Etwas, dass einen nicht los lässt und konstant Gänsehaut-Songs beschert. Und wer nach dreimaligem Hören nicht wenigstens fünf dieser hartnäckigen Refrains mitsingen kann, dem fehlt es entweder an einem Catchyness-Gen, oder er hat überhaupt nicht zugehört
"Give me some time to get on your mind!", heißt es in der verspielten Ben Folds-Hommage "Hospital Bed". Gerne Ben, denn so simpel und doch so schön können es nur wenige. Stay on your way!
1 Kommentar
Ben Kweller for President!