laut.de-Kritik

Pop mit viel Frühlingsflair.

Review von

Der Label-Name Stones Throw Records steht traditionell mehr für Westcoast-Soul als für Musik aus den Niederlanden. Jedoch erklärt sich bereits während der ersten Töne von selbst, weshalb sich die Indie-Plattenfirma mit dem Europäer zusammentat: Benny Sings groovt herzhaft und kippt mindestens so viel Soul-Fluffigkeit in seine Rhythmen auf "City Pop", wie es Daryl Hall & John Oates in den 70ern und 80ern taten.

Der Opener "Everything I Got" beruht auf eleganten Klavierläufen, super präzisen Saxophon-Akzenten und ein paar sportlichen Geigen-Anstrichen - Stax-Soul minus Pomp. "Familiar" baut die kleinen Synthie-Figuren ein, derentwegen Hall & Oates ("Maneater", "Adult Education", "Out Of Touch") so massive Eingängigkeit erzielten. Obschon sie, wie auch Benny, einfach lockeren Soul-Pop machten.

Im Song "Not Enough" fällt auf, dass Benny sich auch am hohen Gesang der Bee Gees, speziell am Vibrato von Robin Gibb, und an manchen ihrer Songs orientieren dürfte. Auf "Nakameguro feat. Faberyayo" stellt er sich, in steter Wiederholung dieses einen Wortes, ein gehobenes Kneipenviertel Tokios vor. Faberyayo klingt zwar Japanisch, ist aber der Name eines holländischen Rappers, geboren 1982, der nices Beatboxing unter den Track legt.

Dass Benny sich "alive" fühlt, glaubt man ihm nicht nur, weil er es im Text von "Duplicate" dauernd betont. Hier unterstützt ihn der Kanadier Mocky im Refrain, um den Bee Gees-Effekt der überlagerten Stimmen zu erzeugen. Ganz viel Seventies-Flair türmt sich so auf. Auch "Late At Night" ist ein angenehm eingängiger Popsong, "Summerlude" dagegen eine funky Reprise auf die vorherigen Tracks, die impressionistisch in Fetzen wieder erklingen. Damit entsteht eine mellow Flow-Stimmung, die nach aufkeimendem Frühling klingt (eher weniger nach schwitzigem Sommer).

Die Zeile "Undivided / Taken The Chance / Burning Alive / Undivided / Taken The Chance / Analyze It / Let The Light In" aus "So Far So Good" wird nach zweimaligem Hören des Albums garantiert zum Ohrwurm. Auch das luftige "Dreamin'" erweist sich als catchy. Unter allen Tracks sticht "Softly (Tokyo)" als – für einen Schlusssong untypisch – schnellster Song hervor. Das Intro und der Titel verweist auf die Grundidee, die dem "City Pop" zugrunde liegt: Als City Pop bezeichnet man eine japanische Musikströmung im Gefolge von Disco und Synthie-Pop, die etwa die Zeitstrecke von 1978 bis 1991 abdeckt und ebenfalls viel mit dem damals so bezeichneten Blue Eyed Soul zu tun hat. Diese Zeitreise gelingt Benny vortrefflich.

Trackliste

  1. 1. Everything I Know
  2. 2. Familiar
  3. 3. Not Enough
  4. 4. Nakemeguro (feat. Faberyayo)
  5. 5. Duplicate (feat. Mocky)
  6. 6. Late At Night
  7. 7. Summerlude
  8. 8. So Far so Good
  9. 9. Dreamin'
  10. 10. My World (feat. Cornelius)
  11. 11. Softly (Tokyo)

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