laut.de-Kritik
Die vom Schicksal Verwöhnte hält dem Druck stand.
Review von Alexander EngelenNachdem die anderen beiden Mitglieder von Destiny's Child ihre Solo-Alben schon vor einiger Zeit veröffentlicht haben, kommt nun auch der Longplayer vom eigentlichen Star der Girl-Group. Und tatsächlich überflügelt Beyoncé Knowles mit "Dangerously In Love" die anderen beiden Schicksalskinder wieder. Sie mischt gefühlvollen R'n'B, soften Hip-Hop und originelle Spielereien zusammen und bringt das alles mit ihrer wunderbaren, vielfältigen Stimme auf ein richtig hohes Niveau.
Im Gegensatz zu normalen Destiny's Child-Liedern klingt Beyoncé auf ihrer Solo-Platte souliger, und auch bei den Texten merkt man Unterschiede. Was sicher auch daran liegen kann, dass sie selbst beim Songwriting Hand angelegt hat. Durchweg selbstbewusst und auch deutlich erwachsener als im Trio zeigt sich die 21-Jährige. Ihre Texte handeln natürlich von der Liebe, doch wer jetzt nur seichtes Geschmalze erwartet, wird sich über manche laszive Textstelle wundern.
Auf wunderbaren Fanfaren stellt Beyoncé im Opener mit Jay-Z erneut unter Beweis, dass die Beiden perfekt harmonieren. Ungewohnt, aber passend sexy gibt sie sich zu orientalischen Klängen mit "Naughty Girl": "I'm feeling sexy. If you can reach me you can feel my burning flame ...". Ebenfalls orientalisch angehaucht kollaboriert sie anschließend mit Sean Paul, und wenn nicht der richtige Beat fehlen würde, könnte "Baby Boy" so richtig die Clubs rocken.
Es folgt eine gewagte Gratwanderung, die sich aber auszahlt. Es ist die Originalität von Songs wie "Hip Hop Star" mit Big Boi von Outkast, die das Album zu einem außergewöhnlichen R'n'B-Longplayer macht. Auch von Missy Elliott ist man Originalität gewohnt, doch ist die Zusammenarbeit hier sehr missglückt. "Signs" legt die Vermutung nahe, Missy habe mit den Pfunden auch ein großen Teil ihres Talents runter gehungert. Obwohl Beyoncé versucht, mit ihrem Gesang noch rauszuholen, was zu retten ist, ist dies der Tiefpunkt des Albums.
Sonst dominieren natürlich gefühlvolle Balladen, bei denen Beyoncé zeigen kann, was sie stimmlich drauf hat. "Speechless", bei dem sich der Angebetete wirklich glücklich schätzen kann, und auch das Duo mit Luther Vandross ("The Closer I Get To You") sind einfach wunderbare Lieder, die einen von der wunderbaren Beyoncé träumen lassen. Die vom Schicksal schon immer Verwöhnte hat also dem enormen Druck stand gehalten und mit "Dangerously In Love" endlich wieder ein gutes und abwechslungsreiches R'n'B-Album aufgenommen.
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