laut.de-Kritik
Nach einem Schicksalsschlag wütend und angriffslustig.
Review von Alexander CordasSchicksalsschläge haben oft entweder eine paralysierende Wirkung auf die Opfer oder setzen ungeahnte Energien frei. Im Falle von Bif Naked trifft zweifelsfrei letzteres zu.
Klang "Superbeautifulmonster" bemüht, aber emotional letztlich harmlos und kalkuliert, kommt "The Promise" - wie es der Albumtitel besagt - einem Versprechen gleich. Die Kanadierin will allen zeigen, dass es auch wesentlich besser geht.
Und tatsächlich scheint nichts mehr so zu sein wie noch vor dem Januar 2008, als bei der hübschen Chanteuse Brustkrebs diagnostiziert wurde. Optisch lässt sich das an einer schmucken Kurzhaarfrisur ausmachen, die aber auch gezwungenermaßen von der Krebsbehandlung herrühren kann. "The Promise" entstand noch während der Chemotherapie und klingt nach musikalischer Selbstfindung, eine Art tönende Reise nach Shangri-La oder Xanadu.
So lässt uns Bif am Heilungsprozess teil haben und berichtet im Songformat, wie es ihr erging, als sie "Sick" war. Dass diese Katharsis nicht in Pianoballaden-Form mit zuckersüßen Streichern daher kommt, erscheint angesichts des drastischen Textes zwingend logisch. Wütend, angriffslustig, gerade so wie ein waidwundes Raubtier klingt Bif und treibt die metallene Rocksau auf diese Art und Weise ein ums andere Mal mit der Peitsche durchs Dörfchen.
Zur Abwechlsung tauchen auch mal sanfte Töne auf. Die wären nicht zwingend notwendig gewesen. Die Daseinsberechtigung beziehen diese Songs aber aus ihren absolut charmanten und im schönsten Wortsinne sehnsuchtsvollen Melodielinien. Speziell das abschließende "Welcome To The End" drängelt sich hier schön in den Vordergrund.
Bif Naked scheint irgendwo die magische Formel des Songwritings gefunden zu haben. Da schunkelt der ausgestreckte Mittelfinger im Walzertakt am Hörer vorbei ("F*** You 2"), gefolgt vom einem fabulösen Backbeat-Brett ("Honeybee"). Gut gemacht. Solide. Fein. Da fällt eine Nulpe wie das eher uninspiriert bollernde und vor allem im Refrain reichlich platte "Red Flag" kaum ins Gewicht.
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