laut.de-Kritik
Flucht und Vertreibung im Space Rock-Gewand.
Review von Kai ButterweckDas vierte Studioalbum der Black Space Riders aus Münster spannt den Hörer zunächst gehörig auf die Folter. Sage und schreibe acht Minuten lang verbuddelt sich die Band in brennend heißem Wüstensand. Ein hypnotisches Gitarrenthema, orientalische Basics und eine Stimme, die tiefes Leid transportiert: New Wave of Heavy Psychedelic Space Rock klingt irgendwie anders.
Schwamm drüber. Mit "Universal Bloodlines" sprengen die Verantwortlichen sämtliche Ketten. Plötzlich ist man hellwach. Satte abgehackte Alternative-Gitarren übernehmen das Kommando. Auch an vorderster Front kommt das Blut so langsam in Wallung. Hält sich der Gesang in der atmosphärischen Strophe noch zurück, holt er im Refrain alles aus sich raus. Hier wird das inhaltliche Konzept der Auseinandersetzung mit der allgegenwärtigen Flüchtlingsproblematik erstmals mit musikalischem Karacho konfrontiert. Thumbs up.
Das rhythmisch groovende "Born A Lion" kommt im Anschluss mit leichten Desert Rock-Vibes daher, ehe die Band mit dem stoisch stampfenden "The Lure" Scheuklappen aus Stahl verteilt. Es wird geradeaus marschiert und dabei inhaltlich kräftig ausgeteilt. Menschenhandel ist schließlich ein Verbrechen. Und zwar ein ziemlich widerliches.
Weiter geht's mit "Run To The Plains", einer knapp elfminütigen Symbiose aus klassischem 70s-Gejamme und hymnenhaftem Space Rock alter Schule. Ein etwas zäher Brocken, dem bereits zur Halbzeit die Luft ausgeht.
Mit "Curtains Of Death" finden die Münsteraner aber schnell wieder zurück in die Spur. Und das mit einer Melange, die es in sich hat. Metal, Ska, Ambient-Pop: Hier schlendern Genres Hand in Hand, die normalerweise eher auf Abstand gehen.
Das berührende, mit jeder Menge Fingerzeige (Monster Magnet, David Bowie, Sigur Ros) aufwartende Jesiden-Drama "Melek's Lament" sowie das unaufgeregt rockende "Walking Shades" lassen kurz vor Schluss noch einmal Zeit zum Luftholen, bevor das finale "Ritual Of Inner Strenght" nach spätestens acht Minuten mit Pauken und Trompeten den Deckel draufmacht.
Die Black Space Riders nehmen mit "Refugeeum" ein Album in ihre Diskografie auf, das sich musikalisch vor den Vorgängern nicht zu verstecken braucht. Inhaltlich prescht das Werk sogar an die Spitze. Ich werde vielleicht noch ein zweites oder drittes Exemplar ordern. Die verschicke ich dann nach Freital. Vielleicht bringt's ja was.
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