laut.de-Kritik

Die Koblenzer stagnieren auf hohem Level.

Review von

Seit knapp vier Wochen läuft das neue Blackmail-Album nun praktisch auf Heavy Rotation bei mir. Anfangs nur im Büro, nach einer Weile auch im Auto und letztendlich im eigenen Kopf, auch wenn die Anlage längst abgeschaltet ist. Trotzdem bin ich auch nach dieser Zeit noch unentschlossen, wo und wie diese Platte im Koblenzer Rock-Kosmos einzuordnen ist. Weiterentwicklung findet im Unterschied zu allen vorhergehenden Alben nicht statt, "Tempo Tempo" bietet Bekanntes, Gewohntes, aber phasenweise eben auch Herausragendes.

Bin ich weder mit dem Opener und Vorabdownload "False Medication" noch mit "Mine Me I" - trotz seiner Stärke und seinen typischen Blackmail-Zutaten - wirklich warm geworden, so lässt mich "(Feel it) Day By Day" mit offenem Mund zurück. Spätestens wenn nach eineinhalb Minuten der Refrain einsetzt, fräsen sich die Melodien in die Hirnwindungen! Beatles, Qotsa, Wahnsinn - und wieder die Frage, warum Blackmail nicht Millionen Platten verkaufen und sich in fetten Villen in den Hollywood Hills die Sonne auf die Bäuche scheinen lassen.

Nicht minder grandios entwickelt sich "Its Always A Fuse To Live At Full Blast " zur Hymne. Gitarrenlinien, die so nur in Ebelhäusers Kopf vorkommen, bei denen einfach alles perfekt ist und deren Wahnsinn gerne noch 15 Minuten weiterlaufen könnte. Da stört es auch nicht, dass sich der Song praktisch genauso auf dem Vorgänger "Aerial View" hätte befinden können. Who cares? AC/DC pinkelt auch keiner ans Bein, nur weil sie seit 30 Jahren immer dasselbe Album aufnehmen.

"Shshshame" zeigt dann die andere Seite der Band: Kurzer, knackiger Rock, ohne große Schnörkel, der aber wiederum voll ins Schwarze trifft. Aydo Abay in Bestform, Ebelhäuser in seiner eigenen Liga, großartig.

Nach "Shshshame" verliert die Platte allerdings etwas an Stärke. "Speedluv", "U Sound" und "The Mentalist" sind zwar typisch Blackmail und beileibe keine schlechten Songs, aber mit dem unglaublichen Mittelteil der Platte können sie einfach nicht mithalten. Erst in "So Long Goodbye" läuft "Tempo Tempo" noch mal zur Höchstform auf.

Wo das sechste Studioalbum der Koblenzer wirklich steht und wohin die Reise noch geht, lässt sich kaum sagen. "Tempo Tempo" ist Stagnation auf einem extrem hohen Level und manchmal so dicht am perfekten Song, dass Kritik daran eher kleinlich wirkt.

Trackliste

  1. 1. False Medication
  2. 2. Mine Me I
  3. 3. (Feel it) Day By Day
  4. 4. The Good Part
  5. 5. It's Always A Fuse To Live At Full Blast
  6. 6. Shshshame
  7. 7. Speedluv
  8. 8. U Sound
  9. 9. The Mentalist
  10. 10. Swinging Exit Pleasure
  11. 11. Pas de Tristesse
  12. 12. So Long Goodbye

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39 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Ja, wird jetzt allmählich mal Zeit. :)

    1. False Medication
    2. Mine Me I
    3. The Good Part
    4. U Sound
    5. It´s Always A Fuse To Live At Full Blast
    6. Shshshame
    7. Swinging Exit Pleasures
    8. S.C.A.D.
    9. (Feel it) Day By Day
    10. So Long Goodbye

    Bonus Tracks:
    *The Sensualist
    **Tempo Tempo

    http://www.cityslang.com/media/

    Da gibt es False Medication zum Download, ähm, den song kennt man nun ja auch schon aus der Visions.

    Uuuund eine außerdem wichtige Mitteilung auf deren Website ist die, dass all die, die Blackmail nur mit Aerial View assoziieren, jetzt auch noch die ersten beiden Alben kaufen können, also die erscheinen am 7.3. und sind meiner Meinung nach wirklich lohnenswert.

    Gerade Aerial View finde ich am schwächsten, ich weiß, dass das viele anders sehen, aber die Geradlinigkeit von Bliss, Please und Friend Or Foe fehlten mir dann doch. Daher bin ich auch mal auf die KEN-Sachen ausgewichen, die ich euch auch ans Herz legen kann, ganz zu schweigen von Scumbucket.

    Nun ja, ich bin in jedem Fall mal gespannt, was das neue Album so bringt, wenn ich ehrlich bin, finde ich die erste Single ziemlich schwach, aber mal abwarten. :smoke:

  • Vor 16 Jahren

    also, ob "tempo tempo" eine rückkehr zu der von dir vermissten geradlinigkeit bedeutet, wage ich zu bezweifeln, aber ich habe es jetzt ein paar mal gehört, und es rockt. mir gefällts super.

  • Vor 16 Jahren

    Also es geht eher gegen Aerial View? Vor allem Bliss, Please war schon ein ziemlich explosiver Cocktail. :)

    Wenn es rockt, ist doch gut.