laut.de-Kritik

Helden in Strumpfhosen covern Elvis und sich selbst.

Review von

Sanfte Cembalo-Klänge leiten das als Intro ausgelegte "God Save The Keg" ein. Gute drei Minuten tuten und blasen Blackmore und Konsorten lieblich-kitschige Melodien, ehe der Meister im finalen Ausklang zu einer bombastischen Kirchenorgel seine Strat fudeln lässt. Da schimmert eine gehörige Portion augenzwinkernder Nonsens durch, wer würde seinen Eröffnungstrack sonst "Gott Schütze Das Bierfässchen" nennen?

Fast nahtlos geht die launige Weise in die ersten Klänge von "Stella Splendens" über. Eigentlich fällt dieses Lied in die Kategorie 'ausgelutscht', wenn es um Adaptionen
alten Liedgutes geht. Das mit tiefem und beschwörenden Gesang intonierte "Splendens in monte ut solis radium. Miraculis serrato exaudi populum" ist jedoch nur das Zitat, das "Locked Within A Chrystal Ball" aufnimmt und in fantastischer Weise weiter spinnt.

Die Verquickung von Rock und Althergebrachtem hat Herr Blackmore selten so gut hinbekommen wie in diesem Prachtstück. Ganze acht Minuten nimmt er sich mit seiner Maid Zeit, ein stimmungsvolles Ganzes zu erschaffen.

Die Band bedient sich einer schön austarierten laut-leise-Dynamik und untermalt so eine im positiven Sinne pathetische Atmosphäre, in der Candice geschickt mit ihrer stimmlichen Ausdruckskraft spielt. Freilich, mit der Original-Vorlage hat der Track nur entfernt noch etwas zu tun, aber auf Purismen geben Blackmore's Night ohnehin einen feuchten Kehricht.

So eine Haltung kann auch nach hinten losgehen. Die Helden in Strumpfhosen greifen mit der Auswahl ihrer Coversongs auch mitunter kräftig ins Klo. So geschehen mit dem ollen Elvis-Cover von "Can't Help Falling In Love", das so überaus unspannend klingt und rein gar nichts Spezielles hat. Würde der Track ersatzlos gestrichen, kein Hahn würde nach ihm krähen.

Die im Titel angekündigte "Secret Voyage" ist jedoch gar nicht so geheimnisvoll, wie sie vorgibt, denn Blackmore, Night und Co. beackern mehr oder minder das altbekannte Feld. Mal mehr, mal weniger historisch. Der große gemeinsame Nenner aller Kompositionen baut nach wie vor auf Popsong-Strukturen auf. Die allgegenwärtige Eingängigkeit und süße Romantik - wie immer nah am Rande des Kitsch - unterbricht Blackmore höchstens für ein nettes instrumentales Interlude.

In "Secret Voyage" gravierende Unterschiede zu den bislang erschienenen Alben der Spielleute auszumachen, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Als Anspieltipps stehen neben dem grandiosen "Locked Within The Crystal Ball" noch das launige Off Beat-Sauflied "Toast To Tomorrow" und das sehr perkussiv angelegte "The Circle" auf der Habenseite. Das unvermeidliche Kramen in der eigenen musischen Vergangenheit kann Blackmore auch heuer nicht lassen. Ob allerdings "Rainbow Eyes" noch einmal verwurstet werden musste?

Trackliste

  1. 1. God Save The Keg
  2. 2. Locked Within The Crystal Ball
  3. 3. Gilded Cage
  4. 4. Toast To Tomorrow
  5. 5. Prince Waldeck's Galliard
  6. 6. Rainbow Eyes
  7. 7. The Circle
  8. 8. Sister Gypsy
  9. 9. Can't Help Falling In Love
  10. 10. Peasant's Promise
  11. 11. Far Far Away
  12. 12. Empty Words

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8 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Ich denke, ich übergehe sie einfach, sie sind wahrscheinlich sowieso nicht von eminenter Bedeutung.
    Übrigens: ich gebe dem Album ***, hatte 1 oder 2 Tage vor dir einen Thread eröffnet und ihn gelöscht, nachdem ich diesen hier gesehen hatte. Ich war mir auch irgendwie sicher, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Du dich des Albums angenommen hättest. ;)

  • Vor 16 Jahren

    Ich liebe BN, aber bei allem Respekt, dieses Album ist wohl ein Witz...Es besteht fast nur aus Remakes (von Elvis, von Rainbow, und übrigens "Toast to tomorrow" ist ein russisches Volkslied). Sind nur 2 Lieder, die wirklich gut gelungen sind und etwas Frische in ihres Repertoire reinbringen: "Locked within the crystal ball" und "Peasant's promise"...das wars!!! O_O Total schade, eigentlich!!! Hab alle bisherigen Alben ab und runter gehört, hoffe, dass es auch irgendwann wieder so sein wird!