31. Oktober 2022

"Frauenstimmen sind für viele irritierend"

Interview geführt von

Ihre "Blondinator Reunion Tour" ist fast komplett ausverkauft, Jan Böhmermann lud sie gerade in seine Sendung und das neue Album "Perlen" ist bereits fertig: Ein Gespräch über Gegenwart und Zukunft der Chemnitzer Band.

Auf die "Blondinator Reunion Tour" mussten die Fans lange warten. Im Oktober war es nun endlich soweit und Blond packten ihren Tourbus. Die Vorfreude ist auf beiden Seiten riesig: Die Tournee ist fast komplett ausverkauft. Wir trafen das Trio beim Tourstopp in Konstanz kurz vor einem fulminanten Konzert.

Eure Tournee war eigentlich für 2021 geplant. Wie ist es jetzt, nach der langen Zeit wieder auf der Bühne zu stehen?

Lotta: Sehr sehr schön. Man weiß auf jeden Fall wieder, warum man das macht, weil man wieder Kontakt zu den Fans hat.

Nina: Es war ja auch total unklar – weil es immer verschoben wurde bei uns ...

Johann: Es war ja sogar für 2020 geplant.

Nina: Auf jeden Fall war es immer so, dass wir uns erst freuen, wenn wir an dem Tag dann auf der Bühne stehen. Vorher weiß man nie, ob es schon wieder nicht klappt, weil die Zahlen auch schon wieder hochgehen und so. Dann kam noch dazu, dass man sich dachte: Kaufen die Leute Tickets? Kommen die überhaupt? Haben sie es vergessen? Man hört das ja auch von anderen Bands.

Die Tickets, die ihr vor zwei Jahren verkauft habt, gelten aber weiterhin?!

Nina: Ja schon, aber man hört, dass die Kaufkraft nachlässt.

Johann: Oder dass Leute ihre Tickets einfach vergessen.

Nina: Genau, die Tickets hängen am Kühlschrank, aber der Auftritt wurde ja schon zweimal verschoben. Bisher ist es aber wirklich cool, es läuft alles gut. Die Leute sind da und haben Bock und wir haben Bock. Das ist schön.

Merkt man da einen Unterschied zu vor Corona? Sind die Leute noch mehr am Feiern?

Nina: Wir hatten so lange keine Solo-Konzerte mehr, also ich würde schon sagen, dass die komplett ausrasten.

Johann: Aber das war vorher auch schon so. Davor sind sie halt ausgerastet, weil Corona vor der Tür stand. (lacht)

Über den Lockdown habt ihr ja auch einen Podcast gestartet. Johann, du bist da nicht wirklich dabei. Warum?

Johann: Ich bin nicht so die Quasselstrippe. Aber ich hab auch im Hintergrund manchmal ein bisschen mitgemacht.

Nina: Es gibt zwei Special-Folgen.

Johann: Ja, ich bin immer gerne als Gast dabei.

Und ihr beide, Nina und Lotta, macht das weiterhin, auch während der Tour?

Lotta: Ja, so wie wir das schaffen. Wir schauen immer, dass wir das noch reinbekommen, an den Off-Days oder so, aber wenn wir ganz ganz ganz viele Konzerte spielen und keine Zeit haben, dann sind unsere Podcasthörer*innen zum Glück auch cool damit, wenn man mal ne Woche keine Folge bringt.

Ist wahrscheinlich auch recht anstrengend, das nebeneinanderher zu betreiben?

Nina: Ja, wir haben nicht gewusst, dass der so beliebt ist. Wir haben damit angefangen und uns gedacht, das machen wir jetzt einfach und hören auf, wenn wir wieder Konzerte spielen. Jetzt macht das aber irgendwie so viel Spaß, uns und den anderen auch, dass wir beides machen und das ist schon ein bisschen viel, weil es ja wöchentlich ist.

Lotta: Also während Corona hat man auf jeden Fall gemerkt, dass es einfacher ist zu sagen: Ich kann mich jetzt eine Woche darauf vorbereiten und so. Aber ich find's auch gut, dass die Hörer*innen jetzt nicht sagen: wir erwarten jetzt das und das von euch. Die sind halt cool, weil sie sagen: uns gefällt das so, wie ihr das jetzt macht, genauso wie die Folgen, die ihr früher gemacht habt. Das finde ich schön, wir haben dankbare Hörer*innen.

Musikalisch macht ihr ja voll euer eigenes Ding. Gibt es trotzdem Musiker oder Musikerinnen, die ihr als Vorbild anseht?

Johann: Krass viele.

Nina: Ganz viele. Auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Bei uns ist das immer so, oder zumindest bei mir, dass es Musiker*innen gibt, von denen ich als Mädchen Fan war deshalb habe ich überhaupt Musik gemacht. Weil ich LaFee oder so gesehen hab und dachte: Geil, das will ich auch machen. Das ist jetzt kein musikalisches Vorbild zu 100 Prozent, aber sie hat mich so fasziniert, dass ich das einfach auch wollte. Und es gibt ja auch Bands, die man cool findet, weil die ne geile Live-Show machen.

Also habt ihr niemanden, zu dem ihr speziell aufseht?

Nina: Ich glaube wir finden alle die Deichkind-Shows cool, aber das ist jetzt kein musikalisches Vorbild oder so. Wir haben alle zusammen mal Peaches live gesehen, wo wir uns gedacht haben: Boah, krass. Oder wir haben Gossip zusammen gehört, die waren oder sind ja auch nur zu dritt und über die basslastige Musik haben wir uns dann schon immer gefreut.

Für euren Song "Männer" und das zugehörige Musikvideo habt ihr mit addeN zusammengearbeitet? Wie war das so und wie kam das zustande?

Nina: Wir sind schon immer addeN-Fans gewesen und irgendwann haben wir uns einfach mal getraut sie zu fragen, ob sie denn Lust hat bei dem Song mitzumachen. Sie kannte uns vorher gar nicht, wir haben sie nur so verfolgt.

Lotta: Genau, und das ist sehr spannend, weil theoretisch kannst du ja ein Feature mit einer Person machen und du musst die Person nie treffen. Als wir sie kennengelernt haben, da hatten wir schon Schiss, weil wir uns dachten: Okay, wenn das jetzt nicht funktioniert und wir uns nicht verstehen, dann ist das natürlich schwierig, weil dann hat man den Song zusammen auf dem Album und so. Umso schöner war's dann zu erkennen, was für ne tolle Person sie ist und was für ne ...

Johann: ... ehrliche Haut.

Lotta: Ja, eine ehrliche, wirklich tolle Person.

Nina: Und es ist auch interessant, weil sie ja musikalisch aus einer ganz anderen Ecke kommt, aus dem Battlerap, und das macht sie seit – keine Ahnung – 20 Jahren oder so. Wenn wir jetzt über den Song "Männer" reden, wo es darum geht, dass man sich umkuckt ...

Lotta: alleine ...

Nina: ... und überall nur weiße Männer sind, ich glaube da kann sie ...

Johann: Wir haben sie ja auch wirklich erst vor zwei Wochen kennengelernt eigentlich, oder vor drei. Da war der Song schon lange fertig.

Gibt es sonst noch irgendwelche Künstler*innen, mit denen ihr Lust hättet mal zusammenzuarbeiten?

Lotta: Also auf unserem kommenden Album "Perlen" ist noch ein Feature, das bleibt aber bis jetzt noch geheim.

Alles klar. Aber in näherer Zukunft ist nichts geplant?

Nina: Also ich würde mich da nie verschließen. Ich find's immer cool, wenn es auch so genreübergreifend ist.

Johann: Wir haben uns ja auch bei der "Sanifair Millionär"-Cypher viele Freunde geholt. Eigentlich wurde da schon alles abgedeckt (alle lachen).

"Ist es genug Provokation, wenn wir einfach nur hier stehen?"

Wo wir es gerade von "Männer" und Festivals haben – Carolin Kebekus hat ja letztes Jahr das Frauenfestival DCKS gestartet. Was haltet ihr davon? Seht ihr es als gute Alternative zum Alltag, wenn man nur Künstlerinnen zu einem Festival einlädt?

Nina: Das war der Gegenbeweis an alle, die behaupten: "Man kann nicht ausreichend Tickets verkaufen, wenn nur Frauen spielen". Dann hat sie gesagt: "Doch!" Ist halt ne gute Idee, ne gute Herangehensweise, wie man so etwas sichtbar macht.

Lotta: Ja, ich wollte auch gerade sagen, das ist halt ein Ding, was Aufmerksamkeit schafft, weil es natürlich krasser klingt, wenn man sagt, da spielen nur FLINTA-Personen.

Nina: Es ist voll gut, das Argument zu widerlegen, dass keine Tickets verkauft werden ohne Männer-Headliner. Sie hat das geschafft. Ich meine, wir haben jetzt nicht Lust nur mit Frauen zu spielen, sondern es geht ja auch um diese Diversität. Und einfach um zu zeigen, dass das geht, dafür war das schon cool.

Das Argument ist ja auch oft, dass es einfach nicht genügend Künstlerinnen gibt, die groß genug sind, um als Headliner zu zählen und damit hat sie ja auch bewiesen, dass das Quatsch ist.

Nina: Ja genau. Und wenn das so sein sollte, muss man sich auf Festivals überlegen, wen man auf die Newcomer-Bühnen bucht. Da kann man sich auch überlegen, wen man supporten möchte. Es gibt, finde ich, wirklich keine Entschuldigung mehr dafür, dass da nur Typen stehen. Gerade bei so Eröffnungsslots.

Lotta: Und wir hören dann halt sehr oft diesen Satz: "Wir haben uns wirklich Mühe gegeben". Da ist man dann einfach irgendwann ein bisschen müde von und ist so: Ja, schon klar.

Johann: Man gibt sich einfach keine Mühe.

Nina: Es gibt ja auch eigentlich, wie du gesagt hast, genügend Headliner.

Habt ihr irgendwelche Ideen oder Tipps, auch an Nicht-Musiker*innen, womit man die Diversität mehr fördern könnte?

Lotta: Ich glaube relativ oft ist es das eigene Hörverhalten, was man hinterfragen sollte. Manche haben so sieben Typen-Bands, die sie seit 20 Jahren hören und die Ohren zu für alles andere und sind dadurch relativ eingeschränkt, was ihr Hörverhalten angeht. Ich hab manchmal das Gefühl, dass man sich da ein bisschen öffnen könnte und sagen sollte: "Ey, ich kann mir mal meinen eigenen Spotify-Verlauf ankucken und schauen, wie viele Männer und wie viele Frauen ich da höre". Sich einfach selber mal aktiv hinterfragen. Das muss ja auch von den Konsument*innen kommen, dass solche Songs gepusht werden.

Johann: Also, ich hab da früher auch gar nicht drauf geachtet und irgendwann aber gezielt darauf gekuckt, dass ich Diversität in meine Musik reinbringe.

Nina: Und klappt, Johann?

Johann: Klappt supergut. Und vor allem funktionieren die Algorithmen auch so, die sind ja geschlechterbasiert, irgendwie. Und wenn man halt mehr Frauen oder FLINTA-Personen hört, werden auch mehr vorgeschlagen.

Lotta: Viele sagen ja auch, dass Frauenstimmen sie irritieren oder so, aber das ist halt einfach Arschgelapp, sag ich jetzt mal (lacht). Damit schränkt man sich ja selber ein, und man muss sich halt auch mal öffnen.

Nina: Was noch dazukommt ist, dass es ja gar nicht nur um den Musikbereich geht. Dieses "Überall hocken nur Männer"-Problem ist ja zum Beispiel auch im Journalismus so. Und manchmal geht's einfach nur darum das zu begreifen, sich umzuschauen und zu überlegen: "Hä krass, warum sitze ich denn hier nur mit Typen? Will ich das? Oder will ich auch in anderen Bereichen Frauen fördern?"

Lotta: Genau. Dass man vielleicht auch als Mann versucht zu hinterfragen, ob es eine Situation gibt, in der er sich aktiv für eine Frau entscheidet, auch wenn der erste Impuls vielleicht gewesen wäre seinen Bro vorzuschlagen, weil er ihm so ähnlich ist. Das ist ja dieses Ding, dass man immer mit Leuten zusammenarbeiten will, die einem ähnlich sind.

Nochmal zum Thema Festival und Geschlechterdiversität: Ihr wart ja auch beim Southside/Hurricane. Da hat man wahrscheinlich erstmal das Gefühl, es geschafft zu haben, bis man sich umschaut und denkt: "Okay, vielleicht doch nicht so geil". Ist das ein bisschen ein Dämpfer?

Lotta: Ja.

Nina: Das Southside und Hurricane ging.

Johann: Das war jetzt aber, glaube ich, tatsächlich das erste Mal. Das ist ja vom Veranstalter FKP Scorpio, die haben das Line-Up gemacht. Es wird zwar mehr, es könnte aber noch besser sein. Es ist lange noch nicht zufriedenstellend.

Nina: Wir hatten zum Glück ein übelst geiles Konzert. Auf dem Festival sind so 70.000 Leute insgesamt und wir haben in einem Zelt gespielt, wo NUR Fans von uns waren, das war so absurd. Aber bei anderen Festivals haben wir dann keine Ahnung, ob uns die Leute feiern werden, da ist man sich unsicher. Und dann singen Männergruppen diesen "Layla"-Song. Da denkt man sich schon so: "Ich bin jetzt zwar hier auf diesem geilen großen Festival und stehe im Line-Up, aber ich fühle mich nicht wohl." Das ist auch ein Problem.

Lotta: Manchmal merkt man, dass darauf geachtet wird, FLINTA-Personen zu buchen, aber das Publikum ist halt null erzogen. Man merkt, dass die Leute das nicht kennen und es ungewohnt finden, eine Frau auf der Bühne zu sehen. Und da muss man halt nochmal – ich weiß nicht, ich bin keine Festival-Veranstalterin – aber man sollte irgendwie eine Awareness schaffen oder einen Dialog aufmachen, um dieses Prolltum abzubauen.

Nina: Sonst fühle ich mich dann auch wirklich, als ob ich da nicht hingehöre und nicht da sein sollte, weil ich mich frage: "Will ich denn solche Konzerte spielen?"

Johann: Da fühle ich mich auch nicht zugehörig.

Nina: Wahrscheinlich so zusammen als Band.

Ihr kommt ja aus Chemnitz, wie ist dort denn die Musikszene? Ist die da etwas diverser, bekommt ihr davon etwas mit? Oder seid ihr eher in eurer eigenen Bubble?

Nina: Wir haben ja heute zum Glück unsere Freund*innen von Power Plush mit, auch eine Chemnitzer Band, und es kann ja überall diverser sein, in Chemnitz ist das natürlich auch noch ausbaufähig. Wir haben auch ein eigenes Label und supporten so auch Power Plush, weil die cool sind. Das ist ja das, was man so machen kann, wenn man ein bisschen Macht ... okay, Macht klingt dumm (lacht). Also wenn man so ein bisschen die Möglichkeit hat sich zu entscheiden, wen man supporten möchte.

In eurem Song "Thorsten" geht es um Sexismus. Habt ihr das Gefühl, jetzt, da ihr größer seid, lässt das ein bisschen nach?

Johann: Wir haben jetzt langsam das Privileg, dass wir uns unsere Crew selbst aussuchen können und dass wir uns mit Leuten umgeben können, die einfach freundlich sind zu uns. Die können die Crew natürlich divers gestalten. Das ist ein großer Vorteil und deswegen haben wir mit den örtlichen meistens nicht mehr so viel zu tun.

Nina: Ja, gibt's aber immer noch.

Lotta: Man merkt, dass die Leute einfach nicht mehr so dreist sind wie früher.

Nina: Weil wir uns auch einfach durch unsere Zwischenleute abschotten.

Lotta: Wir sind einfach eine größere Band, deswegen trauen sich viele nicht mehr, so richtig unverschämt zu werden. Was wir aber von unseren Freundinnen hören, die jetzt Newcommer sind, ist halt einfach genau dasselbe, wie das bei uns immer war.

Johann: Vor allem jetzt bei diesen ganzen ranzigen kleinen Festivals.

Lotta: Oder in den Clubs. Da arbeiten halt immer noch diese Dinos und das hört wirklich erst auf, wenn diese Stellen ausgewechselt werden. Wir erleben das zum Glück nicht mehr so, aber das liegt einfach daran, dass wir keinen Kontakt mehr zu den Leuten vor Ort haben, die die Technik machen.

Und das ist wahrscheinlich auch eine bewusste Entscheidung?!

Lotta: Ja voll. Man hatte dann auch irgendwann diesen Punkt erreicht, an dem man keine Lust mehr hatte zu kucken, ob es sich dieses Mal um ne Ausnahme handelt und dieser Typ jetzt mal nett ist, ausnahmsweise. Und man merkt so, wie man sich darüber freut, dass der nicht unhöflich war, aber auf sowas hatte ich irgendwann kein Bock mehr. Bare Minimum abzufeiern, weil dich irgendwelche Typen normal behandeln, aber auch nicht über die Maßen nett sind. Da arbeite ich lieber mit unserer Ton- und Lichttechnikerin.

Ihr behandelt ja Tabuthemen wie eben Sexismus, in einem anderen Song geht es um Menstruation. Habt ihr dafür schon einmal krasseren Backlash erfahren?

Lotta: Nichts krasses. Es kommt immer ein bisschen darauf an, über welches Medium das geteilt wird. Manchmal haben Leute auf Plattformen geschrieben: "Ihh, das ist eklig" oder so, aber es geht.

Johann: Meistens bei so Onlinezeitschriften. (lacht)

Nina: Ja, aber ich will die Leute ja auch ein bisschen ärgern, die sich darüber aufregen. Genau die will ich damit ja auch erreichen.

Johann: Dafür gibt es dann die Kommentarspalte bei tag24.

Es sind auch provokantere Songs, die erwarten ja irgendeine Reaktion.

Nina: Es wäre seltsam, wenn da gar nichts kommen würde.

Lotta: Teilweise werden wir auch darauf angesprochen und ich finde die jetzt nicht so doll provokant und bin dann manchmal erstaunt darüber, wie entrüstet Menschen darüber sind.

Sie sind vielleicht nicht unbedingt super provokant, behandeln aber doch Themen, die sonst eher unter dem Tisch gehalten werden.

Nina: Ja, aber das kennen wir alles auch schon. Wir haben schon relativ zeitig negative Kommentare im Internet gekriegt und da hat es einfach schon gereicht, dass Johann blind ist und wir zwei Frauen sind.

Johann: Wir wurden total angegriffen.

Lotta: Und da waren wir sechzehn.

Nina: Da denkt man sich schon: Ist das wirklich genug Provokation, wenn wir einfach nur hier stehen?

"Las Vegas Glamour ist unser Genre"

Gibt es sonst noch schwierige Themen, die ihr gerne in Blond-Songs behandeln würdet?

Johann: Wir haben gerade viele Songs ausgearbeitet.

Nina: Auf dem neuen Album sind bestimmt noch ein paar. Das ist ja auch alles immer aus unserem Alltag rausgegriffen. Was uns beschäftigt, darüber schreiben wir dann.

Gibt es auch Themen, an die ihr euch lieber nicht ran wagen würdet?

Nina: Ich will mich schon immer ein bisschen mit dem auskennen, was ich da thematisiere.

Lotta: Wir sagen jetzt nicht, dass wir über ein bestimmtes Thema nie einen Song schreiben wollen, aber manche Themen kommen einem auch einfach nicht in den Sinn.

Nina: Ja, man kann über alles schreiben.

Euer neues Album heißt "Perlen", warum?

Nina: Das ist ein Sinnbild. Eine Perle entsteht ja, wenn in eine Muschel Dreck von außen kommt. Dann umschließt die Muschel das und daraus wird dann eine Perle. Und so ein bisschen ist es bei unseren Songs, eine Ansammlung von Perlen. Jeder Song ist eine Perle, behandelt aber auch Themen, die manchmal nicht so angenehm sind. Aber in einem bestimmten musikalischen Gewand und schön gesungen, kann man trotzdem irgendwie dazu tanzen und lachen. Kann ich gut erklären, oder?! (lacht)

Auf jeden Fall. Ihr redet auch oft über den Las Vegas Glamour. Was genau ist was?

Lotta: Das ist unser Genre.

Johann: Unsere Schublade.

Nina: Das haben wir irgendwann mal entwickelt, weil alle immer fragen, was wir für eine Musikrichtung machen und man sich dann selbst so eingrenzt, wenn man sagt: "Wir machen Indie."

Lotta: Und dann machst du einen Pop-Song und alle sagen: Hä, ist doch ne Indie-Band?! Und dann machst du einen Rap-Song und alle sagen: Hä, ich dachte ihr macht Pop?!

Nina: Ich könnte auch nicht sagen, was für Musik ich mir anhöre, weil es in jedem Genre Sachen gibt, die total interessant sind. Deswegen haben wir uns ein eigenes Genre überlegt, wo dann alle rein können, die keinen Bock haben, ein anderes Genre zu nennen.

Johann: Da kann sich jeder Mensch zugehörig fühlen.

Nina (flüstert): Las Vegas Glamour.

Wie läuft denn eure Tour bis jetzt? Gibt es etwas, was ihr am Touren überhaupt nicht mögt?

Lotta: Früher hatten wir immer ganz lange Autofahrten und ganz lange Wartezeiten, aber die Tour ist irgendwie sehr gut geplant - Shoutout an unser Team. Wir haben immer nur so zwei oder drei Stunden Autofahrt, kommen an, bauen sofort auf. Also ich hab bei dieser Tour eigentlich noch gar nichts, wo ich sagen kann, dass mich das nervt.

Johann: Ich vermisse ein bisschen mein Bett und mein Sofa. Ich bin gerne zuhause, aber hier wird dafür gesorgt, dass es genauso schön ist.

Nina: Irgendwann haben wir nen LKW, wo Johanns Bett und seine Wohnung drin ist.

Johann: Ich bin nun mal gerne zuhause und einen Monat auf Tour ... das hatten wir noch nie so lange. Wir wissen noch nicht wie das ist.

Nina: Es ist ja auch erst eine Woche vorbei.

Johann: Genau, das hatten wir ja schon mal. Bis jetzt ist auch noch alles schön (alle lachen).

Nina: Wir haben uns noch nicht gestritten.

Johann: Aber wir sind auch eine große Gruppe, da kann man sich immer mit Leuten umgeben, mit denen man gerade einen gemeinsamen Nenner hat.

Und was findet ihr das Beste am Touren? Hoffentlich die Auftritte?!

Lotta: Ja, auf jeden Fall das Spielen.

Nina: Es ist auch einfach jeden Tag etwas anderes.

Lotta: Die Welcome-Snacks (lacht).

Nina: Es ist cool, wenn man immer in einer anderen Stadt ist und dort dann einen Tag arbeitet. Da lernt man die Stadt ganz anders kennen.

Aber habt ihr an einem Tag überhaupt Zeit eine Stadt kennenzulernen?

Nina: Ja, ganz kurz eben. Vor allem auch die Leute. Man checkt den Club, in dem man spielt, wie die Kultur ist in der Stadt, anerkannt oder halt nicht.

Johann: Gerade vor dem Auftritt geht man halt noch in eine Bar oder läuft durch die Stadt.

Lotta: Und manchmal gehen wir nach dem Konzert noch an den Merch-Stand und reden mit den Leuten, die hier wohnen. Da erfährt man dann natürlich auch noch andere Sachen als zum Beispiel von den Veranstalter-Personen, die eher sagen: "Es ist alles super hier."

Nina: Könnte aber auch mehr Zeit sein in jeder Stadt. Ist auf jeden Fall sehr stressig und anstrengend so ein Abend.

Seid ihr denn nach so vielen Auftritten und so vielen Jahren auf der Bühne noch aufgeregt vor einem Konzert?

Nina: Ich bin immer aufgeregt.

Lotta: Ich bin nur aufgeregt, wenn ich Sachen mache, die ich noch nie gemacht hab.

Nina: Bei einem neuen Song?

Lotta: Ich weiß nicht warum, aber ich bin eigentlich immer entspannt. Ich bin zum Glück nie richtig aufgeregt.

Johann: Ich bin nur aufgeregt, wenn wir vor Freunden, Verwandten und Bekannten spielen. Aber der Adrenalinschub kickt natürlich trotzdem rein.

Damit bin ich auch schon durch, danke nochmal. Wollt ihr noch irgendwas loswerden?

Nina: Du erwähnst ja bestimmt, dass unser Album kommt, am 21. April, und dass man das vorbestellen kann, das ist uns wichtig.

Johann: Wir wollen in die Charts.

Nina: Ja, wir wollen gefälligst in die Charts.

Johann: In die Top 10. (lacht).

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