laut.de-Kritik

Runzelige Liveaufnahmen, die das Punkrock Herz brechen.

Review von

"No Request", hört man öfter DJs rufen, wenn die tanzwütige Meute nur noch HITS hören will und mit ständigen A-Side-Wünschen die Plattenaufleger zu Tode nerven. "Live By Request" heißt das neue Album der New Wave Punk-Göttin Blondie und hier sind Zwischenrufe durchaus erwünscht. Auf dieser verzichtbaren Zusammenstellung hört man vierzehn Tracks aus dem Lebenslauf der Blondikone Debbie Harry. Es ist ja schön, dass die Dame sich so lange gehalten hat, aber bei allem Respekt: ihre Stimme ist doch nicht mehr die Alte ("Good Boys" geraten dabei in eine extrem schiefe Lage). Die schlechte Tonqualität trägt auch einen großen Teil zum Furchtbaren bei. Diese CD rockt stadiontauglich vor sich hin. Da gibt es keine Minute wahres Nostalgie-Gefühl oder "Back To The Good Years"-Erinnerungen, trotz der Superhitparade mit "Dreaming", Hanging On The Telephone", "Rapture" (It's A Rap!), "Call Me" oder unvergessen "Heart Of Glass".

Sicherlich hören wir die Stücke auch heute noch sehr gerne, aber bitte nicht mit einem interaktiven, ständig in die Hände klatschenden Fanchor im Hintergrund (unsagbar ist "Tide Is High" mit zusätzlichen Gitarrensoli). Schmerzlich vermisst man die damaligen Aufnahmen aus den späten 70ern (auf dem Flohmarkt findet man übrigens immer wieder Vinyl-Singles aus den guten Zeiten!). Diese runzeligen Live-Aufnahmen, die am 07.05.2004 in New York City mal eben so aufgezeichnet wurden sind das genaue Gegenteil. Die Songs auf "Live By Request" haben sich die Fans selber gewünscht und quasi eigens zusammen gestellt. Das ist schön. Und dann noch nicht mal "Sunday Girl" in Richtung Bühne schreien!? Aber eigentlich auch egal, weil ich diese CD noch nicht mal zu Weihnachten verschenken würde.

Blondie bleibt natürlich für viele smarte Damen in dieser Welt ein Vorbild und ein schillerndes Popidol. Vor allem wegen ihres individuellen Stilmixes. Reggae, Pop, Rock, Punk, Disko und Sprechgesang. Da ist alles dabei. Shirley Manson von Garbage bewundert nach wie vor den perfekten Style und Humor der New Yorker Grazie. Aber hat sie auch dieses Wunschkonzert gehört? Ist das auch eine Art Sarkasmus der schillernden Frontfrau? Hmm, gewagt. Allerdings schwante einem schon in den 90ern nichts Gutes. Da feierte Debbie 1999 mit "Maria" ein erfolgreiches Comeback und dieser Ohrwurm bohrt sich noch heute messerscharf in das gebrochene Punkrock-Herz. Dennoch sei es ihr gegönnt. Sie hatte mit Sicherheit ihren Spaß und sehr wahrscheinlich rollt da auch noch ein wenig der Rubel. Der olle Fan wird die musikalische Professionalität auf "Live By Request" suchen und irgendwie finden. Wir dagegen können uns ja zum Glück jeder Zeit in unser Nostalgie-Kämmerlein verkrümeln und uns gegenseitig die alten Vinylscheiben auflegen. Sing: "I know a girl from a lonely street/Cold as ice cream but still as sweet…"

Trackliste

  1. 1. Dreaming
  2. 2. Hanging On The Telephone
  3. 3. Accidents Never Happen
  4. 4. Tide Is High
  5. 5. Good Boys
  6. 6. Rip Her To Shreds
  7. 7. One Way Or Another
  8. 8. Rapture
  9. 9. X Offender
  10. 10. Call Me
  11. 11. Union City Blue
  12. 12. Heart Of Glass
  13. 13. The Dream's Lost On Me
  14. 14. (I'm Always Touched By Your) Presence, Dear

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