laut.de-Kritik
Süffiger Bombast-Soundtrack für schwermütige Melancholiker.
Review von Kai ButterweckBlue October-Sänger Justen Furstenfeld hat wahrlich so einige Päckchen zu tragen. Nicht nur, dass er seit seinem vierzehnten Lebensjahr unter Depressionen leidet, der stimmgewaltige Frontmann musste sich im Vorfeld der Aufnahmen zu "Any Man In America" auch noch mit einem Scheidungskrieg und Sorgerechts-Streitereien rumplagen. Dass solche Umstände nicht gerade förderlich für die gute Laune sind, dürfte klar sein, und so verwundert es auch kaum, dass das neue Werk des texanischen Prog-Rock-Quintetts in schwerer Melancholie versinkt.
Passend zum lyrischen Inhalt des Albums, der sich primär um die Familienproblematik des Blue October-Founders dreht, steigt die Band mit episch balladesken Klängen ein. "The Feel Again" türmt sich zart auf, breitet im Refrain kurzzeitig die Opulenz-Flügel aus und schwebt letztlich doch eher sang und klanglos an einem vorbei. Die achtzigerlastige Produktion inklusive permanenter Hall-Unterstützung sorgt zudem für schnell einsetzende Übersättigung.
Zwischen überstrapaziertem Pathos und Wehleidigkeit pendeln Songs wie "You Waited To Long" oder auch "The Honesty" hin und her und wecken sowohl das Bedürfnis, die Protagonisten tröstend in die Arme nehmen zu wollen, als auch den Wunsch, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
"Drama Everything" liefert mit seiner gefühlvollen Piano-Untermalung und eingängigen Harmonien noch am ehesten Anlass für Szenen-Applaus, ehe die Band mit dem völlig überladenen Uptempo-Rocker "The Chills" abermals ins Klo greift. Spätestens wenn sich auf "The Flight" und beim Titeltrack, der klassischen Instrumentierung, Loops, Beats und Sprechgesang anschließen, bricht das eh schon fragile Torso auf "Any Man In America" vollends ineinander.
Das Einzige, was Bestand hat, ist die Gewissheit, nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Es gibt Bands, die auf ähnlicher Strategie basierend musikalische Kunstwerke erschaffen haben. Blue October schaffen das nicht. Zu wirr und zu vollgepackt bedient sich der Fünfer allerlei Elemente und verliert sich letztlich in einer süffigen Melange aus Bombast-Pop, Art-Rock und Rap. Die einzige Konstante bildet die schwermütige Melancholie der Texte.
Bei der Veröffentlichung des Albums gab Justin Furstenfeld zu Protokoll, dass es ihm in der Musik nicht nur um sich selbst gehe, sondern er eine Brücke bauen wolle für Leute, die Ähnliches erlebt haben wie er. Ein löblicher Ansatz, und wenn es die Möglichkeit gäbe, die Gesangsspuren aus dem Werk herauszufiltern, dürfte dem einen oder anderen durchaus geholfen werden können. So bleibt lediglich zu hoffen, dass wenigstens dem privaten Schicksal von Justin Furstenfeld mit diesem Output etwas Linderung verschafft wurde.
6 Kommentare
mein gott warum geht der typ nicht einfach zu einem x-beliebigen psychiater, der ihm dann irgendsoein anti-depressivum verabreicht. gross auf depressionen machen, aber dann auch noch musik machen die zwangsläufig auf das hinauslaufen...
album hab ich mir nicht gegeben aber das rumgejammere auf "the feel again" geht mir schon gehörig auf die nüsse.
"einfach zu einem x-beliebigen psychiater gehen" ... Der Herr Furstenfeld schreibt und macht Musik, das ist seine Therapie und ich denke, das hilft mehr leuten, als ein x-beliebiger Psychiater.
Das Album "Any Man In America" finde ich übrigens grandios und "The Feel Again (Stay)" ist 1 Song von 13. Jeder Song ist musikalisch, wie lyrisch einzigartig. Genial!
Schliesse mich da Winny an . Diese Band muss man verstehen bzw Herrn Furstenfeld. Viele Künstler die ihr Inneres nach Aussen bringen, ihren Seelenschmerz ausdrücken brauchen eine Therapie , nur das hier die Musik die Therapie ist. Stay 'grandios'The Money Tree - You waited to long -The Chills *Burner*.
Egal wie schlecht und grottig die Kritiken der Band sind auch in der Rolling Stone und Musikexpress , ich lass mir diese Band nicht vermiesen. Wem es zuviel Bombast soll mal auf das Akustik Album -- Ugly Side -- zurück greifen , zwar wenig Bombast aber der Schmerz bleibt. Ich bin ein Freund der Melancholie. In diesem Sinne - Stay - Mr. Furstenfeld.
Schliesse mich da Winny an . Diese Band muss man verstehen bzw Herrn Furstenfeld. Viele Künstler die ihr Inneres nach Aussen bringen, ihren Seelenschmerz ausdrücken brauchen eine Therapie , nur das hier die Musik die Therapie ist. Stay 'grandios'The Money Tree - You waited to long -The Chills *Burner*.
Egal wie schlecht und grottig die Kritiken der Band sind auch in der Rolling Stone und Musikexpress , ich lass mir diese Band nicht vermiesen. Wem es zuviel Bombast soll mal auf das Akustik Album -- Ugly Side -- zurück greifen , zwar wenig Bombast aber der Schmerz bleibt. Ich bin ein Freund der Melancholie. In diesem Sinne - Stay - Mr. Furstenfeld.
Zum Artikel und Kritik: Mainstream-Sermon gibt es genug auf dem markt.
Das album "Any man in america" bietet eine bunten und zum teil auch nicht einfach zu verdauenden mix, der sicherlich vielfach polarisiert, jedoch ehrlich ist und potential zum "mitfühlen" bietet.
Oftmals werden alben und lieder, die allein auf kommerz und erfolg getrimmt sind, als unehrlich und seelenlos bezeichnet - aus meiner sicht zurecht. Es war schon immer so, dass die eindringlichste und nachhaltigste kunst von denen geschaffen wurde, deren seelen sich in ihren arbeiten wiederspiegelten.
starkes Album!
stuff
Habe mir die CD gekauft und bin sehr enttäuscht. Texte und die Musik harmonieren meiner Meinung nach gar nicht. Und dieser Halbgesang sagt mir leider auch nicht zu.
Ich kann euch da nur die 2 Vorgängeralben empfehlen. "Foiled" und "Approaching Normal" sind im Vergleich zu "Any Man in America" um einiges besser! Hört einfach mal rein!