laut.de-Kritik
Mainstream-Hardrock mit patriotischem Anspruch aus New Jersey.
Review von Joachim GaugerGitarrengott Carlos Santana hatte sich erst kürzlich in der Süddeutschen Zeitung sehr kritisch über den pathetischen Patriotismus von Bon Jovi geäußert, die ja gerne mit US-Flagge auf der Bühne posen. Die Hardrock-Legenden aus New Jersey scheinen jedoch diese Meinung nicht zu teilen, denn ihr achtes Studioalbum "Bounce" steht nach eigenen Aussagen ganz im Zeichen der World Trade Center-Tragödie.
Jon versucht auf dem neuesten Werk seine Gefühle und Stimmungen über den Terroranschlag des vergangenen Jahres lyrisch umzusetzen. Wie nicht anders zu erwarten, nimmt er eine Pro-USA-Perspektive ein. Der Albumtitel "Bounce" ist besser zu verstehen, wenn man weiß, dass "Bounce Back" eine Redewendung umschreibt, die zumeist beim Sport Anwendung findet, wenn ein Team auf den Weg des Sieges zurück kehrt und allen Tiefen trotzt.
Musikalische Überraschungen oder gar Innovatives darf man von "Bounce" aber nicht erwarten, denn welches Genre ist für einen patriotischen Anspruch besser geeignet als der Mainstream-Hardrock, die inoffizielle amerikanische Volksmusik. Bon Jovi gehen einmal mehr auf Nummer sicher, und kreieren mit den altbekannten Erfolgszutaten eine kurzweilige Reise durch ihr knapp zwanzigjähriges Schaffen.
So wechseln sich hymnenhafte Balladen ("The Distance", "Right Side Of Wrong") stets mit groovenden Midtempo-Stampfern ("Everyday", "Misunderstood") ab, die bereits auf der 94er Scheibe "Keep The Faith" das Gros der Songs stellten. Nur selten wird die angenehme, aber belanglose Eintracht durch ein paar Alibi-Abgeh-Rocker gestört. Bis auf den druckvollen Opener "Undivided" wirken diese Stücke zu verkampft, um wirklichen Rock'n'Roll-Genuss zu gewähren.
Im Endeffekt legen Jon, Richie, Tico und Dave ein Album vor, das wie ein schamloser Aufguss bereits bekannter Songs klingt. Wer jedoch schon die letzte Studioplatte "Crush" sowie die Single-Hits "It's My Life", "One Wild Night" oder "Thank You Loving Me" zu seinen Favoriten zählte, der kann bei "Bounce" bedenkenlos zugreifen. Alle anderen holen sich lieber die Live-Scheibe "One Wild Night - Live", denn dort rocken Bon Jovi wirklich.
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