laut.de-Biographie
Bondage Fairies
Als Elvis Creep und Deus Deceptor 2005 die Bondage Fairies gründen, dürften Videospiel-Ikonen wie Samus Aran aus Metroid und Commander Keen zu ihren Vorbildern zählen. Die beiden Schweden basteln sich für ihre Bühnen-Alter-Egos abgedrehte Masken zusammen, die an eine bunte Mischung aus Sturmtrupplern und Transformers erinnern. Dort hören die 80er-Reminiszenzen jedoch nicht auf: Der Sound des Duos vereint 8-Bit-Chiptunes im Stil des kultigen "Brotkastens" Commodore 64 mit schnörkellosen Punk-Riffs.
Auf den ersten beiden Alben "What You Didn't Know When You Hired Me" (2006) und "Cheap Italian Wine" (2009), die beim schwedischen Label Lobotom Records erscheinen, sorgt noch ein Drumcomputer für die rhythmische Begleitung der Atari-Anarchie. Lyrisch bedient sich Sänger Elvis Creep munter aus der Kiste mit Kindheitserinnerungen vom Dachboden, wie etwa in der Ode an den muskelbepackten Blondschopf "He-Man", die erste Single der Schweden.
Die Bondage Fairies nehmen keine neuen Bandmitglieder auf, wie Elvis Creep in einem Interview klarstellt, sie gebären sie einfach. Also erblickt 2011 der Schlagzeuger Drummer Boy als Erstgeborener das Licht der Welt. Wenig später stößt Nesthäkchen Bee Bee Prime zur Familie und übernimmt den Job an der Gitarre von Elvis Creep, der auf Synthesizer umsteigt.
Die verstärkte Truppe wechselt im selben Jahr zum Hamburger Label Audiolith, bei dem sie 2012 ihr selbstbetiteltes Album "Bondage Fairies" veröffentlichen. Bevor die Scheibe in den Läden steht, dürfen sich die Fans noch an einer Schnitzeljagd auf insgesamt 17 USB-Sticks beteiligen, die in Großstädten Europas und Amerikas in toten Briefkästen platziert werden. Mit den Sticks lassen sich Schnipsel des neuen Songs "Morphine" freischalten, der zum Ende der Aktion als kostenloser Download bereitsteht.
Ihren Pixel-Punk serviert das Quartett in ausgefallenen Bühnenshows, bei denen die Maskenträger körperbetonte Auftritte abfeiern. Damit erspielen sie sich nicht nur in Deutschland eine größere Anhängerschaft, sondern steigern auch in osteuropäischen Ländern ihre Popularität. So haben sich Konzerte in Russland mittlerweile zu richtigen Heimspielen entwickelt.
Für Neuzugang Drummer Boy eine absurde Entwicklung, da praktisch jeder hinter der Maske mit der schrägen Fratze stecken könne. Statements zu der kontroversen Politik des Landes sollte man von den Schweden aber nicht erwarten. Elvis Creep hält seine Texte gerne unpolitisch und grenzt die Musik ganz bewusst vom Weltgeschehen ab.
Fünf Jahre dauert es, bis 2017 mit "Alfa Gaga Cp Wifi" ein neues Album erscheint. Als Kompensation möchte die Band nach eigener Aussage die ganze Milchstraßengalaxie betouren, was wohl eine doch erheblich längere Wartezeit bis zum Nachfolger bedeuten könnte. Auch auf ihrer vierten Platte schaffen die Bondage Fairies den Spagat zwischen Heimcomputer-Nostalgie und schnellem Spaßpunk. Ihren Humor beweisen sie dabei auch in den Liner Notes, wo sie den frommen Wunsch äußern: "May Cthulu devour this album last." Drücken wir die Daumen.
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