laut.de-Kritik
Locker bleiben, Liebe machen! Und danach vielleicht einen durchziehen.
Review von Dominik KrausPreisfrage: Was haben die allseits beliebten sogenannten Wüstenrockbands Kyuss, Fu Manchu, Ch'e und Mondo Generator gemeinsam? Antwort: An der Schießbude fast aller Veröffentlichungen dieser Combos saß ein freundlicher Schnauzbartträger namens Brant Bjork.
Und während die anderen schrillen Vögel wie Oliveri oder Garcia sich an vorderster Front produzierten und durch zum Teil divenhaft zu nennendes Gehabe im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen, oder sich wie Josh Homme zum heimlichen (?) Superstar des echten reinen Rock entwickelten, so latzte Mr. Bjork lässig im Hinterzimmer ab, machte ein bisschen sweet sweet love oder zog einfach mal einen durch.
Was sich seither bei Brant geändert hat? Aus dem ehemaligen Drummer wurde quasi über Nacht ein Sänger, Gitarrero und Songwriter der Sonderklasse. Unter eigenem Namen (z.T. unterstützt von den Operators) entstanden so in relativ kurzer Zeit drei Longplayer, die sich zwar schon noch in einem, sagen wir ruhig mal, gewissen Wüstenrockkontext bewegten, aber doch schon deutlich bluesiger und abgehangener waren, als die Releases der diversen ehemaligen Kollegen des Meisters.
Mit seinem neuesten Release "Local Angel" geht er den eingeschlagenen Weg, ausgehend von der Rockwüste um die Rancho de la Luna, unbeirrt weiter und fährt einfach noch ein bisschen untertouriger weiter in Richtung Rockolymp. Blues Baby, Yeah. Dass sich ansonsten an den eher lässigen Gepflogenheiten nicht viel geändert haben dürfte, lassen die Texte vermuten, in denen es wie bisher vor allem um a) locker bleiben, b) Liebe machen und c) immer schön man selbst bleiben und nicht jeden Scheiß mitmachen geht. Eigentlich nicht die schlechtesten Ratschläge, die man als Bluesrockbarde seinen Hörern mitgeben kann.
Doch nicht nur textlich hat Brant Bjork weit mehr auf der Pfanne, als das bisher in hiesigen Indierockgefilden angekommen ist. Denn auf musikalischer wie auch stimmlich-gesanglicher Ebene hat sich Bjork im Laufe der Zeit einen ganz unverwechselbaren eigenen Stil angeeignet, der schlichtweg cool zu nennen ist. Die Klampfen röhren ganz sanft angezerrt aus ihren Amps, das Tempo der meisten Songs ist allenfalls Midtempo, und die, wie bereits erwähnt, altersweisen Lyrics werden mit einem sanften Gurren vom Stapel gelassen. Dazwischen finden sich feindosierte Passagen kurzer Improvisationen mit Bass und Gitarre.
Glücklicherweise ist auch der Zeitpunkt des Releases geradezu perfekt gewählt. Denn "Local Angel" schreit geradezu danach, am Ende eines heißen Sommertages auf einer noch aufgeheizten Veranda (wahlweise: Wohnzimmercouch, Hängematte, Küchenbank, Pick Up-Pritsche, Sommerwiese, etc.) mit einem schön läpprigen mexikanischen Bier und ein bisschen von Chico's Weed genossen zu werden: "cruise on over, let's get drunk tonite". Klaro, Chico, ich bin dabei.
Und als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass wir es hier mit einem Typen zu tun haben, der einfach seinen Style gefunden hat, schiebt Bjork am Ende der Scheibe zwei Coverversionen nach, die normalerweise ganz schön in die Hose gehen können, und zwar so flüssig wie einst bei Paule Breitner: "Hey Joe" vom Gitarrenobersupergott Hendrix sowie "I Want You Around" von den guten alten Ramones. Während er aus "I Want You Around" einfach einen B.B.-Song macht, indem er sich um die ursprüngliche Melodie etc. einen rechten Scheiß kümmert (und das dann auch nur ca. eine Minute lang), gibt er "Hey Joe" einfach so ähnlich wie Hendrix. Ja ja, ich weiß schon: Eigentlich geht so was überhaupt nicht an. Nicht mal ansatzweise. Doch Bjork hat einfach den Rock'n'Roll mit Riesenlöffeln gefressen und bringt das so selbstverständlich, dass selbst Jimmy selig lächeln dürfte.
Dass man mit so einer Platte in die Charts, das internationale Musikfernsehen oder ähnlich schillernde Orte gelangt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Auch dürfte die potentielle Zuhörerschaft für modernen Lebenskünstler-Bluesrock unter den Kids eher gering sein. In den Rockhimmel aber, da lassen sie dich mit so einer Scheibe unter'm Arm rein, with all of your beautiful powers.
13 Kommentare
Wie findet ihr Dieses Album??? Gibt es schon welche die es Besitzen? Laut Laut.DE soll es ja absolut top sein. Ich konnte leider bisher noch nicht reinhören aber so die sachen wo Brant Bjork mitgeeifert hat, haben mir eigentlich bisher alle sehr gefallen. Weiß wer wo man da reinhören kann??? Bei Amazon.de und JPC geht es leider nicht und die Homepage von Brant Bjork ist auch eher sperrlich ausgebaut.
Würde mich freuen, wenn mir wer einen Link zum reinhören geben könnte und auch schreiben kann, wie er so das Album findet und ob die volle Punktzahl die Laut.De diesem Album gegeben hat, tatsächlich zutrifft.
wieso kann keiner hierzu was sagen
kennst du die vorgänger? die sachen klingen nämlich nicht wirklich nach sachen bei denen bjork sonst mitgemacht hat.
sehr entspannte, zurückgelehnte musik.
kann cool sein, -manchmal- aber auch zu cool.
"Hey Monkey Boy, why you're unemployed?"
"Cause I'm jamming"
"Heyyyyy!"
Hab nur die "Keep your cool". Die ist ganz lustig. Sehr simpel, etwas krank und manchmal gehn einem auch die endlos wiederholten Minimalriffs auf den Sack.
hat jemand das "saved by magic" mal angehört? meinungen?
allein dass er gelungene anleihen bei jimy macht, macht mir den mund wässrig vor freude auf psychedelischen gitarrenbluesrock...:)