laut.de-Kritik

Die Prolls haben die Weisheit mit Kölschbier getrunken.

Review von

Nach glorreichen Alben wie "Puddelrüh" (deutsch: Pudelnackt), "Zwei Zoote Minsche" (deutsch: Zwei Sorten Mensch) oder auch "Superjeilezick" (deutsch: Supergeile Zeit) heißt es nun bei den Kölsch-Prolls von Brings "Dat is geil" (deutsch: Das ist geil).

Der Kölner ist ja von sich und seiner Stadt oft sehr überzeugt und bringt es auch gerne mal schnell auf den Punkt. Da kann man sich im Albumtitel schon mal selbst loben. Aber nicht nur auf den ersten Blick klingt alles ziemlich dahingerotzt und erinnert an eine fleischgewordene Geisterbahn.

Auf dem Cover prangt Frontsau Peter Brings mit seiner großen Klappe, jene weit aufgerissen und um ihn herum plätschert ... das Wasser vom heiligen Rhein? Wat soll dat? (deutsch: Was soll das?) Oder bekommt er gerade die volle Dusche 4711 über den Schädel? Das ist dieses stinkende, olle (deutsch: alte) Eau de Cologne, wofür sie jetzt wieder Werbung machen.

Peters schmerzverzerrtes Gesicht kann ich allerdings verstehen. Die Gesichtskirmes setzt ein, so bald man die ersten Sekunden von "Dat is geil" hört. Nee, dat is Driss (deutsch: Das ist Kacke). Brings müssen immer noch die geilen Säue rauslassen, die die Weisheit mit Kölschbier getrunken haben. Das nervt!

Selbstverständlich gibt es hier was zum Motzen wie in "Do hin" (deutsch: Da hin), in "Kölle, du bes bunt" (deutsch: Köln, du bist bunt) gibt man sich multikulti, und das Wichtigste: Seid ihr aus dem Rheinland, ist alles "Wunderbar". Dabei spricht man doch auch in Kölle schon von Gentrifizierung, oder? Aber "Scheissejal" (deutsch: Scheißegal), darauf ein Kölsch (deutsch: Bier). Bei dieser Mucke soll man einfach nur sein "Föttche schieben" (deutsch: Popo wackeln), "den ganzen Driss" (deutsch: die Scheiße) mal vergessen und einfach mit dem "Hätz" singen (deutsch: Herz). "Dat is geil", so auch der Titel der Eingangsmelodie.

"Halleluja" ist dem Fan bereits bekannt. Warum auch immer landete das Stück 2010 in der Top 30 der Media Control Single-Charts. Vielleicht, weil man auch hier wieder sein "Föttche" gut bewegen kann. Und die kuschelige Ballade "Rään" (deutsch: Regen) kann der ein oder andere auch schon mitsingen. Der nächste Karnevals-Hit steht mit der rockigen und jecken (deutsch: Ein Jeck nimmt weder Dinge noch sich selbst sonderlich ernst) Variante von "Wir wollen niemals auseinander gehen" auch schon fest. Hier sieht man jetzt schon die besoffenen Köppe auf dem Altermarkt laut mitgrölen, obwohl Heidi Brühl das Lied schon in den 60ern so schön geträllert hat.

Fazit: Jeder Jeck ist anders und fraglos ist es eine große Leistung, zwanzig Jahre lang gemeinsam Mucke zu machen. Also Jungs, Glückwunsch zum Jubiläum, aber ich halte mich dann doch lieber an die alten Ostermann-Lieder oder den "Asi mit Niwoh" (deutsch: Zeltinger).

Wie heißt es so schön im kölschen Grundgesetz, Artikel 6? Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet (deutsch: Seid kritisch, wenn Neuerungen überhand nehmen.) Tschö (deutsch: Tschüss)!

Trackliste

  1. 1. Dat is Geil
  2. 2. Wunderbar
  3. 3. Halleluja
  4. 4. Do hin
  5. 5. Nüssele
  6. 6. Dat Beste
  7. 7. Adios
  8. 8. Nit allein
  9. 9. De Zick
  10. 10. Scheissegal
  11. 11. Wir wollen niemals auseinander gehen
  12. 12. Lääve pur
  13. 13. Kölle du bes bunt
  14. 14. Rään

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5 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Mittlerweise sind Brings ja nur noch eine Karnevalsband. Dabei waren die Anfänge (die ersten beiden Alben) sehr vielversprechend. Wie es scheint war das in der Rezension erwähnte Puddelrüh der letzte Lichtblick der Band. Der Erfolg über die Kölner Stadtgrenzen hinaus dürfte wohl kein Thema mehr sein. Wobei ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass es einer vormals durchaus anspruchsvollen Rock-Band reicht auf Partymucke reduziert zu werden.

  • Vor 13 Jahren

    Mittlerweise sind Brings ja nur noch eine Karnevalsband. Dabei waren die Anfänge (die ersten beiden Alben) sehr vielversprechend. Wie es scheint war das in der Rezension erwähnte Puddelrüh der letzte Lichtblick der Band. Der Erfolg über die Kölner Stadtgrenzen hinaus dürfte wohl kein Thema mehr sein. Wobei ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass es einer vormals durchaus anspruchsvollen Rock-Band reicht auf Partymucke reduziert zu werden. Ich kann mich daher der Rezensentin nur anschließen: Glückwunsch zum Jubiläum und macht's gut!

  • Vor 13 Jahren

    @SigueSigueSnev (« Mittlerweise sind Brings ja nur noch eine Karnevalsband. Dabei waren die Anfänge (die ersten beiden Alben) sehr vielversprechend. Wie es scheint war das in der Rezension erwähnte Puddelrüh der letzte Lichtblick der Band. Der Erfolg über die Kölner Stadtgrenzen hinaus dürfte wohl kein Thema mehr sein. Wobei ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass es einer vormals durchaus anspruchsvollen Rock-Band reicht auf Partymucke reduziert zu werden. »):

    So isset, leider... :(

    Bis Superjeilezickt bzw. Puddelrüh war es eine Rockband, jetzt ist es eine Karnevalsband... :(

  • Vor 13 Jahren

    Leider ist diese Plattenkritik mindestens genauso dahingerotzt wie die Platte angeblich selbst. Oberflächlich und kein einzige Bezug zur Musik. Und wenn ihr das Album nicht mögt, dann doch bitte wenigstens sauber recherchieren: "Wir wollen niemals auseinander gehen" wird nicht der nächste Karnevals-Hit, sondern ist schon vom letzten Karneval.

  • Vor 13 Jahren

    Bis auf den Schnitzer mit "Wir wollen...." ist die Kritik ein Volltreffer. Dieses Album ist der absolute Tiefpunkt im musikalischen Schaffen von Brings. Selbst Live immer zündende Songs werden lustlos runter gedudelt. Warum so viele olle, ranzige Kamellen über die man besser den Mantel des Schweigens ausgebreitet hätte, den Weg auf das Album gefunden haben, erschliesst sich mir auch nicht. Aber anscheinend kommen die Jungs vor lauter gegenseitig auf die Schulter klopfen über die dämlichen Kölner die auch den größten Schund noch kaufen und gut finden solange es in Kölsch gesungen ist, gar nicht mehr dazu vernünfige Mukke zu machen.
    Dabei können sie es doch immer noch, wie das Jubiläumskonzert im Müngersdorfer Stadion dieses Jahr eindrucksvoll bewiesen hat.