laut.de-Kritik
Friede, Freude, Eierkuchen im rosaroten Outfit.
Review von Alexander Cordas"Why Does It Pick Me?" Gleich zu Beginn von "Days Of Our Lives" kommen Bro'Sis mit philosophischen Fragen um die Ecke. Gemeint ist die Liebe. Tja, wo die hinfällt, wächst kein Gras mehr, und nach diesem Motto pflunzt sogleich der Opener um die Ecke. "Oh No" in der "Extended Version". Hoppelpop in Reinkultur und, Gott sei es gedankt, schon nach guten vier Minuten vorbei. Neben belanglosem Gefasel über die Liebe greifen die sechs auch in der Folge zu plakativen Slogans, how geil life doch is. "So come and take a ride with me, we're rollin' VIP". Yeah. Backstagepartys flyin' high across the sky und so.
In "V.I.P." zitieren sie Limp Bizkits "Rollin'" und lassen es im typischen Dancepop-Sound neu auferstehen. Das soll tough wirken, passt aber weder in den Song, noch bewirkt es einen kreativen Schub. Etwas Abwechslung bringt zwar das dezente Gezupfe auf der akustischen Gitarre, aber alles versinkt dabei im Einheitsbrei des aufgeblasenen Monstersounds mit übertriebenen Basswumms im Rücken.
"Movin' to the right, throw your hands in the air, movin' to the left if you just don't care". Bei so viel Blubber auf der Lyric-Seite wäre es nicht schlecht, wenn der komplette Sechser so weit nach left movt, dass er endlich von der Bühne fällt. Am weitesten left stand ja immer Indira, die sich jetzt nach anderen Brüdern und Schwestern umschauen muss. Indiras stimmliche Qualitäten haben im Bro'Sis-Kontext ungefähr den selben Stellenwert wie Victoria Beckham bei den Spice Girls: einen zu vernachlässigenden.
Das fällt jedoch nicht weiter ins Gewicht, wenn die Stimmen samt Gesangsharmonien im Breitwandschlonz der Beats und Keyboardflächen untergehen. So nichtssagend wie der Sound sind die obligatorischen Balladen. Die orientieren sich zwar an modernem R'n'B, bieten aber außer softem Singsang und herunter gebremstem Tempo höchstens den passenden Soundtrack zum Schäfchen zählen. "Put Your Hands", "Never Stop", "Where Would I Be" und "All Of The Above" sollen die Herzen zum Schmelzen bringen, sind nur langweilig, banal und triefen vor Schmalz.
Textlich haben sich die Bro'Sis-Songschreiber nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Es ist ja nicht prinzipiell schlimm, wenn man die schönen Seiten des Lebens beschreibt, aber so viel Friede, Freude, Eierkuchen im rosaroten Outfit ist zu viel - das Leben ist eben keine Seifenblase. All das wäre ja noch zu ertragen, wenn wenigstens schmissige Melodien dabei heraus gekommen wären. Aber die Melodien und Harmonien sind derart flach, dass manche Parts (wie bei "Attenzione") wie Lückenfüller für bessere Ideen herhalten müssen.
Oberfrech gebärdet sich das Produzententeam dann gegen Ende der Katastrophe. "It's Alright With Me" klaut bei Jovanotti die Drums von "L'Ombelico Del Mondo" und Cameos "Word Up", bei "Tell Me Why" gibt's Timbaland-Beats für ganz Arme kurz vorm Verhungern. Das Motto "klaue hier und klaue da, mach' draus Bro'Sis-Trallala" ist die Quintessenz des Albums. Beim Versuch, urbane Sounds auf die Provinz-Eier von Bro'Sis zuzuschneiden, scheitern Songschreiber, Produzenten und Band kläglich.
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