laut.de-Kritik
Der Aggressivität setzt die Band all zu konstruierte Momente entgegen.
Review von Toni HennigMit dem letzten Album "Gravity" setzten Bullet For My Valentine zu sehr auf Radio- und Stadiontauglichkeit. Damit soll mit dem selbstbetitelten siebten Album Schluss sein. "Die Musik ist frisch, sie ist aggressiv, sie ist instinktiver und leidenschaftlicher als jemals zuvor", so das Versprechen des Sängers und Rhythmus-Gitarristen Matt Tuck.
Auf den Opener "Parasite" lassen sich diese Attribute auf jeden Fall anwenden, geht doch das Stück mit derbem Schlagzeug, noch derberen Shouts und straighten Metalcore-Riffs gnadenlos nach vorne. Bis Tucks charakteristischer Klargesang einsetzt, vergehen mehr als drei Minuten. Zudem bringen klassische Heavy Metal-Elemente etwas Abwechslung ins aggressive Soundbild.
Auch "Knives" folgt dieser wütenden Marschrichtung, klingt jedoch gesanglich und rifftechnisch ein wenig variabler und sorgt mit fein gespickten Breakdowns für Moshpitalarm. "My Reverie" lebt dagegen mehr von melodischen Saitentönen und emotionalen cleanen Vocals und hätte genauso gut auf "The Poison" stehen können, genauso wie das von einem kraftvollen Riff und einem eingängigen Refrain geprägte "Can't Escape The Waves", das sich zum Hit der Platte mausert.
In der Mitte pendeln Bullet For My Valentine jedoch zu unentschlossen zwischen Aggressivität und Melodik hin und her. Zudem überfrachten sie die Songs zu sehr mit 'Oh-oh-oh'-Chören und elektronischen Stimm-Effekten. Als ganz schlimm erweist sich "Bastards" mit seinen pathetischen Mitgröl-Momenten, die dazu animieren, die Fäuste hochdramatisch in die Luft zu strecken.
Etwas besser machen es die Waliser, wenn das Pendel mehr in Richtung Aggressivität ausschlägt. Jedenfalls knüpft "Shatter" mit präzisen Riffs und wütenden emotionalen Ausbrüchen wieder an den Biss der Anfangsphase an. Leider bläst die Band den Track gegen Ende zu sehr mit bierseligen Gesängen und traditionellen Metal-Elementen auf, die völlig zusammenhangslos erscheinen. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Die Richtung stimmt allerdings wieder.
Danach ziehen Bullet For My Valentine in "Paralysed" das Tempo noch weiter an, ohne auf melodisch einprägsame Momente zu verzichten. Der Closer "Death By A Thousand Cuts" wirkt wiederum reichlich konstruiert und bemüht, so als wenn man vor jedem Chorus ein Stopp gesetzt hätte, um noch krampfhaft eine cleane Passage für das Formatradio unterzubringen.
Letzten Endes löst "Bullet For My Valentine" nicht durchgängig das ein, was uns Matt Tuck im Vorfeld großspurig versprochen hatte, bietet jedoch eine gute Grundlage, auf der die Band weiter aufbauen kann.
3 Kommentare
Wow, so ein Album hätte ich Ihnen nicht mehr zugetraut! Das kann auf jeden Fall mit dem neuen Trivium mithalten. Für mich das beste Album seit "Scream Aim Fire".
Schon besser, aber The Poison und Scream Aim Fire können sie glaub ich eher nicht mehr toppen. Danach kam viel Schrott.
Gefällt mir besser als Gravity, aber an die erste EP und The Poison wird man wohl nie wieder anküpfen können.