laut.de-Kritik
Diese Show setzt im Deutschrap neue Standards.
Review von Alexander EngelenEs war ein trauriger Anblick, wie Bushido in schniekem, Bordeaux-rotem Seidenhemd und schwarzem Anzug die Verkündung des Gewinners des Hip Hop-Acts National bei der diesjährigen Echo-Verleihung aufnahm. Fettes Brot machten das Rennen, und Bushido schaute so angepisst aus der Wäsche, dass der Tempelhof-Gangster einem fast leid tat. Nichts mit schöner neuer Deutschrap-Welt also. Vorerst.
Denn einige Minuten später nahm Bushido den Publikums-Preis (!) für den besten Live-Act in Empfang. Und da blickte Sonny Black schon ganz anders drein: Ein überwältigtes Lächeln, mit der Gewissheit, von mehreren hunderttausend Fans zum besten Live-Entertainer des Jahres gekürt worden zu sein.
Wie passend, dass nur wenige Wochen nach diesem Erfolg die umfassende Live-DVD erscheint. Bushido wollte ein Mic - die Columbia Halle in Berlin hat es ihm gegeben; fast zwei Stunden Bushido pur auf der Bühne, mit der Unterstützung von Baba Saad, Chakuza, DJ Stickle, D-Bo, einem Live-Drummer und einem Live-Bassist.
Ein besonderes Ereignis für den Berliner Bushido, der in der gleichen Halle bereits selber namhaften Künstlern wie Jay-Z oder dem Wu-Tang Clan gelauscht hat. Mittlerweile steht er selber auf dieser Bühne, und bei 3000 jubelnden Fans hat auch Bushido ordentlich Arschwasser, wie er es nett ausdrückt. Muss er eigentlich gar nicht haben, denn diese Show setzt im Live-Deutschrap neue Standards: Live-Instrumentierung, Sound, Bühnenbild und Lichtshow haben allesamt eine Qualität, wie man sie vom hiesigen Rap nicht kennt.
Etliche Kameras verfolgen das bunte Treiben und dokumentieren mit ausgesuchten Einstellungen die Performance des Tempelhof-Gangsters. DJ Stickle lässt Gunshots durch die Halle ziehen, Bushido freut sich, dass seine Mutter das erste Mal zu einer seiner Shows gekommen ist, hält sich deswegen aber nicht zurück, Hits wie "Ab 18", "Fickdeinemutterslang", "Gemein Wie 10", "Cordon Sport Massenmord" oder "Wenn Wir Kommen" zu performen. Mama ist stolz. Auch im Hause Bushido. Und weil sich die Show in Berlin so gut anfühlt, fickt Bushido, laut Kumpel Saad, sogar Robbie Williams. Immerhin kreischen etliche Mädchen aus voller Kehle, wenn Bushido seinen rosaroten Lacoste-Pulli hochzieht und den Blick auf seinen nackten Bauch freigibt.
Wie sich ein Konzert vor 3000 Fans und der neu gewonnene Ruhm anfühlen, erklärt Bushido anschließend in ausreichenden Backstage-Aufnahmen anhand eines Vergleichs von Atombombe und menschlichem Darmausgang. Witziger anzusehen sind da nur noch kreischende, kurz vor der Ohnmacht stehende Mädchen, die Bushido mit einer Mini-Ananas beschenkt, und die Kommentierung der Backstage-Footage von Bushido und seinem Live-Bassisten Markus. Zusätzlich beinhaltet das schmucke DVD-Paket noch sechs Videos, um die Live-Show mit einigen filmischen Leckerbissen aufzupeppen.
Am Ende des Konzerts verdrückt die Mama sogar ein paar Tränen, als Bushido von der Bühne steigt. Wie gesagt, Mama ist stolz. Was sie auch sein kann, denn der Echo für den besten Live-Act ging zu Recht an den Sohnemann.
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