laut.de-Kritik
Feinfühlige Musik mit Tiefgang.
Review von Giuliano BenassiMit ihrem Debüt "Quelq'un M'a Dit" überraschte Carla Bruni 2003 nicht nur die Kritiker, sondern verbuchte mit knapp zwei Millionen verkauften Exemplaren auch einen sensationellen Publikumserfolg. Mit Rückenwind konnte sich das ehemalige Topmodel an die Aufnahme des Nachfolgers machen.
Überraschungen sollte es dabei offenbar keine geben. Regie und Gitarre übernahm wie beim Erstling Téléphone-Mitglied Louis Bertignac, der Brunis brüchige Stimme in verträumte Akustik-Klänge bettete. Der Opener "Those Dancing Days Are Gone" zeigt, dass sich auf "No Promises" nicht viel geändert hat.
Gut, die Texte sind diesmal auf Englisch und stammen von erlauchten Dichtern wie Emily Dickinson, Dorothy Parker, W. B. Yeats, Walter de la Mare oder W. H. Auden. Was Bruni vorträgt, ist jedoch absolut zweitrangig. Ob nobelpreiswürdig oder mit einer chinesischen Gebrauchsanleitung zu einem Bügeleisen: In beiden Fällen klänge sie sexy, zumal sie den Charme der Naivität nicht verloren hat.
Die einfachen, selbst komponierten Melodien passen perfekt zu ihr. Die größten Änderungen betreffen das Soundkostüm, das diesmal abwechslungsreicher ausfällt. Akustikgitarren stehen nach wie vor im Vordergrund, doch Bertignac leistet sich das eine oder andere Solo und einige Studiogäste, die Perkussionen, Orgel, Flöte, Tuba, Streicher und Jahrmarktklänge beisteuern. Doch muss man genauer hinhören, um sie wahrzunehmen – im Vordergrund steht einzig und allein Carla Bruni.
"No Promises" möchte dem Titel nach keine hohen Erwartungen wecken, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Zwar kommt der Zweitlings nicht ganz an die Güte von "Quelq'un M'a Dit" heran, doch die Qualität bleibt hoch. Der Name des ehemaligen Topmodels steht fortan für feinfühlige, von Chartambitionen unkontaminierte Musik mit Tiefgang. Bleibt zu hoffen, dass sie sich mit dem neuen Album auch mal auf die internationale Bühne traut.
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