laut.de-Kritik
Wie eine Mischung aus Enya, Riverdance und irischer Volksmusik.
Review von Amelie KöpplSchon die erste Minute von "Awakening" erinnert mit Paukenschlägen, Geigen und Flötenspiel so abartig an Mittelerde, dass Gandalf praktisch schon vor der Tür steht, um uns für die Suche nach dem Ring abzuholen. Doch mit den wahrscheinlich zartesten Stimmchen Irlands hacken sich kurz darauf vier strahlende Frauen in jedermanns Hirn, während J.R.R. Tolkien nochmal ne extra Umdrehung in seinem Grab macht.
Was wie eine Mischung aus poppiger Enya, Riverdance und irischer Volksmusik klingt, artet im Laufe von 18 (!) Songs zu einer Flut von Gefühlsüberschwang und Schnulzigkeit aus, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie diese keltischen Schmachtbolzen bereits neun US-Tourneen absolvieren und über sechs Millionen CDs verkaufen konnten.
Ein Grund dafür mag an der überaus PR-trächtigen Zusammenarbeit ihres Labels Manhattan mit dem Entertainment-Stall namens ProSiebenSat.1-Gruppe liegen. Die Idee für dieses überaus musikalische Quartett oder besser Quintett stammt von "Riverdance"-Komponist David Downes. Dieser zeichnet bis heute für die musikalische Umsetzung von Celtic Woman verantwortlich. Seit 2004 ändert sich zwar immer wieder die Besetzung - entweder aufgrund von Soloaktivitäten oder Mutterfreuden - doch der Sound blieb stets orchestral und die Frau auf dem Albumcover immer schön rothaarig.
Das mittlerweile sechste Album "Believe" besteht sowohl aus überkandidelten irischen Traditionals als auch aus bekannten, aber gnadenlos aufgehübschten Popsongs wie "Sailing" und einer Liveversion von "Tears In Heaven". Dazu kommt noch Schuberts "Ave Maria" und - was sonst? - eine Version von Simon & Garfunkels "Bridge Over Troubled Water", wie sie klebriger nicht sein könnte. Nichts gegen irische Traditionals. Aber Kinderchöre?
Wenn bei so viel Gefühl, Tradition und Gesäusel auch noch Gänsehaut und Grusel dazukommt, dann tritt mit ziemlicher Sicherheit der Meister des Nochmal-ne-miese-Best-of-Platte-Rausbringens aka Chris de Burgh in Erscheinung ("I'm Counting On You").
Andererseits könnte man auch sagen: Sie bleiben sich treu. Auf ihrer Deutschland-Tour schleimten sich Celtic Woman schon profihaft bei den Besuchern mit einer Silbermond-Coverversion ein. Spätestens hier wäre man mit einem Ausflug nach Mordor besser dran gewesen.
17 Kommentare
Klar, gregorianische Mönche ohne Peitschen und keltische Jodelschnepfen werden in den siebten Prog-Himmel rezensiert und die aktuelle Santiago Scheibe bleibt auf der Strecke. Diese Voreingenommenheit gegenüber singenden Seebären KOTZT MICH AN!
Sorry aber wenn ich diese Deppen von Santiago "Kaperfahrt" von den Ärzten singen höre, frag ich mich was das bringen soll. Für mich genauso unnötig wie die oben beschriebene Platte.
die aufm Cover ist ja dieselbe wie aufm letzten nur gespiegelt.
btw. in der "irischen Folklore" fehlt mir ein wenig der Alkoholgehalt. Das muss tönen wie ein volles Puff am Samstag Abend!
@Azealia (« @CafPow (« die aufm Cover ist ja dieselbe wie aufm letzten nur gespiegelt. »):
das stimmt! o.O
wie schlecht ist das denn?
warum spielen die nicht auch einfach ihre songs rückwärts ab.
würde das auffallen? »):
hei, gute Idee
oh übelst am trollen, dann geb ich auch mal 5 sternchen.
Schon alleine das Plattencover gehört vors Menschenrechtstribunal.