laut.de-Kritik

Durchschnittlicher Metalcore - und Potential nach oben.

Review von

Österreich verbindet man gerne mit Almdudler, Schlager- und Jodelmusik. Was die härteren Klänge angeht, können die Alpenländer dagegen weniger vorweisen. Das fanden auch ein paar junge Wiener. Dafür allerdings melodischen Metalcore aufzufahren, der im Prinzip schon seit Jahren tot gehört ist, und mit kaum Neuem aufwartet, ist vielleicht nicht die beste Idee. Trotzdem stellen die Jungs ihr Können eindrucksvoll unter Beweis.

"Bloodred" peitscht mit ordentlich Wumms, Growls und einer melodiösen Leadgitarre aus den Boxen, variiert das Tempo und überrascht mit einem starken Solo. Ähnlich wütend gehts auf "I Owe You Nothing" zu. Stets bleiben die Wiener darauf bedacht, dass cleane Gesangsparts nicht zu kurz kommen. So kommt Abwechslung in den Laden. Die oft sehr melodiöse Gitarre rutscht zudem bei keinem Song in den Hintergrund.

Bei "Crawling In The Dark" schauen Soilwork und In Flames kurz um die Ecke, ehe es wieder im Metalcore-Stil brachial auf die Fresse gibt. Hier warten gerade für die Jungspunde überraschend berührende und ehrliche Vocals auf: "Why did you die without leaving me a final chance to say goodbye? You've left me all alone".

Die rockigste Nummer stellt "My Sacrifice" dar. Der sehr melodische und melancholisch angehauchte Track funktioniert fast ausschließlich mit cleanem Gesang, was dem Ganzen etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Doch gerade weil sich die Nummer vom Rest so abhebt, geht sie als ein Höhepunkt der Platte durch. Warum gerade dieser Song als Single gewählt wurde? "Das könnten wir auch unseren Omas vorspielen" so die Antwort.

Das Doublebass-Gewitter von "6/7" macht dann richtig Laune. Allerdings schwächt der cleane Gesang die Brachialität so stark ab, dass es wieder zu keiner richtigen Hau-Drauf-Nummer reicht. und genau das ist ein wenig symptomatisch für die ganze Platte: Der Scheibe hätte es sicherlich gut getan, wenn man hier und da einfach nur geschrieen hätte, um so den Energielevel oben zu halten.

Am Ende ähneln sich die Songs dann aufgrund des immer selben Schemas (Wechselgesang plus Gitarrenmelodie) doch zu sehr. Das ist schade, denn das Quintett ist technisch versiert und versteht mit Bass, Gitarre und Schlagzeug umzugehen. So bleibt unterm Strich eine durchschnittliche Metalcore-Scheibe übrig - und eine Band, mit Potential nach oben.

Trackliste

  1. 1. Bloodred
  2. 2. I Owe You Nothing
  3. 3. Crawling In The Dark
  4. 4. My Sacrifice
  5. 5. As I Foretold
  6. 6. Spread Your Wings
  7. 7. 6/7
  8. 8. Desecrating Essence
  9. 9. My Black Heart
  10. 10. Sick Of You
  11. 11. Paranoia
  12. 12. Deny My Existence

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